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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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rufen Sie die Polizei.« Doch die Beamten würden wohl kaum rechtzeitig eintreffen, wenn sie in Gefahr geriet, das wusste sie.
    »Lassen Sie's lieber bleiben«, mahnte Hartley beunruhigt.
    »Ich tu's gern. Und es bedeutet den Leuten sehr viel.« Ein Geschenk für Gordon, für die Bewohner von Jackson Hole, Wyoming. »Keine Bange.« Sie tätschelte Hartleys Arm und nickte ihren Freundinnen zu. Dann folgte sie dem schwitzenden Mann eine Treppe hinab, die von der Zuschauertribüne zum Ring führte. Sie sollte mit einem Mikrofon auf einem kleinen Podium stehen. Wenn sie wollte, konnte sie auch auf einem Pferd sitzen. In beiden Fällen wäre sie eine Zielscheibe, aber auf einem Pferd beweglicher. Und ihre hervorragenden Reitkünste würden ihr helfen, etwaigen Gefahren zu entrinnen.
    Freudestrahlend führten die Veranstalter ein schönes Palomino in den Ring, dessen Farbe zu Tanyas Haaren und ihrem Outfit passte. Sie würde zweifellos einen dramatischen Anblick bieten. Sie hoffte, dass kein Verrückter unter den Zuschauern saß, der auf sie schießen würde. Wenn ihr Agent wüsste, was sie vorhatte, würde er einen Nervenzusammenbruch erleiden – insbesondere, weil sie ohne Gage auftrat. Aber im Grunde ihres Herzens war sie das kleine Mädchen aus Texas geblieben. Hätte sie in ihrer Kindheit geahnt, dass sie eines Tages bei einem Rodeo die Hymne singen würde, wäre sie überglücklich gewesen. In zehn Minuten sollte sie singen, erklärte man ihr. Vergeblich schaute sie sich nach Gordon um. Niemand im Publikum schien sie zu erkennen oder mit einem Auftritt der berühmten Tanya Thomas zu rechnen. Wie sie von den Veranstaltern wusste, hatte die Hotelangestellte bei der Kartenbestellung den Namen der Rocksängerin erwähnt. Darüber ärgerte sie sich ein bisschen, aber solche Indiskretionen ließen sich nicht verhindern. Es gab immer irgendjemanden, der ihre Identität ausplauderte. Doch die Zuschauer waren nicht auf die sensationelle Ankündigung vor dem Rodeo vorbereitet, ebenso wenig wie Gordon.
    »Ladys und Gentlemen!«, rief der Leiter des Wettkampfs, der auf einem großen Rappen saß, in ein Mikrofon. »Heute Abend haben wir Ihnen etwas ganz Besonderes zu bieten. Das Jackson Hole Rodeo heißt Sie willkommen und dankt für Ihren Besuch. Diese nette Lady, die gerade bei uns Urlaub macht, wird die Hymne singen.« Inständig hoffte Tanya, er würde nicht erwähnen, wo sie derzeit wohnte, was er glücklicherweise verschwieg. »Ein Mädchen aus Texas, das für Rodeos schwärmt, Ladys und Gentlemen …« Nach einem ohrenbetäubenden Tusch von der High-School-Band, die das Lied spielen würde, fuhr der Wettkampfleiter fort: »Hier präsentiere ich Ihnen –
Tanya Thomas!«
    Bei diesen Worten öffnete ein Cowboy das Gatter, und sie galoppierte auf dem Palomino in den Ring, mit flatterndem blondem Haar, in einer Hand die Zügel, in der anderen das Mikrofon. Das Pferd war lebhafter als erwartet. Würde sie in den Staub fallen, bevor sie den ersten Takt sang? Aber sie drehte ungefährdet eine Runde und lächelte der jubelnden Menge zu. Begeistert sprangen die Leute auf, schrien aus Leibeskräften, und sie fürchtete, sie würden in den Ring stürmen. Wo war Gordon? Sie sah ihn noch immer nicht.
    Gordon saß in einiger Entfernung auf dem Balken eines Geheges und traute seinen Augen nicht. Würde sie tatsächlich die Hymne singen? Warum hatte sie ihm nichts davon erzählt?
    Nun hob sie eine Hand und brachte das enthusiastische Publikum zum Schweigen. »Vielen Dank für den Applaus! Freut mich, Sie alle zu begrüßen! Aber das ist kein Konzert, sondern ein Rodeo, und ich will nur die Hymne singen, bevor's losgeht. Für mich ist das eine große Ehre.« Jetzt war es still geworden, und alle hörten ihr fasziniert zu. »Dieses Lied ist gewissermaßen ein Echo der amerikanischen Seele. Denken Sie darüber nach, was die Worte bedeuten, und singen Sie mit mir.« Den Kopf gesenkt, wartete sie, bis die Band zu spielen begann – engagierter als jedes professionelle Orchester. Gefühlvoll begann sie zu singen, für die Stadtbewohner, die Touristen, ihre Freundinnen, für Texas – und Gordon. Vor allem für ihn. Hoffentlich würde er das merken. Sie wusste, wie wichtig ihm das Rodeo war.
    Sogar sehr wichtig. Aber in diesem Augenblick interessierte ihn nur Tanya. Noch nie hatte er etwas Schöneres gesehen und gehört, und er wünschte, er könnte die Hymne, die sie so ergreifend sang, auf Band aufnehmen. In seinen Augen brannten Tränen.

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