Die Ratte des Warlords (German Edition)
er dann.
"Als dein Untergebener", betonte Kepler.
"Es ist nicht dein Krieg", sagte Sobi.
"Nein", stimmte Kepler zu. "Es waren auch nicht meine Leute, für die ich Lebensmittel gefahren habe."
Zehn Minuten lang fuhren sie wieder schweigend.
"Welchen Rang hattest du in deiner Armee?" , knurrte Sobi wieder.
"Sergeant in etwa."
"Ah...", machte Sobi enttäuscht und fast griesgrämig.
Kepler überlegte amüsiert, dass der Sudanese ihn lieber als einen zum Gefreiten abgerutschten Offizier gewusst hätte.
"Dein Name?" , verlangte Sobi zu wissen.
"Joe ."
"Ich habe das Sagen", stellte Sobi klar.
"Jawohl, Herr Hauptmann."
Sobi entspannte sich etwas, blickte aber immer noch finster drein, ohne jedoch ein weiteres Wort zu verlieren.
Als sie in Pachuai ankamen, sah Kepler mit Erleichterung Momo, der im Kreis um den Scania lief. Anscheinend schon länger, es gab eine deutliche Spur. Momo blieb stehen, als er den Jeep sah. Seine Anspannung wich einem Lächeln, als er Kepler erkannte. Sobi sah er nervös an und ignorierte ihn geflissentlich.
"Joe", rief er freudig, als Kepler ausstieg. "Können wir endlich z urück?"
"Nein", antwortete Kepler. "Das heißt, du schon. Ich komme nicht mit."
Momo sah ihn groß an.
"Wie so...?"
Kepler ging zum Scania und zerrte seinen Rucksack hi nter dem Sitz hervor.
"Der Laster ist jetzt deiner", sagte er. "Gib in der Verwaltung Bescheid."
"Halten die dich fest?", flüsterte Momo erschrocken.
"Nein, mach dir um mich keine Sorgen ." Kepler lächelte beruhigend. "Ich will einfach nicht mehr für World Vision arbeiten. Sag ihnen, sie sollen keinen Aufstand deswegen machen, mein Geld können sie dir geben. Und sieh zu, dass du bald auf eine Schule kommst."
"Ist wirklich alles in Ordnung?", fragte Momo, als Kepler ihm die Hand gab.
"Ja, alles ist gut." Kepler lächelte. "Ich danke dir für alles, Momo."
Der junge Afrikaner sah ihn perplex an. Er nickte nur und ging zum Jeep.
Sobi ließ den Motor an und fuhr los , kaum dass er eingestiegen war. Momo stand im aufgewirbelten Staub am Rande des Dorfes und sah dem Jeep traurig nach. Dann drehte er sich um und ging mit gesenktem Kopf zum LKW.
Kepler lehnte den Kopf langsam zurück und schloss die Augen. Ein weit eres Kapitel seines Lebens hatte sich geschlossen, ein anderes öffnete sich.
II.
18. Für Abudis Miliz gab es wohl enorm viel zu tun. Oder der General wollte umgehend wissen, ob er Kepler richtig eingeschätzt hatte.
Ein Tag für die Vorbereitungen war nicht viel und Kepler nutzte die Zeit, damit im Einsatz keine Zweifel an seinen Fähigkeiten aufkamen. Die ihm zugewiesene Hütte am Rand von Weriang stand als letzte in der Reihe, damit hatte er nur einen Nachbarn, einen Offizier mit seiner Frau. Zur anderen Seite öffnete sich hinter einem Gebüschstreifen ein Feld. Am nächsten Morgen hielt Kepler sich nach dem Laufen nicht damit auf, das dahinter liegende kleine Wäldchen aufzusuchen. Anderthalb Stunden lang trainierte er Kung-Fu mitten auf der offenen Fläche. Danach begann er zu schießen.
Die Beretta brauchte er nur als Sekundärwaffe. Nach drei Magazinen kannte Kepler die Eigenheiten seiner neuen Pistole gut genug.
Mit der SWD nahm er sich Zeit, um sich an die Bewegung des Ve rschlusses zu gewönnen. Eine Halbautomatik war für jemanden, der an ein ausgereiftes Repetiergewehr gewöhnt war, nicht präzise genug. Aber die Sneiperskaja Wintowka Dragunova stellte auch nicht den Anspruch, ein Scharfschützengewehr im eigentlichen Sinne zu sein, sie war eine unterstützende Waffe für größere Entfernungen. Sie hatte kein Zweibein, man musste immer vom Arm schießen, dafür war sie eine unkomplizierte, robuste und zuverlässige Waffe. Der Gasdruck war je nach Verschmutzungsgrad des Laufs einstellbar und sie hatte ein Zehnschussmagazin. Ihr PSO-1-Reflexvisier mit vierfacher Vergrößerung war europäischer Konstruktionsart, das Absehen, die Markierungen im Zielbild, lagen im Objektiv, in der ersten Bildebene, und wurden gemeinsam mit dem Zielbild vergrößert, was ein Schätzen der Entfernung ermöglichte. Die Optik hatte dafür sogar zusätzliche Strichmarkierungen, außerdem war das Absehen für das Schießen in der Dunkelheit beleuchtet und hatte einen passiven Infrarotfilter.
Einmal sah Kepler seinen Nachbarn abfällig zu ihm blicken, viermal passierte die Sicherungspatrouille das Feld. Auch die Wächter musterten ihn so wie der Offizier. Kepler ignorierte es, er musste sich den Respekt und die Achtung von Abudis
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