Die Ratten
treten, doch er hatte zuwenig Platz, und die Ratte blieb an ihm hängen. Er bückte sich, um sie wegzuzerren, und eine andere Ratte biß ihm in die Hände. In seiner Verzweiflung setzte er sich auf die Rückenlehne eines Sitzes, hob sein schmerzendes Bein auf den Sitz in der nächsten Reihe und zog die große, schwarze Ratte mit. Vikki rannte von ihm fort und stolperte über einen Mann, der sich in einem Todeskampf mit drei Ratten befand. Sie stürzte schwer und war sofort von Ratten umgeben. Ihre Schreie blieben ungehört bei all den Entsetzensschreien, die durch das Kino gellten.
Stephen packte die Ratte an der Kehle und drückte mit aller Kraft zu, doch sie klammerte sich immer noch an ihn. Er spürte, daß eine andere Ratte auf seinen Rücken sprang und in seine Jacke biß, die er schnell ohne zu überlegen von sich riß und mitsamt der Ratte in die Sitzreihe hinter sich schleuderte. Ein Mann vor ihm erkannte seine Notlage, packte mutig die Ratte, die an Stephens Bein hing, und zog. Unvermittelt ließ die Ratte das Bein los, zuckte zu dem Mann herum und biß ihm ins Gesicht.
Der Mann stürzte schreiend zu Boden.
Stephen blickte über die Sitzreihe und sah, daß er nichts tun konnte, um den Mann zu retten, der ihm geholfen hatte. Verzweifelt schaute er in die Runde, doch er sah keinen sicheren Fluchtweg. Er sprang auf die Rückenlehne eines Sitzes und balancierte vorsichtig über die Sitzreihe, stützte sich auf den Schultern der Leute auf, wo er konnte, verließ sich jedoch überwiegend auf sein Glück, um das Gleichgewicht zu halten. Er rutschte ein paarmal aus, schaffte es jedoch, sich wieder zu fangen, und die Angst verlieh ihm zusätzliche Kraft, die er brauchte, um seinen Weg fortzusetzen. Das Inferno rings um ihn wurde zu etwas Unwirklichem. Es war wie ein Alptraum, und das sonderbare Licht der Leinwand verstärkte noch die schaurige Wirkung.
Ein Mann vor ihm hob eine Ratte über seinen Kopf und warf sie von sich. Der lange Körper prallte gegen den Jungen. Stephen rutschte aus und fiel zwischen die Sitzreihen. Er stürzte schwer auf den Rücken und blieb sekundenlang benommen liegen. Jemand stolperte und fiel über ihn, während er mit einer Ratte in seinen Armen kämpfte. Die Ratte wurde gegen Stephens Brust geschoben, und er schrie vor Schmerzen auf. Er schlug mit den Fäusten sowohl nach der Ratte als auch nach dem Mann und fluchte und heulte dabei. Das Gewicht verschwand von seiner Brust, als der Mann auf die Füße gelangte und weitertaumelte. Die Ratte hing immer noch in seinen Armen, und eine andere hockte auf seinen Schultern und nagte an seinem Nacken.
Der Junge rappelte sich auf und kletterte wieder auf die Rückenlehnen der Sitze, um seinen gefährlichen Weg durch die Masse hilfloser Leute fortzusetzen. Viele waren jetzt in den Gängen und preßten sich in ihrer Panik auf engstem Raum zusammen, wodurch eine schnelle Flucht unmöglich war. Die Türen waren durch niedergetrampelte Leute blockiert, und diejenigen, die es geschafft hatten, sich bis ins Foyer durchzukämpfen, wurden von den Ratten gejagt.
Ein älteres Paar in Stephens Nähe klammerte sich in letzter, verzweifelter Umarmung aneinander, und die Ratten bissen ihnen in die Beine und ins Gesäß, bis die beiden auf die Knie fielen.
Ein Mann saß versteinert auf seinem Platz, hielt sich krampfhaft an den Armlehnen fest und starrte auf die Leinwand, als schaue er den Film an. Eine Ratte hockte auf seinem Schoß und fraß ein Loch in seinen Bauch.
Einige Jugendliche hatten einen Kreis gebildet, Rücken an Rücken, und bahnten sich langsam einen Weg durch den Mittelgang, wobei sie mit ihren schweren Stiefeln nach den Ratten traten. Leider kamen die Jungen nicht weiter als bis zu der Masse, die sich vor dem Ausgang drängte.
Die Leute auf der Galerie hatten es nicht besser; dort gab es nur zwei Ausgänge als Fluchtwege, und durch sie strömten Ratten herein. Sie drängten sich gegenseitig immer weiter zurück, und viele stürzten über das Geländer hinunter.
Stephen kämpfte sich weiter voran. Er schluchzte vor Angst. Schließlich erreichte er das Parkett. Dort waren vergleichsweise wenig Leute und Ratten. Das größte Chaos herrschte jetzt an den Seiten und bei den Ausgängen des Kinos. Stephen sprang von der Sitzreihe auf den Boden und eilte zur Bühne. Er kletterte schnell hinauf, doch ein Strom schwarzer, pelziger Schatten tauchte an einer Seite des Vorhangs auf und kam sofort auf ihn zu. Stephen warf sich herum und wollte in
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