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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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Bankgesellschaft, weitere einhundertzwanzig Millionen in das Projekt. Dadurch wurde die Bank der Betreiber einer Rennstrecke. Kurz nach der Fertigstellung war die Rennstrecke pleite. Dieser ganze Vorgang ist natürlich auf den Rechnern der Vorstände dokumentiert. Aber – und jetzt kommt der entscheidende Punkt – dokumentiert sind auch die Meinungen der Kritiker, Gegengutachten. Die Gegengutachter hatten Folgendes ausgeführt: Rennstrecken wie der Hockenheimring oder der Nürburgring stoßen im Umkreis von etwa zwei Autostunden auf etwa dreißig bis fünfunddreißig Millionen Menschen. Der Lausitzring hat bestenfalls ein Einzugsgebiet von den vier Millionen Berlinern und dann kommt noch die Landbevölkerung in der Lausitz hinzu, aber die hat sowieso kein massives Interesse an Autorennen. Es gibt dort auch zu wenig Motorsportklubs, die das Geschäft unter Umständen beleben könnten. Ferner fehlen Hotels und Konzepte für alternative, interessante Events wie zum Beispiel Rockkonzerte. Fazit ist: Die Bank hat ein Projekt mitfinanziert, von dem schon im Vorfeld klar war, dass es scheitern musste. Darauf haben genügend Fachleute rechtzeitig hingewiesen. Leuchtet dir das ein?«
»Ja, natürlich«, sagte er.
»Der Lausitzring ist die reinste Geldvernichtungsmaschine. Allerdings haben natürlich einige reichlich an dieser Geldvernichtung verdient. Ein Großteil der dreihundertsechzig Millionen ist auf ganz bestimmte Firmen niedergeregnet, die wussten schon im Vorhinein, dass sie die Aufträge bekommen würden. Diese Firmen gehören allesamt zu einer Bauträgergesellschaft, der Sittko bedenklich nahe steht. Die Frage ist nun: Kann irgendjemand kontrollieren, wohin die Gelder tatsächlich geflossen sind? Die Antwort lautet: Nein. Und zwar deswegen, weil niemand es kontrollieren will. Zwar schreien die Bürokraten in Brüssel: Wir brauchen Belege! Die bekommen sie. 

Denn die Baufirmen schicken die Verwendungsnachweise an eine Kanzlei, die im offiziellen Auftrag der EU und der Berliner Bankgesellschaft die Belege prüft. Aber: Stimmt das Ergebnis dieser Prüfungen? Die Antwort lautet wieder: Nein. Denn niemand aus der Kanzlei geht hin und schaut nach, ob tatsächlich sechzig Bagger und nicht nur fünfundvierzig im Einsatz waren oder ob sie siebenhundert Stunden pro Tagesschicht gebaggert haben und nicht nur dreihundert. In der Lausitz geht das Gerücht, dass am Bau der Rennstrecke eine Hand voll Leute mit einem einzigen Auftrag so viel Geld gescheffelt hat, dass es für den Rest ihres Leben reicht. Wahrscheinlich stimmt das. Es gab merkwürdige Firmen, die schon bald nach ihrer Gründung wieder auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Das alles konntest du dir aus den Daten auf den Rechnern der Vorstände zusammenreimen. Wir haben die Daten rausgefiltert, verglichen und für immer gelöscht – sofern sie zum Nachteil der Bank ausgelegt werden konnten. Wir haben die Gegengutachten gelöscht, wir haben alles vernichtet, was jemandem in der Spitze der Bank schaden könnte. Übrigens hat uns die Kanzlei, die die Verwendungsnachweise zu prüfen hatte, natürlich eine Rechnung reingereicht: eine Million Euro für beglaubigte Unterschriften auf einem total, undurchschaubaren Durcheinander. Und nun gehen wir alle gemeinsam hin und beerdigen die Rennstrecke. Jeder in der Bankspitze, der gefragt wird, wie es dazu kommen konnte, hat den gleichen Satz parat: Meine Wirtschaftsfachleute haben mir gesagt, dass der Ring laufen wird. Ein kluger Mann in der Bank hat einmal formuliert, dass die internen Spezialisten, wenn sie eine Rolle Lokuspapier analysieren müssten, zu dem Ergebnis kommen würden, dass die Bank ein paar hundert Millionen Euro Kredit geben sollte … Ich möchte allerdings betonen, dass wir nichts vernichten, was wirklich einen Betrug beweisen würde. Das Ganze dient nur dazu, die Tatsache zu verschleiern, dass alle Beine, auf denen dieses Kreditinstitut bisher gestanden hat, aus Pudding waren. Und falls du dich fragst, ob nicht Gefahr besteht, dass zum Beispiel ein Mensch aus der ControllingAbteilung hingeht und auspackt: Hallo, wir haben aber gewarnt! Diese Gefahr besteht nicht. Die Controller gehören einer Abteilung an, die jahrelang weder gefragt noch überhaupt zu Beratungen hinzugezogen wurde. Insofern hatten sie nie die Chance, vor irgendwas zu warnen. Die Bankbosse haben ganz allein entschieden. Und zum Schluss habe ich noch ein Schmankerl für dich, wie die Bayern sagen. In Österreich ist eine mit dem Lausitzring

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