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Die Ratten im Maeuseberg

Die Ratten im Maeuseberg

Titel: Die Ratten im Maeuseberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Freund der Familie?“
    „Ja.“
    „Gut.“ Er wandte sich an den
Eisenbahner. „Haben Sie bei Ihrer Dienststelle Bescheid gesagt?“
    „Ja. Sie schicken jemand.“
    „Gut. Wo ist Monsieur
Courtenay?“
    „Zu Hause ,“ antwortete ich. „Und wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne zu ihm
gehen.“
    „Tun Sie das. Vielleicht will
der Kommissar Sie noch vernehmen, aber ich, im Moment... Was haben Sie denn
eigentlich gesehen?“
    „Überhaupt nichts.“
    „Dachte ich mir“, sagte der
Flic verächtlich. „Privatdetektiv! „ Er sah in seinem Notizbuch nach, ob es
eine Antwort für Privatdetektive gab. „Zum Glück haben wir bei uns hellere
Köpfe... He! Was ist los, Ernest?“
    Einer dieser hellen Köpfe kam
angelaufen: der zweite Flic, den wir unten am Tunnel vergessen hatten. Er hielt
ein blutverschmiertes Stück Papier in der Hand.
    „Hab ich in ihrer Jackentasche
gefunden“, rief der Flic Nr. 2. „Hör dir das an: Niemand ist für meinen Tod
verantwortlich. Ich schäme mich. Ich habe den Mann in der Rue Blottière
getötet. Stell
dir das mal vor!“
    „Was soll das heißen, der Mann
in der Rue Blottière?“
    „Keine Ahnung. Müssen mal
hingehen und nachsehen.“
    „Und helle sein“, fügte ich
hinzu.
    Der Flic mit dem Notizbuch sah
mich schräg an.
    „Warum das denn?“
    „Tja... weiß ich auch nicht.
Aber das sind jetzt schon zwei Leichen...“
    „Sehr scharfsinnig für einen
Privatdetektiv!“ sagte der Flic lachend. „Man kann richtig Angst kriegen! ...
Sie bringt einen Kerl und danach sich selbst um. Das heißt...“
    Er sah wieder in sein
Notizbuch. Ehrenwort! Diesmal war ich ganz sicher, daß der Satz dort drin
stand:
    „Der Gerechtigkeit ist Genüge
getan!“

14.

Die über Leichen stolpern.
     
    Ich ging ins Haus, zurück zu
Auguste Courtenay. Er saß in einem Sessel, den glasigen Blick auf eins der
Bilder seiner Frau gerichtet, vor sich eine Flasche Gin. Er ersäufte seinen
Kummer und seinen Arger. Ohne Umstände nahm ich ihm das Glas aus der Hand und
verpaßte mir eine ordentliche Portion. Von ihm kam kein Widerspruch.
Stattdessen sah er mich mit seinen wässrigen Augen an und lallte:
    „Dassiss alles Ihre Schuld.“
    „Reden Sie keinen Scheiß“,
entgegnete ich. „Hätten Sie sie mal besser am Bettpfosten angekettet...“
    „Dassiss gegen meine
Prissipien.“
    „Gegen meine auch. Arme
Schweine, die so was machen müssen. Aber da Sie kein Schwein sind — und schon
gar kein armes — , werden Sie bestimmt was für Ihre
Frau tun wollen.“ Er lachte bitter.
    „Siess tot.“
    „Man wird sie wegen eines
Mordes anklagen, den sie nicht begangen hat“, sagte ich.
    „Weissich selbst, dassie ihn
nich begang hat. Aber Sie...“ Er zeigte mit dem Finger auf mich. „...Sie haben
gesacht...“
    „Lassen Sie mich mal machen.
Nicht weit von Ihrem Haus in Saint-Rémy-les-Chevreuse hab ich einen Teich
entdeckt. Und ganz in der Nähe fließt die Yvette vorbei. Und direkt auf Ihrem
Grundstück, gibt es da nicht einen Brunnen?“
    „Ja.“
    „Und in einer Schublade ein
oder zwei Revolver. Und vielleicht sogar ein Jagdgewehr. Tod den Ratten auf dem
Dachboden.“
    „Klar, auf dem Lande ..
    „Und gestern war sie den ganzen
Tag über alleine dort?“
    „Mit den Marchaux.“
    „Den Marchaux? Ach ja, das
Ehepaar. Aber sie mußte nicht unbedingt im Bett bleiben? Die beiden Alten haben
nicht Wache gehalten?“
    ,,’türlich nicht.“
    „Sie konnte sich also frei
bewegen?“
    „Ja.“
    Ich lachte.
    „Sie hatte all diese
Mordwerkzeuge bei der Hand, außerdem den ganzen Tag Zeit, sie auch zu benutzen.
Und dann hat sie gewartet, bis sie wieder hier war, hat sich vor dem Tunnel
versteckt, auf den Zug gewartet, der gar kein richtiger ist, um sich dann unter
die Räder zu schmeißen?“
    „Hm...“ knurrte er. Seine gar
nicht mehr glasigen Augen blitzten böse. „Ich verstehe, was Sie damit sagen
wollen. Sie täten besser daran, sich nicht länger den Kopf zu zerbrechen. Damit
kommen Sie sowieso nicht weiter. Gestern wußte Marie noch gar nicht, daß Sie
hinter ihr her waren.“
    „Aber Sie haben mir doch eben
gesagt, sie sei mit allem einverstanden gewesen...“
    „Weissich nich mehr“, lallte er
wieder.
    Er schnappte sich die Flasche
und setzte sie sich an den Hals.
    „Wer hat sich damals um sie
gekümmert?“ fragte ich. „Ich meine: welcher Psychiater?“
    „Dr. Delanglade.“
    „Delanglade oder Dalaruc?“
    „Delanglade. Wer ist Dalaruc?“
    „Weiß ich selbst nicht

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