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Die Rasse der Flügelmenschen

Die Rasse der Flügelmenschen

Titel: Die Rasse der Flügelmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Worte alle nicht«, flüsterte Tolk.
    »Ruhig«, antwortete Trolwen, »lassen Sie mich zuhören.« Es standen ihm Tränen in den Augen, und er zitterte. »… dies herrliche Stück Erde, dieses Reich von Lannach!« Die Armee schlug ihre Schwingen, und tosender Beifall umbrauste van Rijn.
    Und dann fuhr er fort und brachte Stücke aus der Grabrede des Perikles und aus der Rede von Gettysburg.
    Als er damit fertig war, hätte er sich zum Kommander wählen lassen können, wenn ihm an dem Amt etwas gelegen wäre.
     
10. Kapitel
     
    Die Insel Dwarnach lag ein gutes Stück jenseits des Archipels, ein paar hundert Kilometer nördlich von Lannach. So schnell auch die Herde flog, wobei ihre Reise nur hin und wieder durch kurze Pausen unterbrochen wurde, dauerte es doch einige Erdtage, bis sie dort ankamen, und das Los der Menschen, die in Tragnetzen mitgeführt wurden, war bestimmt nicht beneidenswert. Nachher war die Erinnerung, die Wace an die ganze Reise hatte, wie in einem Nebel verschwommen.
    Als er dann am Zielort am Strand stand, auf Beinen, die sein Gewicht kaum tragen konnten, fühlte er sich wie im Himmel.
    Der Hochsommer hatte hier auch seinen Einzug gehalten, und wenn sie auch noch nicht zu weit im Norden waren, so war die Luft doch kühl. Tolk sagte, daß noch niemand den Versuch gemacht hatte, hier zu wohnen. Die Inseln von Holmenach lenkten einen kühlen Strom des Ozeans ab und leiteten ihn hinauf in das Meer der Eisberge, und die kalten Wasser umströmten Dwarnach.
    Jetzt hatte die Herde, Flügel an Flügel, das Ziel ihrer langen Reise erreicht und ließ sich aus dem Grau des Himmels zu Boden sinken. Schwarzer Sand kletterte über die Gletscher hinauf bis zur Kehle eines Vulkans. Dünne, hagere Bäume waren über die niedrigeren Hügel verstreut, dazwischen standen hin und wieder vereinzelte Grasbüschel. Ein paar Seevögel strichen über die Packeisfelder, und die versteckte Sonne warf ihr blutrotes Licht auf das kahle Land.
    Sandra schauderte. Wace war erschüttert, als ihm zu Bewußtsein kam, wie sehr sie schon abgemagert war.
    Sie wickelte ihre stinkende, grobe Jacke enger um sich. Der Wind zupfte an ihren hellen Locken und ließ sie verloren vor den schwarzen Klippen fliegen. Um sie herum kauerten, gingen und flatterten zehntausend geflügelte verärgerte Drachen. Das Pfeifen und die Kehllaute ihrer unmenschlichen Sprache, das peitschenartige Knallen ihrer Schwingen übertönten das Flüstern und Wimmern des Windes. Sie strich sich mit der Hand wie ein weinendes kleines Kind über die Augen, und da sah Wace, daß ihre schmalen Hände bluteten, wo sie sich am Netz festgehalten hatte, und daß sie vor Müdigkeit schwankte.
    Sein Herz krampfte sich zusammen, und er trat einen Schritt auf sie zu. Aber Nicholas van Rijn, fett und schmierig wie er war, war schneller. Er klopfte ihr mit seiner haarigen Pranke auf den Rücken und brüllte fröhlich: »So, jetzt sind wir hier, und der Teufel soll mich holen, wenn ich euch nicht bald nach Hause und in ein heißes Bad bringe.«
    Lady Sandra Tamarin, Thronerbin des Großherzogtums von Hermes, lächelte mit leidender Miene. »Ich könnte jetzt etwas Ruhe gebrauchen«, flüsterte sie.
    »Jaja, das sehen wir.« Van Rijn steckte zwei Finger in den Mund und ließ einen ohrenbetäubenden Pfiff ertönen. Trolwen kam geflogen. »Sie dort! Suchen Sie ihr eine Höhle, wo es warm ist, und stecken Sie sie hinein.«
    »Ich?« Trolwen warf den Kopf in den Nacken. »Ich habe mich um meine Herde zu kümmern!«
    »Sie haben gehört, was ich gesagt habe, Schafskopf.« Van Rijn stolperte weiter und erwischte Wace. »So, und jetzt zu Ihnen. Sind Sie bereit, die Arbeit gleich wieder aufzunehmen? Rufen Sie sich Ihre Leute zusammen, soviel Sie brauchen.«
    »Ich –« Wace trat einen Schritt zurück. »Schauen Sie, es sind – ich weiß nicht wieviel Stunden vergangen, seit wir das letzte Mal gerastet haben, und nun –»
    Van Rijn wurde wütend. »Und wie viele Wochen sind vergangen, seit ich das letzte Mal eine Zigarre geraucht oder ein gutes Glas Genever getrunken habe? Sie denken immer nur an sich, nie an andere Leute.« Er hob den Blick zum Himmel und schrie: »Muß ich denn alles selber machen?«
    Wace sah, wie Trolwen Sandra an einen Ort führte, wo sie schlafen und ein paar Stunden lang die Kälte vergessen konnte. »Na schön! Aber was werden Sie tun?«
    »Ich muß organisieren. Zuerst muß ich sehen, daß Trolwen ein paar Leute aufstellt, die Bäume fällen, damit wir Mäste

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