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Die Ratten im Maeuseberg

Die Ratten im Maeuseberg

Titel: Die Ratten im Maeuseberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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zu haben, was zu tun. Möchte wissen, ob Ferrand der
Bombensache bei seiner Fassadenkletterei auf die Spur gekommen ist. Irgendein
Geheimnis eines Opfers der Ratten von Montsouris. Gehen Sie doch bitte gleich
morgen zum Crépuscule, ins Archiv, und kommen Sie mit einer Liste aller
Rattenopfer zurück. Wir sehen uns einen nach dem andern genau an und dann...
werden wir sehen.“
    „Wie Sie wünschen“, sagte meine
Sekretärin. „Eine blöde Arbeit wird das. Ich meine Ihre. Stell mir so vor, wie
Sie bei den Leuten vorbeigehen und ihnen ein Loch in den Bauch fragen...“
    Tja, da hatte sie recht. Eine
Scheißarbeit. Vielleicht gar nicht zu machen, ein Schlag ins Wasser.
    „Na ja, bringen Sie mir erst
mal die Liste.“
    „Zu Befehl, Chef. Sagen Sie...
Ich hab nachgedacht... Wenn Marie Courtenay Ferrand getötet hat, dann hat sie
aber bestimmt nicht die Leiche verschwinden lassen. Sie hat doch sofort die
Kurve gekratzt.“
    „Sie hatte Komplizen.“
    „Sind Sie sicher?“
    „Nehme ich an.“
    „Mir ist noch ein anderer
Gedanke gekommen. Nicht eigentlich ein Gedanke, mehr ein Wunsch, eine Hoffnung.
Sie schwimmen, wie Sie selbst sagen. Und ich hab das Gefühl, daß Sie noch lange
schwimmen werden, wenn nicht bald was passiert. Zum Beispiel: wenn die Polizei
Ferrands Leiche findet und den Fall untersucht. Durch Kommissar Faroux können
Sie sich unauffällig über die Ergebnisse informieren. Zusammen mit dem, was Sie
schon wissen — aber was die Flics nicht wissen — , können
Sie Schlüsse ziehen, während die Flics immer noch schwimmen.“
    „Eine gute Idee, mein Engel.“
    „Oh, wie gesagt: nur ‘ne
Hoffnung.“
    „Eine ausgezeichnete Idee! Die
Leiche wird wie ‘ne Bombe einschlagen. Wenn’s gar nicht anders geht, werde ich
sie denen vor die Füße legen. Ganz vorsichtig natürlich.“
    „Wie?“
    „Vor die Füße. Hören Sie
schlecht?“
    „Großer Gott! Dann wissen Sie
also...?“
    „An dem Bahndamm neben der Rue
Blottière, unter den Kohlen verbuddelt. Da wird selten was gesucht. Natürlich
kann ich mich irren. Aber warum sonst lag auf der Treppe überall Kohlenstaub?
Bei meinem ersten Besuch lag noch nichts da. Kohlenstaub, meine ich. Der kann
nur von den Sargträgern auf dem Rückweg von der Beerdigung mitgebracht worden
sein. Gute Nacht, chérie .“
    Ich legte auf, zufrieden mit
meiner Nummer. Mein nächstes Opfer war Roger Zavatter, ein weiteres Mitglied
der Nestor-Burma-Gang.
    „Ich möchte, daß Sie sich
gleich morgen früh auf die Socken machen. Mich interessieren die
Vermögensverhältnisse zweier ehrenwerter Herren. Möchte wissen, ob sich ‘ne
Erpressung lohnt.“
    „Was ganz Neues bei Ihnen“,
lachte Zavatter. „Wer sind Ihre Opfer?“
    „Armand Gaudebert, Rue du
Douanier, und Auguste Courtenay, Rue des Camélias.“
    Er notierte die Fälle und legte
auf. Ich trank einen Schluck, weil es immer noch so heiß war. Dann rauchte ich
eine Pfeife, wovon ich Durst bekam. Also trank ich noch einen Schluck.
    Wenn es keine andere
Möglichkeit gab, die Sache voranzutreiben, dann wollte ich Ferrands Leiche den
Flics zum Fraß vorwerfen. Aber ich mußte wirklich vorsichtig sein, durfte mich
auf keinen Fall erwischen lassen. Bei diesen Flics muß man auf alles gefaßt
sein. Besser, ich wurde die Klamotten, die ich gestern nacht getragen hatte, so schnell wie möglich los. Ich holte also Hose und Jacke aus
dem Versteck und durchwühlte alle Taschen, um nichts Verräterisches
drinzulassen. Dieser verdammte Ferrand! Hatte mir doch tatsächlich etwas Geld
zugesteckt! Zwar nicht die versprochenen Millionen, aber immerhin ‘ne
Anzahlung. In einer Hosentasche fand ich die zweihundert Francs, um die ich ihn
in der Billardkneipe angepumpt hatte. Die beiden Scheine waren nicht mehr ganz
neu. Einer hatte sogar als Notizblock gedient. Mir war schon mal ein Tausender
zwischen die Finger gekommen mit einer Botschaft: Heiße Küsse. Bis bald. Wahrscheinlich ein armer Schlucker, der sich nur schweren Herzens von seinem
letzten Tausender getrennt hatte. So rührselig ging es auf dem Hunderter von
Ferrand aber nicht zu. Es waren nur Zahlen und Buchstaben zu lesen.
    Alé 78-09 und DEN 35-10.
    Alé 78-09 war meine
Telefonnummer. DEN 35-10 mußte wohl die Nummer eines anderen Bekannten meines
Bekannten sein. Ich ging schlafen.

11 .

DENfert
35-10
     
    Gleich nach dem Aufwachen rief
ich Anatole Jakowski an. „Hallo“, begrüßte ich ihn. „Hab gestern noch was
vergessen. Betrifft Auguste Courtenay. Ist bei ihm

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