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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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den Baracken." Er deutete in Richtung der kleinen Gebäude. "Es gibt zwei Männer- und eine Frauenbaracke und eine gemischte. Pro Baracke gibt es eine Dusche, die Klos sind draußen. Fragt jemanden, wo ihr alles findet. Geduscht wird einmal", er betonte das Wort deutlich, "pro Tag, gegessen zweimal, morgens und abends. Es gibt eine Küche für alle, gegessen wird hier drin oder draußen. Ihr könnt euch natürlich auch was in der Stadt besorgen, das müsst ihr aber selbst bezahlen. Telefon nach Europa gibt es hier, aber nur für die Verwaltung und für Notfälle. Wenn ihr telefonieren wollt – in der Stadt gibt es Internetcafés, dort geht es gut."
    Moor sah sie nacheinander an, um die Wirkung seiner kleinen Rede festzuste llen. Die Schwedin und die ehemaligen Büroleute waren niedergeschmettert, was Moor sichtlich amüsierte. Seine beiden Landsleute und Kepler waren ruhig geblieben. Kepler war ob des Komforts sogar positiv überrascht.
    "Du bist die Lehrerin", meinte Moor mit einem Blick auf Rosa und wartete ihre Bestätigung nicht ab. "Wer ist LKW-Fahrer?"
    Kepler und die be iden Iren hoben die Hände.
    "Nur drei?", entrüstete Moor sich. "Ich wollte sieben haben!" Er richtete den Blick auf die vier Engländer. "Was könnt ihr?"
    Sie hoben unschlüssig die Schu ltern.
    "Meine Güte", seufzte Moor. "Könnt ihr Minibusse fahren?", fragte er wehle idig. "Na wenigstens etwas", murrte er, nachdem die Männer genickt hatten. "Du kannst bis zum Abendessen in der Baracke bleiben oder dir das Lager ansehen", sagte er zu Rosa und grinste leicht nach einem Blick auf die Schwedin, dann wurde er wieder ernst und winkte Kepler und den anderen. "Ihr kommt mit."
    Er führte sie zum Abstellplatz. Dort stand zwischen zwei Ivecos ein Scania T3-Hauber. Er hatte zwar ein sonderbares Fahrerhaus, war aber ein Linkslenker. Es gab noch sieben Mercedes SK und vier DAF95. Dazwischen standen Minibusse von der Art des Mazdas, mit dem die Gruppe hergebracht worden war.
    "Ihr vier sucht euch jeder einen Bus aus", sagte Moor zu den En gländern und blickte Kepler und die Iren an. "Ihr welche von den Großen." Er deutete undefiniert hinter die LKWs. "Dort ist die Werkstatt. Ein alter Schwarzer, er heißt Butu, leitet sie, er gibt euch die Schlüssel von den Lastern. Wir haben im Moment nur zwei Mechaniker, und die haben mehr als genug zu tun. Also", richtete er die Ansage an alle, "seht eure Autos selbst durch. Ihr fahrt in drei bis vier Tagen nach Kaduqli, bis dahin müssen die Kisten fit sein und achthundert Kilometer durchhalten können. Wenn ihr etwas braucht, fragt die Mechaniker, die geben euch Werkzeuge und Teile, soweit vorhanden. Viel Spaß."
    Moor drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort davon. Die Männer s ahen sich unschlüssig um.
    "Der Scania ist meiner", bestimmte Kepler.
    Seine Worte waren wie ein Startsignal, die anderen gingen zögernd zu den Fahrzeugen. Kepler machte sich auf den Weg in die Werkstatt.
    Die entpuppte sich als eine alte Scheune, in die mit viel Mühe ein LKW hineinpasste. Kepler blieb im Tor stehen. Er sah niemanden, aber es war laut.
    "Onkel Butu !", brüllte er, um das Kreischen einer Flex zu übertönen.
    Eine Minute später erschien ein alter Mann in blauer Mechanikermontur. Er hatte eine Glatze, einen schütteren Ziegenbart und hu mpelte.
    "Was willst du?", wollte er kurzangebunden wissen.
    "Den Schlüssel vom Scania", antwortete Kepler. "Bitte."
    "Bist du neu?"
    "Ja, Sir."
    Wie im Deutschen gab es auch im Arabischen eine Höflichkeitsform, aber sie wurde nicht genauso verwendet, im alltäglichen Leben wurde praktisch nur geduzt. Nur sehr hohe Persönlichkeiten wie Könige, Präsidenten und Universitätsrektoren wurden gesiezt. Und die Anrede Sir war unter normalem Volk unüblich. Deswegen gefiel dem Alten Keplers Höflichkeit anscheinend doppelt.
    "Warte", sagte er freundlicher und humpelte davon.
    Er war bald zurück und drückte Kepler einen Schlüssel in die Hand.
    "Kennst du dich mit Autos aus?", fragte er.
    "Ein bisschen, Onkel Butu."
    "Wieso sagt du Onkel zu mir?"
    "Wie soll ich dich denn anreden?", fragte Kepler zurück.
    Der Mund des alten Mannes zog sich auseinander und offenbarte das Fehlen von dreiv iertel seiner Zähne.
    "Onkel ist in Ordnung", meinte er. "Wie heißt du?"
    Bei seinem ersten Auslandseinsatz hatte ein Franzose Kepler in Little Joe umgetauft. Der Zusatz Little war schnell weg, aber Joe war geblieben. Sogar seine Kameraden nannten ihn so, wenn sie außerhalb Deutschlands

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