Die Ratte des Warlords (German Edition)
Schuss erwischte er aber lediglich drei Gegner, er hatte schnell auf bewegliche Ziele schießen müssen. Er wechselte das Magazin und legte wieder an. In dieser Zeit waren Sobis Männer so nah an die weglaufenden Gegner herangekommen, dass die Milizen aus nächster Nähe aufeinander schossen. Kepler hielt die Dragunov im Anschlag, aber nach einem weiteren Treffer schoss er nicht mehr. Er hatte Angst, die falschen zu erwischen, er kannte Sobis Männer nicht, und ihre Kleidung glich der ihrer Gegner. Kepler blickte durch das Visier auf das Gefecht und suchte nach Sobi. Er sah ihn durch sein Sichtfeld huschen, einer seiner Männer eskortierte ihn. Kepler schwenkte ihnen nach und hatte beide im Absehen. Sie liefen weiter, als einer der am Boden liegenden Gegner sich erhob und seine AK auf den Rücken von Sobis Milizen anlegte. Kepler feuerte zweimal. Der Milize und Sobi drehten sich sofort um, sahen den fallenden Gegner, dann blickte Sobi in Keplers Richtung, obwohl er ihn nicht sehen konnte. Er rief seinem Mann etwas zu und sie liefen weiter.
"Komm", sagte Kepler zu dem Jungen.
Er steckte die Magazine ein, hängte die SWD hinter den Rücken und zog die Beretta. Mit dem Jungen im Schlepptau lief er über das Feld in Richtung der Hütten. Die Kampfgeräusche entfernten sich immer weiter. Sobis Männer verfolgten die flüchtenden Gegner und schossen sie nach und nach nieder.
Kepler ging an der Stelle vorbei, wo Bacis Leute sich verteidigt hatten. Er sah einen der Gegner sich bewegen, riss die Pistole hoch und drückte ab. Nichts geschah. Kepler beschimpfte sich selbst, er hatte keine Glock in der Hand, und entsicherte die Beretta. In diesem Moment ratterte die AK des Jungen. Wo ein Schuss ausgereicht hätte, verbrauchte er das halbe Magazin.
"Danke", sagte Kepler trotzdem.
Als er und der Junge im Dorf ankamen, war alles schon vorbei. Sobi und seine Männer standen mitten auf der Straße. Der Hauptmann blickte wütend einem über das Feld wild wegholpernden Geländewagen nach. Der Milize, der ihn lenkte, war wohl in Panik, der Wagen rutschte hin und her. Kepler steckte die Pistole ein und ging zu Sobi. Der Hauptmann drehte sich um und blickte ihn an.
"Kannst du den noch erwischen?", fragte er verlangend.
Kepler nahm wortlos die SWD hoch und legte an.
Der Jeep war einen halben Kilometer entfernt, der Oberkörper des Fahrers taumelte im Absehen hektisch hin und her.
"Also?", wollte Sobi ungeduldig zu wissen. "Was ist?"
Kepler zielte stumm weiter, dann schoss er zweimal hintereinander. Eine der Kugeln, vielleicht auch beide, traf. Der Fahrer warf die A rme hoch und sackte im Sitz zusammen. Der Wagen machte einen Schlenker nach rechts und fuhr unkontrolliert schlitternd weiter, bis er auf etwas auf dem Boden traf, was ihn schlängeln und schließlich auf eine Seite umkippen ließ. Kepler sicherte die Dragunov und hängte sie wieder hinter den Rücken, während drei von Sobis Männern zum Jeep liefen, dessen Räder sich in der Luft drehten.
Der Kampf war zu Ende. Sobis Milizen sammelten die Munition der Gegner ein und machten ihre Waffen unbrauchbar, indem sie die Verschlüsse aus den AKs entfernten. Vier versorgten ihre Wunden. Erstaunlicherweise hatte die Truppe nur drei Streifschüsse und einen glatten Durchschuss zu verzeichnen.
Die Beseitigung der Le ichen überließen sie den Dorfbewohnern, die einige Stunden später zurückkehrten. Sobi sprach mit ihnen und Kepler vermutete, dass er das Dorf in Abudis Namen annektierte. Als alles erledigt war, brach die Gruppe auf. Weder Sobi noch einer seiner Männer hatten Kepler etwas nach dem Einsatz gesagt. Aber in dieser Nacht brauchte er keine Wache zu halten.
19. Sobis Männer waren gut – für eine Miliz. Sie waren mutig und konnten anständig kämpfen, aber in der Stadt würden sie nicht zurechtkommen und ihre Zielsicherheit mutete Kepler grausam an. Ihr Können resultierte komplett aus der Erfahrung. Davon besaßen sie einiges, aber das war zu einseitig, es konnte sie nicht wie eine richtige Ausbildung auf viele Eventualitäten vorbereiten.
Nicht nur deswegen, aber zum Teil dadurch bedingt, hatten sie beim Angriff am Abend des übernächsten Tages nicht soviel Glück wie beim ersten Mal.
Das Ganze fing erst genauso an. Jedoch war dieses Mal das Dorf, neben dem sie auf die Gegner trafen, nicht leer, und sobald die Schießerei begann, sah Kepler von seinem Posten aus, dass aus den Hütten immer mehr gegnerische Milizen zu ihren Kameraden auf das Feld
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