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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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vergleichbare Rennstrecke für ein Drittel der Kosten gebaut worden. So, und wenn du bedenkst, dass die Politiker, die den Lausitzring protegiert haben, immer noch gewählt werden, dann darfst du mich nicht fragen, ob ich diese Demokratie mag.« Sie schüttelte sich.
»Ja«, nickte er wieder. »Wie viele solcher Vorgänge gibt es wohl?«
»Schwer zu sagen. Sicherlich mehr als hundert. Wenn ich in Kehrigk geblieben wäre, hätte ich es dir Ende nächster Woche sagen können.«
»Sag mal, würdest du über deine Erfahrungen und Kenntnisse, aber auch über deine Tätigkeit einem Ermittler Rede und Antwort stehen? Ich weiß, das ist eine schlimme Frage, aber ich muss sie stellen.«
Sie sah ihn gequält an. Sie griff nach seinen Händen und hielt sie so fest, dass ihre Knöchel weiß wurden. »Kannst du beeinflussen, wer mich befragen wird?«
»Allenfalls ein bisschen. Zum Beispiel könnte ich vorschlagen, dass es eine Frau ist, die mit dir spricht.« Er stellte sich vor, wie Marion sich fühlen würde, wenn sich gleich ein halbes Dutzend gieriger Ermittler mit ihren Fragen auf sie stürzen würde. Er setzte hinzu: »Und es wäre wichtig durchzusetzen, dass dich immer nur dieselbe Person befragt.«
»Kann ich das entscheiden, wenn ich die Frau gesehen habe? Und mit ihr gesprochen habe?«
»Ich versuche das zu arrangieren«, versprach er.
»Wirst du auch dabei sein?«
»Wahrscheinlich nicht. So viel Einfluss habe ich nicht. Aber ich werde zu Hause auf dich warten und dir Bratkartoffeln mit Spiegelei und Spargelspitzen bereiten.«
»Wir haben doch gar kein Zuhause«, murmelte sie.
»Das könnten wir uns schaffen«, sagte er sanft. »Ich würde gerne noch etwas wissen. Habt ihr auch Akten durchsehen müssen, also echten Papierkram?«
»O ja, natürlich. Ein Lastwagen hat ungefähr tausend Ordner aus Berlin gebracht. Darin sind im Wesentlichen Briefe und Memos.«
»Gut. Dann eine weitere Frage. Wie war die Stimmung im Haus? Ich habe gesehen, dass du geschlagen wurdest …«
»Ja, es war schrecklich. Die Aufseher waren dazu angehalten worden, uns Druck zu machen. Ich bin nicht die Einzige, die geschlagen worden ist. Man hat den Aufsehern Prämien versprochen, wenn wir zügig vorankommen.«
»Ich werde jetzt mit dem Leiter der Kommission sprechen. Ich will das hinter mich bringen. Gibt es noch etwas, was ich wissen sollte?«
»Nein. Im Moment fällt mir nichts ein.«
Mann ging hinaus in den verwilderten Garten und rief Blum an. »Also, sie ist zu einem Gespräch bereit, Einzelheiten müssen wir später absprechen. Die Frau ist schwer angeschlagen. Dass sie gegen ihren langjährigen Arbeitgeber aussagen soll, belastet sie.«
»Und dich auch«, bemerkte Blum hart. »Schließlich hast du was mit ihr.«
»Ja, das stimmt«, gab Mann zu. Dann berichtete er, was im Fortbildungszentrum vor sich ging, und kam zu der für ihn wichtigsten Frage: »Wer war bei Ziemann?«
»Ein Oberstaatsanwalt. Nun ist es zweifelsfrei, denn er hat es heute Morgen zugegeben. Natürlich bestreitet er, Druck auf Ziemann ausgeübt zu haben, der dazu hätte führen können, dass er sich das Leben nahm.«
»Weshalb war er denn bei Ziemann?«

»Es ging wohl das Gerücht, dass Ziemann sein privates Archiv einem Nachrichtenmagazin zur Verfügung stellen wollte. Wohlgemerkt: natürlich nicht gegen Honorar!«
»Und nun wollte die Staatsanwaltschaft das Archiv haben?«
»Ja, so war es wohl.«
»Und wie haben sie sich getrennt?«
»Der Staatsanwalt behauptet, Ziemann habe eingesehen, dass sein Archiv zum Schaden der Stadt Berlin gelesen werden könnte. Und er sei damit einverstanden gewesen, dass der Staatsanwalt eine Sicherheitsfirma beauftragte, das Archiv auszuräumen und in die Staatsanwaltschaft zu bringen.«
»Das stinkt doch!«, sagte Mann wütend. »Und was heißt ›zum Schaden der Stadt Berlin‹? Das ist ein immer wieder gern genommenes Argument! Schon als ich noch ein Kind war, haben die, die kritisierten, wie sich in Berlin Leute an den Geldern des Bundes bereicherten, zu hören bekommen, Berlin sei die letzte Bastion gegen den internationalen Kommunismus und die führenden Berliner Politiker seien durch die Bank Helden.«
Blum lachte: »Das Schlimme ist, dass ein Teil der Berliner das sogar glaubte.«
»Was passiert mit diesem Oberstaatsanwalt?« »Er ist vom Dienst suspendiert, die Verhöre gehen weiter.«
»Was glaubst du?«
»Ich glaube, dass jemand dieses Archiv unbedingt haben wollte, weil es gefährlich werden konnte. Und der-, oder wahrscheinlich

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