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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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Leuten erst verdienen. Bis dahin tat er so, als ob es für ihn völlig alltäglich war, ein Weißer inmitten von hunderten von Afrikanern zu sein.
    War es eigentlich auch, nur nicht als Söl dner.
    Das letzte Tageslicht nutzte Kepler, um seine beiden Waffen zu reinigen und seinen Bundeswehrr ucksack zu packen. Das dauerte zwanzig Minuten. Der Rucksack war von sehr guter Substanz und groß genug, um darin einen über einen Meter langen Gegenstand unterzubringen. Bei World Vision hatte Kepler den Platz nie voll ausgenutzt, neben seiner Kleidung, einem Spaten, zehn Metern Seil, zwei Wasserflaschen und der selbstgemachten Zwiebackration aus Hirsebroten hatte er nichts besessen. Jetzt steckte er einige Ersatzmagazine für die Beretta und für die SWD in die zahlreichen Taschen seiner Kleidung, andere verstaute in den Rucksack zusammen mit den Werkzeugen und der losen Munition. Auch danach war er nicht prallgefüllt. Kepler zurrte den Rucksack mit einem Stück Seil zusammen, damit er sich nicht unangenehm auf dem Rücken ausbeulte und damit die Gegenstände darin beim Laufen nicht hin und her flogen. Um das Seil schnell lösen zu können, sicherte Kepler es mit dem Palstek, dem meistverwendeten Seeknoten, der sich unter Belastung nicht zuzog.
    Schlaf war wichtig und Kepler legte sich auf seine dünne Matratze noch bevor es richtig dunkel geworden war. Er war nicht nervös, aber angespannt. Er hatte Sobi vor dessen Männern blamiert, wenn man es so nennen wollte, und war nun neugierig, wie weit die Rache des Hauptmanns gehen würde.
    N ach dem morgendlichen Lauf fühlte er sich fit und munter. Zur befohlenen Zeit traf er am Stabsgebäude mit den zwölf Männern der Einheit und mit Sobi zusammen. Der Offizier stellte ihn den Milizen kurz vor. Dabei blickte er seine Untergebenen argwöhnisch an, aber in deren Gesichtern zuckte kein Muskel. Sie sahen Kepler nur beiläufig an, ohne Interesse, vielleicht mit einer kleinen Prise Neugier. Danach führte Sobi sie zu dem zweiten Steingebäude.
    Abudi, Geschäftsmann hin oder her, wusste genau, dass die Moral einer Armee wesentlich von der Verpflegung abhing. Die Milizen b ekamen ein Frühstück aus aufgewärmtem Ziegenfleisch. Danach wurden Essensrationen der französischen Armee ausgegeben. Die RCIRs waren ähnlich den Einmannpackungen der Bundeswehr, aber kalorienärmer als EPa und abgelaufen, und zehn Stück mussten für zwei Wochen reichen. Dafür schmeckten sie angeblich besser. Zumindest tauschte man sie eins zu anderthalb gegen amerikanische MREs. Kepler verstaute seine siebzehn Kilogramm Verpflegung im Rucksack, dann war er bereit.
    Der Trupp setzte sich in Richtung Nordosten in Bew egung. Kepler bildete die Nachhut der losen Formation.
    Einen Tag lang marschierten sie mit kleinen Pausen hinter Sobi her. Die Mil izen waren locker und unterhielten sich, noch waren sie auf eigenem Territorium. Kepler schritt schweigend hinter ihnen her und studierte ihre Art sich zu bewegen. Die Bewegungen der Afrikaner muteten zwar lässig an, sie waren aber sehr rational und sparsam. Die Nacht verbrachten sie unter einem riesigen Baobab, wobei Kepler die erste Wache schieben musste. Dieser Befehl waren die einzigen Worte, die Sobi an ihn gerichtet hatte, seit sie aufgebrochen waren.
    Am zweiten Tag erreichten sie den Dschungel. Hier war es nicht mehr so heiß wie in der prallen Sonne der waldlosen Ebene, dafür schw üler. Sie füllten ihre Wasserflaschen in einem Flüsschen, das sich durch die Vegetation schlängelte, und drangen in den Dschungel ein. In der zweiten Tageshälfte hörten die Gespräche auf und die Milizen wurden sehr aufmerksam und vorsichtig. Vor Einbruch der Dunkelheit machten sie Rast an einer sichtgeschützten Stelle. Kepler durfte wieder die erste Wache schieben.
    In dieser Nacht unterhielt sich niemand mehr in den Schlaf.
    Am Morgen setzten sie ihren Marsch fort, noch vorsichtiger und aufmerksamer als am Tag zuvor. Sie gingen entlang der Baumgrenze, Ke pler vermutete, dass sie der Übergang zwischen Abudis Gebiet und dem eines anderen Warlords war.
    Plötzlich blieb Sobi mit erhobener Hand stehen. Die Männer verharrten im selben Augenblick, dann schlossen sie leise zum Hauptmann auf.
    "Da", flüsterte Sobi und deutete nach vorn.
    Der Dschungel hörte zwanzig Meter vor ihnen auf. In etwa zweihundert Metern Entfernung sah Kepler einige Gestalten auf der offenen Fläche hinter den Bäumen. Noch zweihundert Meter weiter entfernt sah er ein paar Hütten.
    "Was läuft?",

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