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Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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entschloß er sich zum Handeln. Er versuchte, die Schreie der von Ratten angefallenen Tiere in diesem Teil des Zoos zu ignorieren, rannte zum Zaun, der den Tierpark zur Straße hin abgrenzte, und kletterte hastig hinüber. Er fiel auf der anderen Seite herunter, und als er am Boden lag, sah er die Scheinwerfer eines nahenden Wagens. George rappelte sich auf, rannte auf die Straße und schwenkte wild die Arme. Zuerst hatte es den Anschein, als würde der Wagen weiterfahren, doch der Fahrer mußte Georges Uniform im Scheinwerferlicht gesehen haben. Mit quietschenden Reifen hielt der Wagen an, und George mußte zur Seite springen, um nicht von dem Auto erfaßt zu werden.
    Er gab schon aufgeregt Anweisungen, bevor der Fahrer überhaupt die Fensterscheibe heruntergedreht hatte. Der Zoowärter sah den verständnislosen Blick des Autofahrers und erklärte von neuem: »Rufen Sie die Polizei an. Ratten, Hunderte Ratten greifen den Zoo an! Wenn die Polizei nicht bald hier ist, fressen die Ratten meine Tiere! Fahren Sie, Mann, fahren Sie!«
    Während der Wagen davonraste, kam George ein schrecklicher Gedanke. Wenn die Polizei und die Soldaten kamen, würden sie vermutlich Gas einsetzen. Und Gas war für seine Tiere genauso tödlich wie für die Ratten.
    George schrie vor Verzweiflung auf und rannte über die Straße zum Haupteingang des Zoos. Er kletterte über das Drehkreuz und sah zwei andere Wärter, die Nachtdienst hatten, herbeilaufen.
    »Bist du das, George?« rief einer der beiden Männer und leuchtete mit der Taschenlampe.
    »Ja, ich bin's«, antwortete George und schirmte mit dem Arm die Augen ab, weil ihn das Licht der Taschenlampe blendete.
    »Raus, George, komm! Hier wimmelt es von Ratten! Von den riesigen! Sie gehen auf die Tiere los!«
    »Nein, wir müssen die Tiere freilassen - wir können nicht zulassen, daß sie alle gefressen werden!«
    »Das ist verdammt aussichtslos. Wir hauen ab, wir können nichts tun. Und du kommst mit uns!« Er packte den alten Zoowärter am Arm und wollte ihn zurück durch das Drehkreuz zerren. George drosch blindlings um sich, schlug seinem Kollegen die Taschenlampe aus der Hand, riß sich los und rannte zum Hauptbüro.
    »Laß ihn, Joe«, sagte der andere Mann. »Es wäre unser Tod, wenn wir ihm nachliefen und versuchten, ihn aufzuhalten. Laß uns verschwinden.«
    Widerstrebend folgte ihm Joe, kletterte hinter ihm über das Drehkreuz und lief auf die Straße.
    George rannte, rang um Atem und beachtete die Schatten, die aus dem Tunnel strömten, nicht. Er hetzte die kurze Treppe hinauf, die zu dem Büro führte, in dem alle Schlüssel der Käfige aufbewahrt wurden. Unterdessen herrschte im Zoo ein unglaublicher Lärm. Brüllen, Kreischen, Bellen, Röhren - alles mischte sich zu einem Höllenspektakel. George schnappte sich so viele Schlüsselbunde, wie er tragen konnte, von den Haken und rannte aus dem Büro.
    Er blieb entgeistert beim Anblick des mächtigen Gorillas stehen, des großen Alten des Zoos, der seine einstige Erhabenheit wiedergewann, die Ratten mit den großen Händen zerriß, ihnen mit seiner enormen Kraft die Knochen brach und sie wegwarf wie Stoffetzen. Doch sogar der Gorilla war mit seiner Kraft nicht der Masse der Ratten gewachsen. Es wimmelte von ihnen auf seinem Körper, und trotz seiner Kraft brachten sie ihn zu Fall und rissen ihn zu Boden, wo er tapfer weiterkämpfte.
    George beobachtete den Todeskampf dieser beeindruckenden Kreatur wie gebannt, doch dann nahm er Bewegungen um seine Beine herum wahr und kam zur Besinnung. Er blickte hinab und sah, daß die scheußlichen, schwarzen Ratten an ihm vorbeiströmten und ihn unerklärbarerweise ignorierten. In einem Wutanfall trat er nach ihnen, aber sie huschten weiter, begierig darauf, sich an den eingesperrten Tieren vollzufressen.
    Der Zoowärter rannte mit ihnen, schloß Käfige auf und öffnete die Türen weit. Viele der armen Tiere duckten sich nur hinten in ihren Käfigen, während andere ihre Chance erkannten und durch die offenen Türen in die Freiheit sprangen. Die Vögel waren die glücklichsten - sie konnten davonfliegen. Aber für die anderen Tiere war Schnelligkeit die einzige Chance zu entkommen. Die stolzeren Tiere blieben, um zu kämpfen, und sie töteten viele der Ratten, bevor sie selbst starben, aber die Mehrheit ergriff die Flucht. Als die Tiere die Umzäunung des Zoos erreichten, warfen sie sich dagegen und rasten und tobten, weil sie erkannten, daß sie in der Falle waren. Einige schafften es,

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