Die Ratte des Warlords (German Edition)
sofort. Er kannte diesen Ausdruck in den Augen eines Mannes. Der Kerl wollte Blut sehen, er wollte sich an der Wehrlosigkeit seiner Opfer weiden, und es gab nichts auf der Welt , was ihn davon abhalten würde.
"Warum?", fragte Kepler fassungslos.
"Es sind Christen."
" Na sowas", spottete Kepler. "Das kotzt dich jetzt an?"
"Nein", erwiderte der Mann in böser Freude, "das kotzt mich schon sehr lange an", geiferte er, "sie bringen unsere Kinder vom Glauben ab."
"Sie lehren sie lesen und schreiben", erwiderte Kepler giftig, "und sie geben ihnen zu essen, während du eine Hure im Puff reitest."
"Es sind Christen", wiederholte der Mann stumpf.
"Na und?", schrie Kepler beinahe. "Sie beten denselben Gott an wie du, nur anders. Deswegen verdient ein Mensch nicht zu sterben!"
"Die schon", widersprach der Milize arrogant überlegen.
"Lass sie laufen", befahl Kepler.
Die Nonnen hatten dem Gespräch zugehört, in dem es um ihren Tod ging, aber ihre Gesichter waren vollkommen ruhig geblieben. Kepler machte einen Schritt in Richtung der Frauen, um ihre Fesseln zu l ösen. Der Kommandeur blickte schnell einen seiner Untergeben an und im nächsten Moment drückte die Mündung einer Kalaschnikow in Keplers Brust.
"Was soll das?", fuhr er wütend den Kommandeur über den Kopf des Milizen an, der ihm die Waffe vorhielt. "Du weißt, wer ich bin?"
Der Kommandeur trat an den Rücken seines Untergebenen und blickt e Kepler direkt in die Augen. Der Mann, der sonst wie jeder andere Angst vor ihm hatte, fürchtete sich dieses Mal nicht.
"Ich handle auf Befehl. Verschwinde also, sonst killen wir dich mit, du arrogantes weißes Schwein", drohte er.
Befehl. So einer. Kepler spürte Kälte im Herz, trotz seines Stumpfsinns.
"Bitte", flehte er, "lass sie gehen."
Der Lauf der AK bohrte sich immer tiefer in seinen Bauch, er kriegte fast ke ine Luft, aber der Milize hatte Mühe, seinen Vorwärtsdrang zurückzuhalten.
"Nein", antwortete der Leutnant eisig.
Kepler sah in seine Augen, und dann wus ste er, dass das Bitten nichts bringen würde. Der Leutnant richtete den Blick auf seinen Untergebenen.
"Bring ihn weg", befahl er. "Und wenn er Witze macht – erschieß ihn."
E r sah Kepler verachtend an und drehte sich um. Der Milize entsicherte seine AK mit einem deutlichen Geräusch. Kepler überlegte und hob die Hände etwas an. Als er sich zum Gehen wandte, sah er, wie der Kommandeur ihn aus dem Augenwinkel anblickte ohne den Kopf zu drehen. Der Milize trat einen Schritt zur Seite, die Waffe auf Kepler gerichtet, und er ging zurück.
Er hörte den Mann hinter sich, aber der war im M oment seine kleinste Sorge.
Bis zum Jeep waren es zweihundert Meter und zurück nochmal s oviel. Kepler drehte den Kopf erst nach links, dann nach rechts. Mit der Deckung war es hier dürftig, ein paar Büsche, einige versteinerte Baumstämme. Näher an der Mission war es besser, aber bis dahin musste er es erst schaffen. Er ging schneller.
E r musste unbedingt zum Jeep, er konnte die Wache dort nicht in seinem Rücken frei laufen lassen. Tatukis Kompanien hatten Teams zu zwölf Mann. Also, die Wache, der Typ hinter ihm, vier beim Kommandeur, er selbst, plus zwei, die das Haus abfackelten. Mindestens zwei waren am Plündern, einer am Pissen.
Der Schalldämpfer steckte leider in der Weste und nicht an der Glock, desw egen konnte Kepler noch nicht schießen, die Wache und seinen Begleiter musste er anders töten. Er hatte sechs volle Magazine mit. Das waren insgesamt einhundertzwei Schuss. Genau schießen konnte er aus der Bewegung heraus auf etwa fünfzehn Meter, aber bestimmt kam er nicht sofort so nah heran. Er rechnete damit, mindestens einhundert Meter unbemerkt laufen zu können, danach lag es nur noch an der Schnelligkeit. Also sechs bis neun Schuss pro Mann, das machte aufgerundet neunzig, und zwölf Reserve. Mager.
Plötzlich knallte ein Schuss, das typische Geräusch einer AK. Abrupt drehte Kepler sich um und sah, wie eine der Nonnen zur Seite fiel. Ein Milize senkte sein Gewehr. Der Kommandeur trat an die liegende Frau, zog langsam seine Pi stole und schoss ihr in den Kopf. Dann drehte er sich zu den anderen Nonnen.
Ke pler vergaß seinen Plan und wollte zurückrennen, aber der Milize stieß ihn mit dem Gewehr in die Brust und brachte ihn so wieder zur Besinnung.
"Geh weiter", befahl der Mann und feixte überlegen drohend.
Die Arroganz und die Selbstsicherheit seines Kommandeurs hatten sich auf ihn übertragen, er fühlte sich jetzt
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