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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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seine Familie versucht, ihn zur Rückkehr zu bewegen. Kepler verbot das Thema. Er wollte einfach nur ihre Stimmen hören und zwar ohne den Kummer darin. Er verlangte Besserung und legte auf. Beim zweiten Mal sprach niemand darüber, aber der Kummer war geblieben.
    Zu christlichen Feiertagen eskalierte im Sudan meistens die Gewalt gegen die Nichtmuslime. So war Kepler zu Weihnachtsfeiertagen fast der einzige Weiße im World-Vision-Camp. Die anderen Westler hatten entweder Heimaturlaub oder waren nach Kenia gefahren, zusammen mit vielen Sudanesen. Kenia war in der Mehrheit christlich, das Land war auch nicht so sehr von Unruhen betroffen.
    An diesen Tagen vermisste Kepler Rosa etwas mehr. Momo bemerkte das und schleppte ihn zu seinen Verwandten, die still und heimlich das größte Fest der Christenheit begingen. Momos Familie nahm Kepler freundlich auf, er bekam sogar ein Geschenk. Es war nur ein Kopftuch, aber er spürte, dass das Geschenk von Herzen kam. Sprachlos vor Überraschung stand er vor Momos breitgrinsenden Angehörigen und wusste nicht, was er sagen sollte. Schließlich bedankte er sich verlegen und sie schienen über seine Freude sehr glücklich zu sein.

16. Am Tag nach Silvester musste Kepler die nächste Tour fahren. Die Fahrt nach Süden würde vier Tage dauern, vorausgesetzt, es passierte nichts Außergewöhnliches. Das Ziel, ein kleines Dorf, lag im Gebiet von General Abudi. Das letzte Mal war Kepler vor fünf Monaten diese Strecke gefahren und bis jetzt hatte er noch nie mit Abudis Miliz zu tun gehabt. Er machte sich zwar keine Sorgen, sollte er auf die Typen treffen, aber er war froh, Momo dabei zu haben. Mit einem Einheimischen war es besser, solange die Milizen einen nicht kannten.
    Am Vorabend beluden Kepler, Momo und einige Arbeiter den Scania mit L ebensmitteln und einer Wasserpumpe in einer Kiste.
    Am Morgen der Abfahrt erlebte Kepler eine unangenehme Überr aschung. Als er vom Laufen kam, sah er, wie etwa dreißig Afrikaner lärmend und wie selbstverständlich auf den Scania kletterten. Der Laster war zwar vollbeladen, aber zwischen der Ladung und der Oberkante der Seitenwände des Kippers war noch ungefähr ein Meter Platz. Kepler spielte sogleich mit dem Gedanken, leicht auszurasten, als er Momo bei den Leuten stehen sah.
    "Momo", brüllte er, " trab sofort hier an!"
    Der junge Afrikaner lief lächelnd zu ihm. Er lächelte nicht mehr, als Kepler griesgrämig dreinblickend seine Hand zusammenquetschte.
    "Hallo, Joe. Ist etwas nicht in Ordnung?"
    Kepler deutete mürrisch auf die Enterung des Scania.
    "Sieht das da für dich etwa gut aus? Was wird das?"
    "Das sind Flüchtlinge aus Darfur, wir nehmen sie mit", erklärte Momo.
    Weil der Unmut in Keplers Gesicht nicht verschwand, sah der Junge ihm bittend in die Augen.
    "Es sind Christen und Abudi lässt sie in Ruhe. Bitte, Joe?"
    Kepler mochte es nicht, Menschen mitzunehmen, und er mied es nach Kräften, dafür gab es schließlich Busse. Aber da er sowieso in die Richtung fuhr, wäre jedes andere Vorgehen nur Verschwendung von Ressourcen.
    "Schon gut", brummte er. "Ich gehe duschen. " Er stupste Momo mit dem Zeigefinger in die Brust. "Du redest mit der Verwaltung, die sollen uns mehr Lebensmittel mitgeben. Wenn wir mit dreißig Leuten und ohne zusätzliche Vorräte im Dorf aufschlagen, werden die anderen murren. Ich hab' so gar keine Lust aufs Gejammer und auch nicht, die Meute zurück zu karren. Los, zackig."
    "Ich weiß, warum ich am liebsten mit dir unterwegs bin", erwiderte Momo.
    Er lief zu den Flüchtlingen und redete auf sie ein. Einige Männer stiegen wi eder ab, dann machten sie sich im Gänsemarsch in Richtung der Lagerhalle auf.
    Es dauerte, wie alles in Afrika. Kepler hatte geduscht, gefrühstückt, zwei Ta ssen Kaffee getrunken und es dauerte immer noch. Dann war die Sonne komplett am Himmel. Zu dem Zeitpunkt wollte Kepler seit einer Stunde unterwegs sein.
    So rastete er doch noch aus. Er ging zum Laster und brüllte jeden zusammen, der ihm unter die Augen kam, Momo, die Flüchtlinge, die schläfrig arbeitenden Helfer. Obwohl er sonst kaum in Erscheinung trat, war er berüchtigt und plötzlich lief alles erstaunlich schnell ab.
    Die zusätzlichen Lebensmittel wurden aufgel aden, ebenso das Kleinvieh in Form von vier Ziegen. Dann waren endlich alle aufgesessen und sahen Kepler breit lächelnd an. Sein Ärger verflog beim Anblick der grinsenden Gesichter, er musste zurücklächeln. Er stieg ein, während Momo in die Kabine

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