Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
Vom Netzwerk:
kann. Sie klang eigentlich ganz vernünftig. Sag mal, diese Frau da aus dem Vorzimmer vom Dreher, kann die überhaupt was erzählen, ohne selbst auf der Anklagebank zu landen?«
»Das werde ich herausfinden, Tante Ichen. Ich melde mich wieder.«
Die Nächste war Erna Ziemann.
Ihre Tochter war am Apparat: »Mama ist noch im Krankenhaus. Sie wollen sie noch ein paar Tage beobachten. Sicherheitshalber. Aber ich soll Ihnen ausrichten, sie sei gut drauf und sie würde sich über Ihren Besuch freuen.«
»Ich komme bald«, versprach Mann. »Bestellen Sie ihr schöne Grüße.«
Nun war Kolthoff dran, Manns Anker in einer anderen Welt. »Ich wollte nur Hallo sagen. Ohne Hiobsbotschaft.«
»Wo bist du?«
»Ich habe eine Zeugin aus dem Fortbildungszentrum der Bank geholt und …«
»Ach, es hieß doch, Bulgaren hätten die Einrichtung überfallen?«
»Ich hatte einen Helfer, den Koniew mir mitgegeben hat. Er hat einem der Sicherheitsleute in den Oberschenkel geschossen. Aber sie müssen der Polizei eine ganz andere Geschichte erzählt haben.«
»Ist die Zeugin denn ergiebig?«
»Ja, ich denke schon.«
»Hör mal. Ich muss Schluss machen, meine Frau hat Geburtstag, es hat gerade geklingelt.«
»Grüß sie schön.«
Dann rief Mann Katharina an. »Du hast darum gebeten, dass ich mich melde.«
»Ja. Immer habe ich deine Tante an der Strippe, die mich nicht gerade liebt. Aber das ist nicht mehr wichtig. Wenn ich das richtig beurteile, ist unsere Geschichte zu Ende.«
Er überlegte ein paar Sekunden. »Meine Liebe zu dir ist zu Ende. Das trifft es besser. Ich weiß nicht warum, ich weiß nur, es ist passiert.«
»Wieso? Was habe ich falsch gemacht?«
»Nichts«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass man was falsch machen muss, um eine Liebe zu verlieren.«
»Na schön«, sagte sie kühl, »wie geht es weiter? Kann ich die Wohnung behalten?«
»Du kannst die Wohnung haben, du kannst alles haben. Ich hole mir nur irgendwann meine persönlichen Sachen ab. Zahnbürste und so was.«
»Nun trittst du wahrscheinlich das Erbe an und verwaltest eintausendzweihundert Mietparteien.« Das klang giftig.
»So ist das nicht«, widersprach er. »Ich bin Staatsanwalt und bleibe es. Aber ich denke, es hat keinen Zweck, jetzt darüber zu sprechen. Du bist sauer, genau wie ich. Lass uns ein andermal über alles reden.«
»Du meinst also, es ist nicht reparierbar?«, fragte sie, plötzlich eine Oktave höher.
»Ja. Lass uns aufhören, das quält nur.«
»Schuld ist diese blöde Bombe!«, schimpfte sie.
»Nein. Schuld ist die Routine. Und jetzt mach es gut.«
»Ich bin die nächsten Wochen bei meinen Eltern«, sagte sie noch schnell.
»Ja«, erwiderte Mann nur und unterbrach die Verbindung. Es war wie erwartet, er fühlte sich elend und kam sich in dem Wasserbottich nun lächerlich vor.
Es gab kein Rasierzeug, keine Zahnbürste, keine frische Unterwäsche und kein Handtuch. Er fluchte, zog den Stöpsel aus der Wanne. Unvermittelt stand Marion in der Tür und hielt ihm ein Handtuch hin.
»Es ist alles hier«, sagte sie munter. »Man muss es nur finden. Sogar ein Bademantel für dich ist da.«
»Ich bin hungrig«, sagte er und nahm ihr die Sachen ab.
»Mit wem hast du telefoniert?«
»Mit meinem alten Chef, mit meiner Tante Ichen, mit Katharina, mit der Tochter von Erich Ziemann. Ich musste Bescheid geben, dass ich noch lebe.«
»Was ist mit Katharina?«
»Sie sagt, sie hat begriffen, dass es vorbei ist. Sie will die Wohnung und sie kriegt sie. Mehr kann ich nicht tun. Das alles ist beschissen.«
»Ja«, murmelte sie und wandte sich der Treppe zu. »Du solltest dir mal den Keller anschauen, was wir alles haben. Das ist der reinste Tante-EmmaLaden. Was willst du essen?« Auf der untersten Stufe drehte sie sich plötzlich um, flog die Treppe wieder hinauf und sagte atemlos: »Wir tanzen den ganzen Tag umeinander herum und benehmen uns wie Idioten. Ich sage dir, Jochen Mann, dass ich es leid bin, mich über Dosenfutter im Keller und fehlende Handtücher zu unterhalten. Ich habe mich so riesig gefreut, als du aufgetaucht bist … Was ist eigentlich los mit uns?« Als er sie umarmen wollte, hob sie den rechten Zeigefinger. »Ich warne dich: Missbrauche mich nicht.«
»Ich missbrauche dich nicht«, versprach er.
»Ich habe ein altes, aber sauberes Bettlaken gefunden«, teilte sie aufgeregt mit. »Und …«
»Das ist mir scheißegal«, sagte er, küsste sie und drehte sie ein wenig, sodass sie mit dem Rücken zu einem der Schlafzimmer stand. Er drängelte sie

Weitere Kostenlose Bücher