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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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besser: diejenigen haben auch in Kauf genommen, dass Ziemann starb. Ich glaube an Mord.«
»Aber die Beweislage ist dürftig.«
»Sehr richtig. Was unternimmst du jetzt?«
»Ich werde noch ein wenig hier bleiben und mich mit Marion unterhalten, aber so, dass sie sich nicht ausgefragt vorkommt. Wenn du mich brauchst, sag mir Bescheid. Ich kann in zwei Stunden in Berlin sein.«
Mann hockte sich auf einen von Moos überwachsenen Stein und starrte über die Wiese. Vom See her zog ein feiner Dunst über das Land, der Tag wollte sich verabschieden.
Marion kam vom Haus her. »Wie geht es nun weiter?«
»Erst einmal bleiben wir hier. Mein Vorgesetzter meldet sich wieder.«
»Es gab so viele Stunden in deinem Leben, von denen ich nichts weiß. Magst du mir ein wenig von dir erzählen?«
Mann nickte zögernd. »Warum nicht … Weißt du, seit ich Ziemann getroffen habe, ist nichts mehr in der alten Ordnung.«
»Du kanntest ihn nur ganz kurz, nicht wahr?«
»Ja … Trotzdem war er für mich fast so etwas wie ein Vater oder wie ein Freund. Ich weiß nicht genau. Jedenfalls war er plötzlich sehr wichtig. Ziemann führte eine Art Kreuzzug gegen das korrupte Berlin. Wahrscheinlich hat er dreißig oder vierzig Jahre seines Lebens damit verbracht, genau hinzuschauen, was mit dieser Stadt passierte. Er war ein verrückter Kerl, ein listiger Fuchs. Und ich habe erst gar nicht begriffen, dass er mich zu seinem Zauberlehrling machen wollte.« Mann lachte unterdrückt, beugte sich vor und griff nach ihrer Hand. Plötzlich stiegen ihm Tränen in die Augen und er ließ es geschehen, dass er tränenblind über den Garten schaute. Dabei quetschte er Marions Hand so sehr, dass sie vorsichtig murmelte: »Das tut weh!«
Er streckte seinen Rücken durch; einhellig stellten sie fest, dass vom See eine feuchte Kühle hochzog, und sie gingen ins Haus, setzten sich in der Küche wieder auf die Eckbank. Mann erzählte nun von allem, was ihm in den letzten Tagen begegnet war. Dann war es eine lange Zeit sehr still.
Endlich sagte sie, mehr zu sich selbst: »Fünf Morde sind ziemlich heftig.«
»Ja, das denke ich auch. Haben Dreher und Blandin sich eigentlich auch privat bereichert?«
»Das weiß ich nicht genau. Aber sie verdienen ja so schon unanständig viel Geld. Und solchen Leuten geht es nicht mehr in erster Linie um ihren Kontostand. Denen geht es um Macht. Macht macht Spaß, weißt du.« Sie lachte. »Ich muss zugeben, dass mir die Macht auch Spaß gemacht hat.«
»Wie kommen die beiden denn miteinander aus?«, fragte er.
»Na ja, wie schon? Blandin zeigt den Weg und Dreher geht ihn ohne Widerspruch.«
»Du hast mal gesagt, Dreher sei als Banker Mittelmaß. Meinst du, er ist ein wenig dumm?«
»Nein, das nicht. Das ist so ein bauernschlauer. Aber Bildung ist bei dem kein großes Thema. Es ist nicht auszuschließen, dass er Julius Cäsar mit Rommel vergleicht und den amerikanischen Präsidenten für den Erleuchteten des Christentums hält. Das muss man einfach durchstehen, hat ein Abteilungsleiter mal zu mir gesagt. Das Bezeichnendste ist ja, dass Dreher auf dem Chefsessel der Bankgesellschaft sitzt und Blandin nur Chef einer Teilbank ist. Trotzdem ist Blandin eindeutig der Boss und Dreher nur sein Adjutant. Aber Dreher hat den Job sowieso nur bekommen, weil er zugesichert hat, dass er Blandin nicht auf den Teller spuckt.«
»Das klingt nach Absprache?«
»Das war eine Absprache. Es gab ein Treffen der beiden in Frankfurt am Main, ein Vierteljahr bevor Dreher in Berlin seinen Job antrat. Doch das ist nicht illegal. Ich meine, wenn Dreher sich auf so was einlässt, ist das sein Problem, oder?«
»Das bedeutet aber doch, dass alle, die sich von Dreher erhofft hatten, dass er der Bankgesellschaft einen Kurswechsel verordnen und die Bank sanieren würde, von Beginn an die Betrogenen waren?!«
»Richtig«, nickte sie.
»Hast du Beweise für diese Absprache?«
Sie sah ihn an und lächelte dünn.
»Du warst dabei«, stellte er fest.
»Ich war dabei«, bestätigte sie. »Das heißt, ich war nicht im Raum, aber ich habe Dreher anschließend den Vertrag zur Unterschrift vorgelegt.«
»Bist du dir eigentlich im Klaren darüber, wie gefährlich du für die Herren bist?«, murmelte Mann betroffen.
»Ach, Scheiße«, sagte sie verächtlich. »Ich bin doch nur die Tippse aus dem Vorzimmer.« Sie schauderte: »Und jetzt will ich nichts mehr hören von dieser Bank. Das macht mich ganz kribbelig, das tut meiner Gesundheit nicht gut.«
»Gibt es Wein im Haus oder

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