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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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hatte. Den ganzen Abend musste sie immer wieder Autogramme geben, während die Cowboys auf Stieren und gesattelten oder ungesattelten Wildpferden ritten. Endlich erschien Gordon im Ring, auf einem temperamentvollen gesattelten Pferd, das vehement ausschlug. Was Tanya bei solchen Ritten am meisten verabscheute, war die Gepflogenheit der Cowboys, eine Hand mit Klebeband am Sattelknauf zu befestigen. Wenn sie sich nicht rechtzeitig losrissen, konnten sie minutenlang umhergeschleift werden, bevor die Helfer das Pferd einfingen. Als Kind hatte sie schreckliche Unfälle in Texas mit angesehen.
    Sie beobachtete voller Entsetzen, wie Gordon auf einem jähzornigen braunen Pferd, das ihn mit aller Macht abzuwerfen suchte, im Kreis galoppierte. Immer wieder flogen seine Beine in die Luft, der Oberkörper und der Kopf nach hinten. Kein einziges Mal berührte er mit seiner freien Hand den Sattel. Bis die Glocke erklang, blieb er auf dem Pferderücken, dann sprang er zu Boden, und die anderen Cowboys bändigten das schnaubende Tier. Für diesen Ritt bekam Gordon ausgezeichnete Noten. Er schwenkte seinen Cowboyhut, winkte mit der Hand, an der das Klebeband hing, in Tanyas Richtung und verließ den Ring. Diesen Sieg hatte er für Tanya errungen.
    Zum Abschluss des Rodeos ritten vierzehnjährige Kids auf jungen Ochsen, die nicht so gefährlich waren wie Bullen. Mary Stuart war trotzdem empört. »Eigentlich sollte man die Eltern einsperren, die ihren Kindern so was erlauben.« Ein Junge wurde tatsächlich abgeworfen, rappelte sich aber sofort wieder hoch.
    Auf dem Weg nach draußen wurde Tanya erneut von Autogrammjägern bestürmt, von Fans fotografiert und immer wieder angefasst. Aber der Wettkampfleiter hatte in weiser Voraussicht Sicherheitsbeamte und Polizisten bereitgestellt, und so erreichte sie mit ihrer Begleitung ohne größere Probleme das Wohnmobil, vor dem etwa fünfzig Leute standen. Während das große Vehikel losfuhr, rannten sie schreiend und winkend nebenher. Dieses erstaunliche Phänomen kannte Tanya zur Genüge. Allzu lange würde es nicht dauern, bis die Begeisterung in Hysterie umschlug, deshalb musste sie schleunigst verschwinden, bevor man ihr die Kleider vom Leib riss, um Souvenirs zu ergattern – oder bevor ein Verrückter sie ernsthaft verletzte.
    »Erstaunlich, wie Sie das hinkriegen, Tanya«, meinte Hartley bewundernd. Sie blieb stets freundlich, wahrte ihre Würde und versuchte, den Fans zu geben, was sie wollten, und trotzdem sicheren Abstand zu halten. »An Ihrer Stelle würde ich vor Angst sterben. Aber ich bin eben ein unverbesserlicher Feigling. Wie Sie bei all dem Wirbel so himmlisch singen können, verstehe ich nicht. Rings um uns haben alle Leute geweint.«
    »Ich auch«, erklärte Mary Stuart.
    »Wenn du singst, weine ich immer, Tan«, gestand Zoe in beiläufigem Ton, und Tanya lächelte gerührt.
    Es war ein bemerkenswerter Abend gewesen. Nach der Rückkehr auf die Moose Ranch blieb Hartley eine Weile im Bungalow der drei Frauen. Dann ging er mit Mary Stuart spazieren, um halb zwölf brachte er sie zurück. Minutenlang standen sie im Mondschein und küssten sich, was Tanya und Zoe süß und unglaublich romantisch fanden.
    »Was glaubst du, was passieren wird?«, fragte Tanya, während sie im Wohnzimmer saßen und durchs Fenster schauten.
    »Schwer zu sagen. Ich würde ihr ein neues Glück gönnen. Aber ich fürchte, solche Ferienromanzen dauern nicht lange.
    Und sie hat noch nicht endgültig mit Bill Schluss gemacht.« Das war der scharfsinnigen Zoe bereits aufgefallen.
    »Hoffentlich verlässt sie ihn. In diesem letzten Jahr hat er sie unmöglich behandelt.«
    »Auch er hat gelitten.« Zoe wusste, wie sehr ein Todesfall die Hinterbliebenen belasten und in ihrem Wesen verändern konnte. In solchen Situationen entwickelten sich manche Menschen zu Heiligen, andere zu hartherzigen Schuften -wie Bill Walker. Als sie sich nach Tanyas Begegnung mit dem Cowboy erkundigen wollte, kam eine glückstrahlende Mary Stuart herein.
    »Sollen wir nachschauen, ob dir seine Bartstoppeln das Gesicht zerkratzt haben?«, fragte Tanya wie in der College-Zeit, und alle brachen in Gelächter aus.
    »O Gott, ich hatte ganz vergessen, wie das ist«, seufzte Mary Stuart.
    Eine Zeit lang unterhielten sie sich, dann gingen Mary Stuart und Zoe ins Bett. Tanya wollte noch eine Weile im Wohnzimmer sitzen und lesen, noch zu aufgewühlt von den Erlebnissen beim Rodeo, um zu schlafen. Kurz nach Mitternacht hörte sie ein leises

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