Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
Vom Netzwerk:
Kepler warf einen Blick zurück auf seine toten Männer. Er wollte schreien, aber es wäre sinnlos.
    Kepler hatte sich damit arrangiert, für Abudi zu töten, es gab schlimmere Menschen als den General. Aber das hier war keine Grenzstreiterei zwischen verfeindeten Warlords mehr. Wenn diese Sache eskalierte, würde sein gebildeter und kosmopolitischer Chef so wie die anderen rücksichtslos nach links und rechts morden, um seine Macht zu erhalten. Dann würde das Ganze in einen Bürgerkrieg ausarten, mit oder ohne ein religiöses oder ethnisches Deckmäntelchen, das Abschlachten würde mehr und schlimmer werden.
    Das Leben war nichts mehr al s ein Wort geworden, es gab nur den Tod.
    Aber der war es wert, zu leben.
    Kepler fuhr vorsichtig zwischen den Toten weiter. Dann waren es zu viele, und er hielt an. Er und seine Männer luden die Leichen ihrer toten Kameraden ab, trugen sie abseits des Lagers und begruben sie am Fuße des Minenberges. Sie schichteten Felsbrocken auf die Gräber, bevor sie zurück ins Lager gingen.
    Die anderen Milizen hatten sie bei den schweigend durchgeführten Begräbnissen ebenfalls schweigend und mit offensichtlicher Achtung beobachtet. Sie gingen ihnen aus dem Weg, nickten ihnen aber dabei respektvoll zu.
    Kepler wies Massa knapp an, das Zelt aufzustellen und zu essen zu beso rgen, er selbst ging zum Stab. Tatuki und der Oberst, der die Verstärkung anführte, telefonierten gerade. Kepler wollte solange hinausgehen, aber Tatuki deutete ihm zu bleiben. Von seiner Überheblichkeit ihm gegenüber war nichts mehr da.
    "Ja, Sir", sagte er. "Colonel Kepler ist gerade reingekommen, wollen Sie mit ihm reden?" Er hielt Kepler den Hörer hin. "Der General", flüsterte er.
    Bin nicht blöd, dachte Kepler, als er den Hörer nahm.
    "Ja?"
    "Sie haben gute Arbeit geleistet, habe ich gehört", ertönte Abudis Stimme.
    "Danke. Aber wir hatten Glück", sagte Kepler bestimmt.
    Er sah, wie Tatu ki die Augenbrauen zusammenzog.
    "Colonel Tatukis Plan war gut und er hat funktio niert. Aber nur", fügte er deutlich hinzu, "weil die Verstärkung rechtzeitig da war."
    " Tatuki meint, wir sollten Baci sofort angreifen und vernichten, solange er geschwächt ist", sagte Abudi. "Sind Sie auch der Meinung?"
    "Nein ", erwiderte Kepler entschieden, Tatukis Reaktion – und was der Oberst dachte – war ihm egal. Er sah ihn an. "Waren Baci und Baruk dabei?"
    Tatuki schüttelte den Kopf.
    "Wenn wir gleich in Gharb Kurdufan einmarschieren, haben wir denselben Mist am Hals wie damals in Malakal", erklärte Kepler dem General.
    "Hm", machte Abudi überlegend, "meinen Sie, wir sollten Baci und B aruk sich sammeln lassen und erst dann gezielt und endgültig vernichten?"
    Der Mann kombinierte schnell.
    "Ja", bestätigte Kepler. "Sonst treiben wir uns auch hier zwei Jahre rum."
    "Geben Sie mir Tatuki."
    Kepler reichte den Hörer weiter. Tatuki hörte eine Weile zu, verabschiedete sich und legte auf.
    "Wie lange sollten wir warten, was meinen Sie?", fragte er Kepler.
    "Paar Wochen."
    "Meinte der General auch", sagte Tatuki nachdenklich. "Gehen Sie sich ausruhen." Er streckte Kepler die Hand entgegen. "Gute Arbeit, Colonel."
    Kepler könnte kotzen. Dafür , dass dieser Offizier ihn so nannte, waren zwei seiner Männer gestorben. Er drückte Tatukis Hand trotzdem. Es war Krieg.
    Bei der Nachbesprechung brauchte Kepler nicht zu berichten, wie sein Einsatz abgelaufen war. Tatuki und der andere Oberst zollten ihm und seinen Männern auch so Anerkennung und Respekt. Sie bekundeten sogar Beileid wegen seiner gefallenen Männer. Danach wollten sie berichten, wie der Kampf bei ihnen abgelaufen war, und ihn anschließend zum Abendessen einladen.
    "Nein", unterbrach Kepler sie, "ich brauche eine detaillierte Karte von diesem Gebiet , Proviant für zwei Männer und ein Boot."
    "Wozu?", wunderte Tatuki sich.
    "Ich werde jetzt meine Arbeit machen", antwortete Kepler einsilbig, aber bestimmt. "Das, was ich von vornherein hätte tun sollen."
    Er hatte es als Vorwurf und abweisend gesagt, und es war ihm völlig egal, wie Tatuki darauf reagieren würde. Der Oberst schluckte seine Verärgerung herunter, holte eine Karte heraus, rief nach der Ordonanz und gab dem Mann die Anweisung bezüglich des Bootes. Danach sah er Kepler fragend an.
    "Gut", sagte Kepler und ging hinau s.
    Seine Männer hatten irgendwo ein Viertel einer gebratenen Kuh ab gekriegt, warteten aber trotz des Hungers auf ihn. Sie aßen zusammen, dann wies Kepler Kobi, Abib und Massa knapp

Weitere Kostenlose Bücher