Die Ratte des Warlords (German Edition)
an, mitzukommen.
Es war schon Nacht, das Lager schlief, nur aus dem Krankenzelt kamen die Laute der Verletzten.
Am Stab ließ Kepler das bereitgestellte Schlauchboot aufladen, dann fuhren sie weiter. Den ganzen Weg zum Fluss studierte Kepler im Licht einer Taschenlampe die Karte, die er von Tatuki bekommen hatte. Er bestimmte eine Stelle, die oberhalb derer lag, die Bacis Leute auf ihrer Flucht benutzt haben mussten.
Bahr el-Ghazal glitzerte kaum wahrnehmbar, als sie am Ufer ankamen.
"Ihr bringt uns über den Fluss, fahrt zurück, nehmt die anderen und geht nach Hause", wies Kepler Massa und Abib an. "Kobi und ich kommen dann dahin."
Die Männer sagten nichts, sein Ton erlaubte es ihnen nicht.
Massa und Abib ruderten das Boot über den Fluss. Kaum , dass sie anlandeten, sprang Kepler heraus und setzte sich in Bewegung. Er ging weg ohne sich zu seinen Männern umzudrehen, und ohne ein Wort zu Kobi zu sagen.
Er wüsste auch nicht, was. Zwei seiner Männer waren tot und er wollte nicht wissen , wie viele andere noch. Und er wollte nicht darüber nachdenken, wie viele noch würden sterben müssen, Bewaffnete und Zivilisten, sollte er versagen.
54. Die benachbarten Herrschaftsgebiete von Baci und Baruk waren in Panik und Auflösung begriffen, die Machtstrukturen der beiden Warlords zerfielen. Statt eines Sieges war eine Niederlage eingetreten und jeder klar denkende Mensch wusste, dass Abudi es ausnutzen und hier umgehend einfallen würde.
Aber Baci konnte nicht einfach aufgeben, er würde weitere Leben opfern, bevor die endgültige Niederlage ihn einholte. Er war nicht der einzige, der so dachte, Baruk hatte auch etliches zu verlieren, sobald Abudi die Macht übernahm. Kepler wollte diesem unsinnigen Widerstand den Kopf abschlagen und so das Blutvergießen verhindern. Und seine Männer rächen. Und andere retten.
Vielleicht allein aufgrund seiner grimmigen Entschlossenheit kamen Kepler und Kobi auf der Suche nach Baci und Baruk schnell voran. Kepler versteckte sich überhaupt nicht. Nach einer Woche sahen er und Kobi absolut abgehalftert aus, sie waren schmutzig und sie stanken. Trotzdem ging Kepler mit der Arroganz eines weißen Kolonialherrn durch die Ortschaften und erkundigte sich nach den beiden Warlords. Ihm war es gleichgültig, ob er Bewaffnete antraf. Er erschoss drei Männer, die glaubten, ihre AKs gäben ihnen das Recht ihn festzusetzen. Den meisten Einwohnern dieses Landstriches war es gleichgültig, was Kepler wollte, sie hatten Angst vor Abudi und gaben Kepler mehr oder weniger bereitwillig die Auskünfte, die er haben wollte.
Zehn Tage nach Beginn der Suche wusste Kepler in etwa, wo Baci sich aufhielt. Der Warlord hatte sich mit dem Rest der Truppen, die ihm noch loyal waren, in ein Dorf im Gebiet des kleinen Städtchens Aluk zurückgezogen und versuchte dort verzweifelt, Widerstand gegen Abudi zu organisieren.
Seit sie in der Nähe von Aluk waren, konnten Kepler und Kobi sich nur noch nachts bewegen. Das war zwar anstrengend, zeigte aber, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Allerdings wussten sie immer noch nicht genau, in welchem Dorf Baci sich aufhielt. Dafür erfuhren sie zehn weitere Tage später, dass Abudi den Angriff gestartet hatte. Die Zeit lief Kepler davon.
Eines Abends saßen er und Kobi im Gebüsch unweit einer Straße. Den ganzen Tag über hatten sie abwechselnd Wache gehalten und geschlafen und auf die Du nkelheit gewartet, um weiter ziehen zu können.
Jetzt neigte sich der Tag dem Ende zu, die Sonne ging unter, aber Kepler z ögerte. Sie könnten ohne große Gefahr, als feindliche Kämpfer erkannt zu werden, sich unter die seltenen Bewaffneten mischen, die die Straße passierten.
Doch irgend etwas hielt Kepler zurück. Vielleicht die Unsicherheit, welchen Weg sie nehmen sollten, die Straße gabelte sich unweit ihrer Position. Oder es war sein Gespür eines geborenen Soldaten, das ihn warten ließ. Er wartete.
Dann machte er ein Zeichen, und Kobis leises Beten erstarb sofort. Auf seinen Wink hin bezogen sie eine Lauerstellung näher zur Straße. Sie sahen zwei Mä nner von Bacis Armee. Sie gingen schnellen Schrittes zu Fuß, obwohl sie Pferde hatten. Aber sie führten die Tiere an den Zügeln.
Es waren nicht die ersten müden Männer mit erschöpften Pferden, Kepler und Kobi hatten schon viele gesehen. Nach einigen Sekunden machte Kepler trotzdem einen Wink. Sein Einweiser schaltete das Fernglas in den Nachtmodus und überblickte die Umgebung, während er das AWSM vom
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