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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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so was?«, fragte er.
»Im Zweifelsfall musst du in den Keller runter.«
Mann ging in den Keller und entdeckte Wein, Sekt und Schnaps. »Der Sekt ist zweiundzwanzig Jahre alt«, rief er nach oben. »Sollen wir das riskieren?«
»Besser nicht«, rief sie zurück. »Nimm lieber den Wein. Wenn der nichts taugt, nehmen wir den nächsten.«
Mann wählte einen Weißwein von der Mosel. Er schmeckte noch recht ordentlich.
»Du bist in Bremen geboren. Wie kamst du nach Berlin?«
»Ich habe geheiratet. Einen Juristen. Schau mich nicht so an, das stimmt.« Sie lachte. »Er war Rechtsanwalt, angestellt bei der Stadt. Ein sehr trockener Typ, so ein humorloser Erbsenzähler. Aber nett. Die Ehe hielt nur drei Jahre. Danach habe ich es nicht mehr versucht, es war mir zu riskant.«
»Und wie bist du zur Bank gekommen?«
»Abendgymnasium, Ausbildung als Bankkauffrau. Mit der Zeit stellte sich heraus, dass ich mich im Vorzimmer ganz gut machte.«
»War Dreher dein erstes Vorzimmer?«
»Nein, ich war schon bei seinem Vorgänger. Es war eigentlich ein gutes Leben. Ein gutes Gehalt, Weihnachts-und Urlaubsgeld, zwei Mal im Jahr eine Reise. Ich konnte mich nicht beklagen.«
Sie tranken den Wein, hingen ihren Gedanken nach, wurden zunehmend schweigsamer, bis Mann sagte: »Wir sollten vielleicht langsam in die alte Bettwäsche kriechen. Ich bin müde.«
Sie liebten sich sanft, die Wildheit der ersten Begegnung ließ sich nicht zurückrufen, und sie wollten sie auch nicht.
»Wir müssten ein Jahr lang Pause machen können«, flüsterte er. »Wir müssten schnipp machen können, um auf irgendeiner Sonneninsel aufzuwachen.«
Als Manns Handy sich meldete, war es zwei Uhr nachts.
Ohne Einleitung sagte Peter: »Sascha Sirtel ist mit einem seiner Trucks tödlich verunglückt. Auf einer Straße, auf der er nichts zu suchen hatte. Auf der B 2, die von Schwedt zum Grenzübergang Stettin führt. Sagt dir das was?«
»Nein. Wann ist das passiert?«
»Vor anderthalb Stunden. Ich hätte dich gern dabei. Ich möchte mir angucken, was da passiert ist.«
»Okay. Hol mich ab.« Mann war aufgeregt. Als er aus dem Bett sprang, stieß er einen Stuhl um.
»Was ist passiert?«, fragte Marion sachlich.
Er berichtete es ihr.
»War dieser Sirtel-Sohn denn wohl gefährlich?«, fragte sie.
»Weiß nicht«, sagte er. »Aber ein wenig merkwürdig finde ich es schon, dass er ausgerechnet jetzt einen Unfall hat.«
»Mein Gott, nun muss Peter mehr als hundert Kilometer bis hierher fahren. Und anschließend habt ihr weitere hundertachtzig vor euch. Das ist doch Wahnsinn!« Sie maulte und sah keck hoch: »Das fängt ja gut an mit uns beiden.« Dann grinste sie. »Ich mach dir einen Kaffee.«
Nach erstaunlich kurzer Zeit war Peter da, blieb hinter dem Steuer sitzen und wartete nicht einmal, bis Mann sich angeschnallt hatte.
»Was meinst du damit, dass er auf der Straße nichts zu suchen hatte?«, fragte Mann. »Und wieso fährt er seinen eigenen Laster?«
»Er machte öfter Touren, er war ein wenig verrückt. Und auf diese Straße gehörte er nicht, weil er diese Nacht laut Plan über Frankfurt an der Oder nach Berlin zurückfahren sollte.«
»Na ja, aber es war sein Lkw«, sagte Mann. »Eigentlich konnte er ja machen, was er wollte. Vielleicht hat er da oben eine Braut.«
»Nicht Sascha. Sascha-Schätzchen hat immer auf Väterchen gehört. Und jetzt so was.«
Sie schwiegen, bis Mann sagte: »Ich finde, du solltest ein wenig langsamer fahren. Es macht keinen Sinn, wenn wir auch verunglücken.«
Peter reduzierte das Tempo, aber nach wenigen Kilometern war er wieder der Schnellste.
Sie rasten weiter durch die Nacht. Irgendwann musste Peter tanken und sie kauften sich Schokoriegel und aßen sie, während sie weiterfuhren.
»Hast du eigentlich Familie, also eine Frau und Kinder?«
Peter nickte. »Zwei Töchter.«
»Wie alt sind sie?«
»Sechs und neun.« Er lachte. »Sie gefallen mir gut. Deutschland ist besser für sie als Russland. Ihr habt gute Schulen und Berufsaussichten. Es war gut, hierher zu kommen. Ich will bleiben und die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen.«
Als sie bei Gramzow die B 166 erreichten, waren weniger als zwei Stunden vergangen. Es regnete leicht, der Himmel war grau, das Land düster. Schließlich gelangten sie auf die B 2, auf ihr fuhren sie weiter Richtung Norden.
»Wir müssten gleich da sein«, sagte Peter.
Es sah ein wenig so aus, als habe ein Krieg stattgefunden. Offensichtlich war der Lkw vollkommen ausgebrannt. Das Fahrerhaus war zudem auf die

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