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Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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gedrückte Stimmung nichts mit ihr zu tun hatte.
    »Das ist hier gar nicht so übel, nicht wahr?« Er musterte einen großen Vierkantbalken, der die niedrige Decke stützte, und rieb über die Maserung des Balkens.
    Plastik. »Scheiße!«
    Als sie das Pub verließen, begann es zu regnen. Obwohl es nur ein ziemlich leichter Schauer war, drängten sich in den Eingängen der Läden die Leute. Plastikumhänge wurden hervorgeholt und über Kopf und Schultern drapiert. Harris und Judy wurden von Touristen, die Schutz vor dem Regen suchten, fast über den Haufen gerannt.
    »Laß uns gehen, Jude«, sagte Harris, nahm sie fest am Arm und führte sie auf die Straße. Sie gingen schnell zum Wagen, und beide kämpften gegen Platzangst an. Dann setzten sie sich ins Auto, und ihr Atem beruhigte sich. Harris hatte eine Zigarette halb geraucht, als die Sonne hervorkam und der Regen aufhörte. Überall tauchten Leute aus ihrem Unterschlupf auf, lachten und riefen einander. Ein Bus hielt auf der anderen Straßenseite und spuckte einen Strom von Touristen aus. Alle reckten sich, gähnten und suchten nach Toiletten.
    »Sieh dir diese Frauen an«, sagte der Lehrer erstaunt. »Sie sehen alle gleich aus. Alle sind fett, und alle tragen eine Brille. Nicht zu fassen!«
    Judy brach in Gelächter aus. Er hatte recht. Die Frauen sahen tatsächlich alle ähnlich aus. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich besser. Harris sah wenigstens das Lustige an seiner zerstörten Illusion von Shakespeares Geburtsort. Er fuhr aus der überfüllten Stadt aufs Land hinaus.
    Als Stratford hinter ihnen lag, atmete Harris erleichtert auf. Er verstand nicht ganz, warum ihm die vielen Menschen so zugesetzt hatten, daß er geglaubt hatte, keine Luft mehr zu bekommen. Er hatte regelrechten Ekel vor den Leuten gehabt, nicht vor den Individuen, sondern vor der Masse. Sonderbar genug, es war fast das gleiche Gefühl gewesen, daß er angesichts der Ratten gehabt hatte. Als wären sie eine Bedrohung.
    »Jude, ich werde doch kein Fall für den Psychiater, oder?«
    »Nein, Liebling. Du hattest nur zum falschen Zeitpunkt und am falschen Ort Kontakt mit zu vielen Leuten. Wir fuhren hierhin, um von allem wegzukommen, und wir landeten wieder genau mittendrin.«
    Je stiller es auf den Straßen wurde, desto besser fühlte er sich. Plötzlich nahmen sie einen Hügel wahr, dessen Kuppe mit Bäumen bewachsen war und an dessen Fuß es bestellte Felder gab, deren Farbnuancen vom strahlendsten Gelb bis zum tiefsten Grün reichten. Schafe grasten auf einem der Hänge.
    »Was hältst du von einer Kletterpartie?« fragte Harris.
    »Okay.«
    Er hielt auf einem Grasstreifen neben der Straße und schloß den Wagen ab. Sie kletterten über einen Zaun und gingen am Rand des Felds entlang. Judy erklärte den Unterschied zwischen Weizen, Hafer und Gerste, und Harris genoß seine Unwissenheit.
    Beobachtet von den Schafen, kletterten sie über ein Gatter und stiegen den Hügel hinauf, der jetzt steiler wurde. Auf dem Weg zur Kuppe machte sich die Anstrengung bemerkbar. Sie klammerten sich lachend aneinander, und dabei kam es vor, daß sie sich gegenseitig ein Stück hinunterzogen. Schließlich gelangten sie zu den Bäumen und fanden einen Pfad, der sie bis ganz oben führte. Dort gab es ein Plateau mit weiteren Feldern, die sich über die hinteren Hänge erstreckten und bei einem anderen Waldstück endeten.
    Sie legten sich auf den grasbewachsenen Hang, ruhten sich aus und schauten auf die Hügel der Umgebung, die winzigen Häuser und die grauen Linien der Straßen. Eine leichte Brise bewegte die sonst warme Luft.
    »Ist es jetzt besser?« fragte Judy.
    »Ja.«
    »Tief atmen.«
    Er griff nach ihr. »Es ist so schön still. Keine Leute. Irgendwie rückt alles in seine richtige Perspektive.«
    Ein Schaf, das sich von der Herde verirrt hatte, lief an ihnen vorbei. Als es vorüber war, wandte es den Kopf, blökte sie an und rannte davon.
    »Du kannst mich auch!« rief Harris ihm nach.
    Er wandte sich Judy zu und küßte sie, zuerst sanft und zärtlich, dann heftig und drängend. Er schob die Hand unter ihre Bluse und umfaßte eine ihrer kleinen, festen Brüste.
    »Harris, es könnte jemand kommen«, mahnte Judy.
    »Hier oben? Das soll wohl ein Witz sein. Wer wäre so blöd, den ganzen Weg hier raufzuklettern?«
    Er zog den Reißverschluß seiner Hose auf. Judy küßte Harris, und ihre Liebe zu ihm entfachte ihr Verlangen. Sie drängte sich an ihn und bewegte sich rhythmisch an seinem Körper. Harris

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