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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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unterwegs waren.
    Jetzt war es auch ein anderes Lebe n und irgendwie wollte Kepler seine Vergangenheit und sein bisheriges Ich von sich rücken.
    "Joe", antwortete er.
    "Na dann, Joe, mach mal", sagte Butu. "Wenn du was brauchst, sag Bescheid."
    "Danke."
    Der Scania war ein Baustellenfahrzeug mit drei Achsen und Allradantrieb. Er stammte sogar aus der Heimat, stellte Kepler fest, als er das SP-Schild sah, das den Juni zweitausend als den Monat der nächsten Untersuchung auswies. Das war schon zwei Jahre her, trotzdem freute Kepler sich, der Kipper musste gut sein. Der ehemals grüne LKW war dünn mit weißer Farbe überstrichen, an den Türen prangten im verblichenen Blau die Aufschriften UNO , UNCHR und das Logo von World Vision. Der Stern darin war fast nicht mehr sichtbar. Das Fahrerhaus war die einfache Ausführung für den Nahverkehr. Als Ausgleich dafür entpuppte sich der groteske Aufbau darauf als ein Schlafplatz, den jemand mit Sicherheit schon im Sudan aufgeschweißt hatte. Das Ding sah gewollt und nicht wirklich gekonnt aus, war aber recht geräumig und hatte ein klappbares Fenster.
    Kepler startete den Motor, der erstaunlicherweise fast sofort a nsprang, und fuhr ein paar Meter vor und zurück, dann drehte er eine Runde um den Hof. Die Kupplung ließ sich schwer treten, ansonsten schien alles halbwegs in Ordnung zu sein. Kepler kam zurück zum Abstellplatz, wo sich die beiden Iren immer noch um einen der Ivecos stritten. Der war ein Rechtslenker, der andere nicht.
    Den Rest des Tages verbrachte Kepler damit, den Scania zu inspizieren. Er fand schnell heraus, warum die Kupplung so schwer ging. Der Anschluss des Nehmerzylinders war undicht. Einen passenden Schlauch hatte Butu nicht, aber Panzerband. Kepler wickelte prompt eine halbe Rolle um den Riss. Danach kroch er millimeterweise nach hinten. Er fand verschlissene Gummilagerungen und eine gebrochene Federlage an der ersten Hinterachse.
    Butu meinte, Gummi sei eh nur Luxus, solange das Metall der Lagerungen in Ordnung war, würde es nur ein bisschen klappern. Das mit der Feder wäre auch nicht schlimm, schließlich seien noch genug andere da. Kepler gefielen die Aussagen nicht. Butu fragte ihn daraufhin vergnügt, wo er bitteschön die Ersatzteile hernehmen wolle. Diesem Argument musste Kepler sich fügen. Der Alte, der ihn anerkennend ansah, seit er den Federbruch gefunden hatte, lachte, gab ihm einen Tee aus und sie sprachen eine halbe Stunde lang über die Tücken des hiesigen Fernverkehrs.
    Dann hallten Rufe über das Lager, das Essen war fertig. Kepler ging mit Butu zur Lagerhalle, nachdem er seinen Rucksack im Lastwagen eingeschlossen hatte. An der Feldküche reihten sie sich in eine Schlange ein.
    Fünf Minuten später bekam Kepler eine Schale mit so etwas wie Haferschleim, ein Stück Brot und eine PET-Flasche mit Wasser. In der Halle gab es zwar Essenstische, aber Butu meinte, an der frischen Luft würde es besser schmecken.
    Das musste es zwangsläufig, schlechte r ging es wohl kaum. Kepler folgte dem Afrikaner hinaus. Sie ließen sich im Schatten der Lagerwand auf der Erde nieder. Kepler verdrängte die Erinnerung an die Kochkünste von Oma und Sarah und löffelte den Schleim aus. Wenn man nicht hinsah, schmeckte das Zeug eigentlich nicht schlecht. Butu beobachtete ihn erst amüsiert, dann anerkennend.
    "Warst du früher Soldat, Joe?"
    "Ja, Onkel Butu."
    Der Alte nickte beifällig. Kepler wischte mit dem Brot die Schale aus und machte die Flasche auf.
    "Darf ich mich zu euch setzten?", hörten sie eine mutlos klingende weibliche Stimme, die Englisch sprach.
    Rosa stand vor ihnen und hielt ihre Essen sschale weit von sich, um den Geruch des Essens nicht einzuatmen. Kepler machte eine einladende Geste. Rosa setzte sich neben ihn und blickte angewidert auf den Schleim. Dann stocherte sie unwillig mit dem Löffel darin herum.
    "Sieh nicht hin", riet Kepler ihr. "Schling es einfach runter und denk nicht nach, was du da im Mund hast."
    "Ich habe mir das alles hier ganz anders vorgestellt", sagte Rosa verlegen und schuldbewusst auf Schwedisch.
    "Hast du erwartet, dass wir als Helfer es besser haben würden, als die Me nschen, denen wir helfen sollen?", erriet Kepler ihre Gedanken. "Hier sollen wir uns um die Leute kümmern, nicht andersherum."
    Rosa schloss die Augen, atmete tief durch und begann zu essen. Kepler und Butu tauschten belustigte Blicke aus. Rosa würgte ein paar Mal, aß aber auf. Ihre Flasche trank sie anschließend in einem Zug

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