Die Ratte des Warlords (German Edition)
Tasse ab und ging ins Büro.
"Machen Sie die Tür zu und setzten Sie sich."
Kepler nahm neben der Frau Platz. Sie blickte ihn an, dann Abudi. In ihren Augen lag Unverständnis, der General hatte Arabisch gesprochen.
"Klasse, Mister Kepler", meinte Abudi unverhohlen grinsend. "Sobi ist nun auch noch selbst schuld, weil er meinen Befehl missachtet hatte. Das ist eine gute Lektion und gleichzeitig der Beweis Ihrer Loyalität mir gegenüber."
Eine kurze Pause entstand, in der sie einander anblickten. Kepler traute Abudi zwar, aber diese Situ ation war ihm doch etwas suspekt.
"Sir, Sobi war Ihr Neffe", sagte er.
"Sobi war dämlich", erwiderte Abudi ungehalten. "Er ist nur durch seine Verwandtschaft mit mir und dann durch Sie so weit gekommen. Ich warte seit Jahren, dass Sie endlich genau das tun. Sie hätten es viel früher machen sollen."
"Spinnen Sie?", fragte Kepler .
"Keineswegs", beteuerte Abudi ernst.
"Wieso haben Sie ihn nicht einfach versetzt?"
"Nach unten ging wohl nicht, dafür war er zu gut", meinte Abudi im Ton einer Binsenweisheit. "Nach oben auch nicht, dafür war er zu schlecht, er hätte nur Schaden angerichtet. Da, wo er war, konnten wenigstens Sie auf ihn aufpassen."
"Wieso haben Sie keinen beauftragt, wenn Sie ihn so sehr loswerden wol lten?"
"Ein Auftragsmord zieht Kreise", erklärte Abudi ruhig. "Ich hätte dann den Killer killen lassen müssen, und den zweiten Killer auch und so we iter."
"Wieso haben Sie nie etwas gesagt?", fragte Kepler.
"Habe ich doch, mehrmals sogar", widersprach Abudi.
Kepler erinnerte sich, wie Abudi immer wieder sein Können hervorgehoben hatte. Dass er der bessere Kämpfer war, erfahrener, klüger. Dass eigentlich ihm der Erfolg bei Malakal zustand. Und wie Abudi Sobi ständig erniedrigt hatte.
"Aber Sie haben sich dabei immer taub gestellt", sprach Abudi wä hrenddessen weiter. "Sie selbst haben mich sogar einmal zurückgehalten", erinnerte er. "Sie sind wirklich loyal. Und Sie sind zu edelmütig für einen Auftragsmord." Der General sah Kepler an. "Hätten Sie doch nie gemacht, oder?"
"Nein", bestätigte Kepler erbost. "Sie verkapptes Genie. Sie haben ein Spie lchen mit uns gespielt."
"Ja", bestätigte Abudi sofort. "Zu unser beider Besten", fügte er mit Nachdruck hinzu. "Lassen Sie uns den größtmöglichen Nutzen daraus schlagen."
"Was stellen Sie sich nun jetzt wieder vor?", schnaubte Kepler.
"Jede Armee, die etwas auf sich hält, hat eine Spezialeinheit", erwiderte der kleine General mit leichtem Schalk.
Kepler nickte ohne zu lächeln.
"Und ich soll sie kommandieren , richtig?"
" Sobis Einheit ist jetzt schon die beste in meiner Miliz und sie soll noch besser werden. Unter wessen Kommando soll ich sie sonst stellen?", fragte Abudi im Ton einer Mischung aus Erklärung und Bitte.
Kepler wollte kein Kommandeur sein. Aber er wollte etwas anderes erreichen, deswegen war er hier. Und Abudi tat genau das. Und der Erfolg gab ihm Recht.
"Weiter", sagte Kepler lustlos. "Aufgaben?"
"Aufklärung, Kommandooperationen und pure asymmetrische Kriegsführung", antwortete Abudi. "Wüste, Dschungel, Stadt, überall." Er machte eine kurze Pause und sah Kepler an. "Wenn ich einen bestrafen will, schicke ich Sie. Wenn ich einen tot sehen will, schicke ich Sie. Wenn einer überredet we rden soll – Sie machen es. Wenn ich Ihre Einheit hinter der Front brauche – Sie gehen. Klar?"
"Ja. Solange keine Unschuldigen getötet werden sollen", antwortete Kepler ruhig, aber ebenfalls mit Nachdruck.
"Sie sind mir zu wichtig, um Sie mit so etwas zu verheizen, weißer Mann ."
"Gut, ich mache es . Aber Sie halten mich ab jetzt aus allen anderen Sachen heraus, General. Keine Spielchen mehr." Es klang nicht wie eine Bitte. "Ich will bei niemandem das Gefühl erwecken, ich könnte oder wollte etwas gegen ihn tun. Ich finde Politik zum Kotzen."
"Manchmal ist sie recht erquickend", widersprach Abudi.
"Sie haben mir die Verantwortung für diese Männer aufgebürdet." Kepler sah dem General in die Augen. "Ich will völlige Entscheidungsfreiheit über meine Einheit, um sie ausbilden zu können. Und ich will Zeit zum Üben, damit die Männer das werden, was Sie haben wollen."
Abudi blickte genauso direkt zurück.
"Haben Sie", bestätigte er, er klang jetzt erleichtert. "Noch neun von Ihrer So rte – und ich würde seelenruhig Khartum angreifen", fügte er hinzu.
"Besorgen Sie sich doch einen von denen als Kommandeur", schlug Kepler a bfällig grunzend vor.
" Die sind so was
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