Die Ratte des Warlords (German Edition)
Arm tat. Es war überflüssig, er spürte das Messer nur als tiefes Kratzen. Allerdings knurrte er, als Budi das Wasserstoffperoxid über die Wunde goss, er hatte ihm verboten, die Lösung zu verdünnen. Die Haut färbte sich sofort weiß, Kepler wurde etwas wacher.
"Nimm mein Iridium und ruf Abudi an", befahl er Kobi, der die Resektion mit besorgtem Gesicht beobachtete. "Er soll zwei Hinds schicken, einen zu uns, der andere soll das Lager platt machen, solange die noch verwirrt sind. Mach hin."
Sie hatten nur eine einzige Flasche Wasser , und die Männer flössten sie Kepler vollständig ein, um seinen Flüssigkeitsverlust wenigstens etwas auszugleichen.
Zehn Stunden später drehten sie alle vor Durst fast durch. Kepler verbrachte diese und die nächsten si eben Stunden in einem Zustand zwischen Wirklichkeit und Benommenheit. Er konnte sich noch wie durch einen Nebel zu dem knapp über dem Boden schwebenden Hind schleppen, dessen Pilot schrie, dass sie sich beeilen sollen, weil die Notreserve fast verbraucht war.
In den Helikopter mus ste Kepler gehoben werden. Er bekam noch mit, dass sie über den Zefah-Game-Naturpark flogen, dann verlor er das Bewusstsein.
64. Drei Tage später war Kepler immer noch schwach, aber ansonsten ging es ihm gut. Abudi besuchte ihn im Krankenhaus. Er bedauerte den Verlust von vier Männern und bescheinigte einen gelungenen Einsatz, die SPLM war bereit zu verhandeln, jetzt hatte sie Angst. Anschließend befahl Abudi rigoros eine vollständige Genesung und verordnete eine lange Pause.
Den ganzen nächsten Monat lang war Kepler folgsam damit beschäftigt, sich zu regenerieren. Sein Arm funktionierte wieder ohne Einschränkungen, die Lähmung war wohl wieder nur in seinem verwirrten Gehirn aufgrund seines kaum vorhandenen Schmerzempfindens zustandegekommen.
Während dieses Monats trainierte Kepler nur. Er nahm nicht an den Kämpfen teil, sondern beschränkte sich darauf, seine Männer darauf vorzubereiten.
N achdem er sich selbst für einsatzbereit erklärt hatte, gab es keinen Einsatz für ihn mehr. Abudi tönte, dass es gut war, so musste er nicht wieder riskieren, einen seiner wichtigsten Männer zu verlieren.
Trotz dieser Äußerungen schüttete der General Kepler mit Verwaltungsaufgaben und denen des Ausbilders zu. Kepler hatte den Eindruck, dass Abudi nicht aus reiner Nächstenliebe so handelte, sondern, weil er ihn loswerden oder zumindest aus jeglicher Angelegenheit heraushalten wollte.
Kepler fragte sich, plötzlich angespannt, warum.
Seit er vollständig genesen war, stellte Kepler deutliches Fortschre iten der Veränderungen in Abudis Verhalten fest.
Mittlerweile war Kepler der einzige bekennende Nichtmuslim über dem Rang eines Sergeants. War für Abudi früher nur das physische Potential eines Menschen wichtig, denn damit verdiente er sein Geld, so wurden nun Nichtmuslime, vor allem Christen, benachteiligt. Es war jedoch nicht extrem, im Großen und Ganzen hatte sich die Politik des Generals tatsächlich nicht geändert.
Kepler beruhigte sich damit, dass Abudi mit seiner Kirche konformgehen musste. Wenn keine weiteren Verschlechterungen passierten, konnte er die Situation akzeptieren und er konnte damit auch leben. Irgendjemand wurde immer in irgendeiner Form benachteiligt, die Welt war so. Allerdings fragte Kepler sich, ob es Gott interessierte, welchem Glauben der Ausgebeutete angehörte, und ob der Allmächtige das Unrecht zwischen den Religionen unterschied.
Dann passierte jedoch etwas, das ihn alarmierte. Im letzten Einsatz hatten sich Kobi und Tatuki so etwas wie angefreundet. Danach verbrachte der Einweiser immer wieder Zeit mit dem Oberst. Niemand wusste, worüber die beiden sprachen. Kepler nahm an, dass Tatuki von Kobi etwas über die Art wissen wollte, wie er die Einheit führte. Er hatte nichts dagegen, dass Kobi das machte, mit den anderen Männern verstand er sich nicht besonders, seine Verwandtschaft mit Abudi grenzte ihn von ihnen ab. Irgendwann wollte Kobi aufsteigen und es war nur legitim, wenn er jetzt schon die richtigen Kontakte knüpfte.
Als jedoch zwei Teams plötzlich in Tatukis Miliz wechseln wollten, wurde Kepler hellhörig. Noch mehr, als Abudi ihm erklärte, er brauchte die Einheit nicht wieder aufzustocken. Kepler akzeptierte das, verlangte jedoch, dass die Männer ihre Rattenabzeichen abgaben. Er fand die Aufnäher am nächsten Morgen vor der Tür seines Büros, von den Männern sah er seitdem keinen.
Kepler begann, sich
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