Die Ratten
könntest du keinen Fingerring ficken, du blöde, alte Sau«, höhnte sie.
In diesem Augenblick schloß sich eine Hand um den Flaschenhals.
»Gib uns das, du Miststück!« Ein Mann ragte über ihr auf, dessen Gesicht fast verborgen unter dem zottigen Haar und dem Bart war. Doch die Hand hatte keine Kraft, und Mary war gestärkt vom Scotch und dem Gelächter. Sie riß die Flasche zurück, klemmte sie zwischen ihre Schenkel und kauerte sich darüber. Der bärtige Mann schlug schwach auf ihren Nacken, aber Mary lachte nur noch mehr.
Der alte Myer versuchte zwischen ihren Knien nach der Flasche zu tasten, doch Mary umklammerte sie fest. »Nur einen Schluck, Mary, nur einen«, flehte er.
Der andere Mann trat sie plötzlich, krallte eine Hand in ihr verfilztes Haar, riß ihren Kopf zurück und schrie Obszönitäten. Sie schlug mit einer Hand nach ihm und schleuderte ihn zu Boden. Myer stürzte auf sie zu und wollte ihr die Flasche entreißen. Er krümmte sich vor Schmerzen zusammen, als ihn ein knochiges Knie in die Leistengegend traf.
Die drei anderen alten Pennbrüder beobachteten geduckt, schoben sich langsam näher und starten auf die Flasche. Der Bärtige rappelte sich auf und schwankte auf Mary zu wie ein degenerierter, zorniger Bulle. Sie stieß nach seinen Augen und zog mit den Fingernägeln eine blutige Spur über sein Gesicht. Er fiel auf die Knie. Mary wandte sich den drei anderen zu, und sie zogen sich furchtsam zurück.
»Bastarde!« rief sie ihnen zu. Sie wandte allen den Rük-ken zu, Myer, der mit Tränen in den Augen auf allen vieren hockte und immer noch flehte, dem Bärtigen, der sich die Augen rieb, und den dreien, die sich ängstlich am Boden duckten. Sie trank geräuschvoll aus der Flasche. Dann schnappte sie nach ihrem Rock, verfehlte ihn und griff wieder hin, zog ihn bis zur Hüfte hoch und schwenkte ihren nackten Hintern vor ihren Gesichtern. Mit höhnischem Lachen verschwand sie anschließend zwischen den Büschen.
Sie blieb vor einer ehemaligen Grabstätte stehen, kicherte und murmelte vor sich hin. Männer! dachte sie. Sie sind alle gleich. Alles Schlappschwänze. Heute hatte sie sich amüsiert und sie alle zum Narren gemacht. Sie dachte an Myer und sein kleines Glied, ein weißes Würmchen im Mondschein. Jämmerlich. Sie hatte nie einen Mann gekannt, der - doch, da hatte es jemand gegeben. Wer war es gewesen? Vor Jahren... Sie trank aus der Whiskyflasche und versuchte, sich zu erinnern, wen sie einst geliebt hatte, wer ihr einst etwas geschenkt hatte. Aber was? Was hatte man ihr geschenkt? Sie konnte sich nicht erinnern.
Als sie den Kopf weit zurückbog, um aus der Flasche zu trinken, traf der Stein ihre ungeschützte Kehle. Mary fiel vornüber, und der bärtige Tramp entriß ihr die Flasche. Er trank gierig, während die anderen auf die stöhnende Gestalt am Boden eintraten. Myer nahm die Flasche als nächster und schluckte gierig Whisky. Er ließ sich die Flasche erst von einem anderen abnehmen, als der Whisky in seiner Kehle brannte und er husten mußte. Der Bärtige schwankte und starrte auf Marys gekrümmten Körper hinab. Er kannte diese Hure, hatte schon erlebt, daß sie seine Freunde ausgelacht hatte, sich sogar über ihn lustig gemacht hatte, als er versucht hatte, ihr einen Gefallen zu tun. Er hob einen großen Backstein auf und schlug damit auf ihr Gesicht ein.
Er riß einem kleinen, mageren Mann die Flasche aus der Hand und trank. Alle setzten sich im Kreis hin, nur ein paar Schritte von Marys regloser Gestalt entfernt, tranken die Scotchflasche leer und kehrten dann zu ihrem Äthylalkohol zurück.
Mary Kelly war noch nicht tot, aber nahe daran. Ihr Schädel war bei dem Hieb mit dem Backstein gebrochen, und sie blutete stark. Zwei Rippen waren gebrochen, und an ihrer Kehle klaffte eine Wunde. Mary lag lange im Dreck, das Leben wich langsam aus ihr, und bald würde sie tot sein. Ihre Lippen bewegten sich lautlos wie bei einem stummen Gebet, wieder und wieder, und ihre Finger bewegten sich, während sie versuchte, endlos bis zehn zu zählen.
In der Nähe lagen ihre fünf Gefährten zusammengedrängt und schliefen in ihrem Rausch.
Die erste Ratte näherte sich Mary vorsichtig. Der Geruch von Blut lockte und vertrieb jede Furcht, löschte jedoch nicht die Vorsicht aus. Die Ratte war viel größer und dunkler als die anderen, die ihr folgten. Ein paar Zentimeter vor Mary verharrte die Ratte, deren ganzer Körper angespannt war und zitterte.
Plötzlich sprang die Ratte zu der
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