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Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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so gewaltig wie seine Gestalt. Er war auch ein guter Mann, nicht streng religiös, aber ehrbar und verläßlich.
    Als sich ihre Blicke trafen, während er bei der Messe den Kollektenteller weiterreichte, sagte ihnen beiden eine innere Stimme, daß da endlich jemand war, der ihrer eigenen Vitalität ebenbürtig war. Timothy wartete vor der Kirche auf Mary, wie sie es gewußt hatte, und begleitete sie zu der Pension, in der sie wohnte. Danach trafen sie sich jeden Abend, und am siebenten Abend brachte Timothy sie in ein Hotel, und sie schliefen miteinander.
    Für Timothy war es der befriedigendste Liebesakt, den er je erlebt hatte; für Mary war es die Erfüllung ihrer Gebete. Er hatte gelacht, als sie vorher neben dem Bett gebetet hatte, doch als sie anschließend vor Dankbarkeit einen ganzen Rosenkranz betete, war er gerührt, denn er erkannte, daß es in gewisser Weise ein Kompliment für ihn war.
    Als Mary zum erstenmal seine Größe sah, erschrak sie, aber zugleich war sie von prickelnder Erregung erfüllt. Die Proportion stimmte genau mit allem anderen überein. Gewaltig. Zuerst war er sanft, einfühlsamer als jeder andere Mann, mit dem sie je geschlafen hatte, aber auf ihr Drängen hin wurde er wild und leidenschaftlich, stieß mit enormer Kraft in sie hinein, und seine harten Hände schienen überall zugleich zu sein, auf ihren Brüsten, Schultern und Schenkeln. Und sie erwiderte diese Leidenschaft mit all ihrer Macht, ließ nie zu, daß er über sie dominierte, biß und kratzte, bis sie in ihrer Ekstase schrie und den Höhepunkt herbeisehnte. Und dann kam die Erfüllung ihrer Sehnsüchte, durchzog ihren ganzen Körper mit einer Woge nie gekannter Glückseligkeit. Sie weinte, als er sanft über ihre Stirn streichelte, lächelte, mit ihr redete und in ihr blieb.
    Dann betete sie den Rosenkranz, während er stumm wartete und nicht den Blick von ihrem gesenkten Kopf nahm. Als Mary damit fertig war, lachte sie, sprang wieder aufs Bett zu Timothy, und sie liebten sich noch oft in dieser Nacht.
    Sie trafen sich jeden Tag und liebten sich, wann immer sie allein waren. Ihr Verlangen ließ nicht nach, sondern schien noch zu wachsen. Schließlich kündigte Timothy an, daß er nach England ziehen wollte, um eine besser bezahlte Stellung zu finden, und er bat Mary, mit ihm zu gehen.
    Von Heirat wurde nichts erwähnt, aber Mary willigte begierig ein, ihn zu begleiten, und drei Wochen später wohnten sie zusammen in North London. Timothy fand Arbeit auf einer Baustelle, und Mary jobbte wieder als Barmädchen. Ihr Glaube an Gott war stärker denn je, und sie dankte Ihm ständig, in der Kirche, zu Hause oder sogar im Bus auf dem Weg zur Arbeit. Sie hegte ihre neu gefundene Liebe und wußte, daß kein anderer Mann ihr je wie Timothy die Erfüllung bringen konnte, aber kein einziges Mal drängte sie ihn zur Heirat.
    Als der Krieg ausbrach, ging Timothy trotz Marys Protesten freiwillig zur Army. Obwohl sie wirklich stolz auf ihn und seine Handlung war, fürchtete sie sich vor der Trennung, denn sie wußte, daß kein anderer Mann sie lieben und befriedigen konnte wie er, und sie fragte sich, ob sie stark genug sein würde, um der Versuchung zu widerstehen, sich woanders sexuelle Befriedigung zu suchen. Timothy verließ sie, und vier Tage später erhielt sie einen Brief von ihm, in dem er sie bat, seine Frau zu werden, sobald er Urlaub bekommen würde. Da wußte sie, daß sie warten konnte.
    Aber Timothy starb drei Wochen später. Er wurde eines Nachts bei einem Manöver von einem Panzer zermalmt. Man fand seine Leiche am nächsten Morgen eine Meile von seiner Einheit entfernt, sein prächtiger Körper lag zerquetscht auf einem Feld. Niemand wußte, wie er dort hingekommen war oder warum er dort gewesen war, aber er ging als einer der ersten Kriegsgefallenen in die Akten ein. Wochen später erhielt Mary von einem seiner Freunde von der Grundausbildung Besuch. Er erzählte ihr, daß Timothy eine Flasche Whisky mit sich hinausgeschmuggelt hatte, >um die schreckliche Kälte zu vertreiben<, und auf eigene Faust in jener Nacht davongewandert war. Der Soldat nahm an, daß die Army die zerschmetterte Flasche bei der Leiche gefunden und die Sache um Timothys und der Army willen vertuscht hatte.
    Das war der Zeitpunkt, an dem Mary den Glauben an Gott verlor. Es war zuviel für ihr einfaches Gemüt, soviel geschenkt zu bekommen und es dann in einem einzigen grausamen Schlag zu verlieren. Sie begann Gott fast so sehr zu hassen, wie sie Ihn

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