Die Rasse der Flügelmenschen
haben?«
Ein hagerer, alter Lannach mit ärgerlichem Blick hüllte sich in seine Schwingen und stieß hervor: » Zuerst einmal, Herdenhäuptling, wozu ist er überhaupt hier?«
»Weil der Kommandeur ihn eingeladen hat«, meinte Tolk diplomatisch.
»Ich meine, Herold, Sie brauchen mir nicht das Wort im Mund umzudrehen. Sie wissen genau, was ich meine. Die Expedition nach Mannenach wurde auf sein Drängen hin unternommen. Sie hat uns die schlimmste Niederlage in unserer ganzen Geschichte eingebracht. Und seit damals hat er darauf bestanden, daß das Gros unserer Truppen hierbleiben sollte, während der Feind Gelegenheit hatte, das Land zu verwüsten. Ich sehe nicht ein, warum wir seinen Rat hören sollten.«
Trolwens Blick war besorgt. »Hat sonst noch jemand etwas vorzubringen?« fragte er mit sehr leiser Stimme.
Ein erbostes Murmeln ging durch die Reihen. »Ja – ja – ja – er soll sich verantworten, wenn er kann.«
Van Rijn lief rot wie ein Puter an. »Der Erd’ho ist im Rat angegriffen worden«, sagte Trolwen. »Will er sich verteidigen?«
Er setzte sich hin und wartete wie die anderen.
Und da explodierte van Rijn. »Pest und Schwefel! Wie lange soll ich mich denn noch mit so idiotischen, undankbaren Hohlköpfen herumärgern?« Er raufte sich das Haar und schlug wild mit den Fäusten in der Luft herum. »Das ist doch nicht auszuhalten! Perbacco, wenn ihr mich noch einmal beleidigt, dann hat euer letztes Stündlein geschlagen!« Er setzte seine Fettmassen in Bewegung und ging wie eine ins Laufen gekommene Lawine auf die Lannachska los, wobei er unaufhörlich weiterbrüllte. Die Ratsherren, die ihm am nächsten saßen, duckten sich ängstlich.
»Erd’ho – Sir – bitte!« flüsterte Trolwen.
Als er sie genügend eingeschüchtert hatte, sagte van Rijn kühl: »Ich gebe gute Ratschläge, und Sie sind zu dumm, sie richtig zu befolgen, und dann geben Sie mir die Schuld, wenn etwas schiefgeht.
Ich habe euch immer und immer gewarnt, Mannenach nicht zuerst anzugreifen. Ich habe gleich gesagt, die Flöße können bis an die Stadtmauern heranfahren, und die Flöße sind das Rückgrat und die Stärke der Flotte. Ich bin vor euch auf diese armen alten Knie gefallen und habe gebettelt, zuerst die wichtigen Städte im Hochland einzunehmen, aber nein, niemand hat auf mich gehört. Jetzt werdet ihr meine Befehle bekommen und sonst gar nichts! Keine Widerrede mehr, oder ich sage mich von euch los und gehe allein nach Hause. Von jetzt ab, wenn ihr weiterleben wollt, werdet ihr tun, was ich sage. Verstanden?«
Er machte eine Pause.
Keiner sprach ein Wort.
»Darf ich den Erd’ho bitten, das Wort zu ergreifen?« fragte Tolk endlich. Er allein schien nicht aus der Fassung gebracht zu sein, wie ein wahrer Kenner des guten Schauspiels, der gerade einen Kunstgenuß besonderer Art über sich hat ergehen lassen.
»Ja, das werde ich. Ich werde Ihnen sagen, warum wir nicht mehr länger hierbleiben können. Sie fragen mich, warum ich die Armee am Zügel halte und Kapitän Delp nichts in den Weg lege.« Van Rijn zählte an seinen Fingern ab: »Erstens, wenn wir ihn direkt angreifen, tun wir genau, was er will, wahrscheinlich kann er uns dann vernichten, weil seine Streitkräfte umfangreicher und nicht so hungrig und entmutigt wie die unseren sind. Zweitens; er wird nicht gegen Salmenbrok vorrücken, solange wir hier sind, weil er genau weiß, daß er uns hier nicht gewachsen ist. Folglich hatte ich durch das Bleiben der Armee die Möglichkeit, unsere Artillerie auf Vordermann zu bringen. Drittens, ich hoffe, daß wir durch all diese Verzögerungstaktik, während der die Mühlen unermüdlich Kriegsmaterial produzierten, die Mittel zum Siege in die Hand bekommen.«
»Was?« Der Laut kam aus der Kehle eines der Ratsherren, der in der Aufregung das Protokoll vergessen hatte.
»Ah.« Van Rijn legte einen Finger auf seine mächtige Nase und blinzelte. »Das werden wir gleich sehen. Ich schlage vor, daß wir alle dieses Land hier verlassen und nach Norden fliegen.«
Und nun brach die Hölle los! Es dauerte Minuten, bis sich die Unruhe wieder gelegt hatte.
»Ruhe!« brüllte Trolwen. »Ruhe!« Er schlug mit dem Schweif dröhnend auf die Erde. »Erd’ho, es ist hier verschiedentlich davon gesprochen worden, Lannach ganz zu verlassen – ja, in steigendem Maße sogar, je mehr unsere Leute den Mut verlieren. Wir könnten immer noch Sumpf-Kilnu rechtzeitig erreichen, um die meisten unserer Frauen und Kinder heil über die Zeit
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