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Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Helden.« Howard lachte und legte besitzergreifend eine Hand um ihre Hüfte.
    »Kommen Sie, alter Junge, Sie müssen alle kennenlernen.« Foskins zog Harris von der Gruppe fort. Judy schloß sich ihnen an, als sie ihre Runde machten, lächelten, Hände schüttelten und beglückwünscht wurden. Nach dem dritten Scotch ließ Harris' Abneigung gegen den Unterstaatssekretär nach. Er beobachtete, wie Foskins mit Kollegen aus der Politik lachte und scherzte, ihr Lob mal mit gespielter Bescheidenheit, mal mit geübter und geschickter Angeberei entgegennahm. Harris bemerkte, daß Howard abseits stand, Foskins anstarrte und dem Plappern von Fiona keine Beachtung schenkte.
    Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Judy ihm ins Ohr flüsterte. »Das ist also der Jet-set?«
    »Es hätte schlimmer sein können.« Harris lächelte ihr zu. »Jedenfalls wird nicht an Schnaps gespart.«
    »Foskins sonnt sich in seinem Ruhm.«
    »Natürlich. Was denkst du denn, wozu er die Party gibt? Aber man kann es ihm nicht verübeln.«
    »Harris, für einen streitlustigen Mann bist du sehr gelassen und gutmütig.«
    Er lachte, legte einen Arm um ihre Schulter und zog Judy an sich. »Nun gut, er hat mal einen Fehler begangen, ihn jedoch schnell wiedergutgemacht.«
    »Ja, mit Hilfe von dir und all den anderen!« sagte Judy empört.
    »Sie hat völlig recht, wissen Sie, Harris!« Howard hatte sich unbemerkt zu ihnen gesellt, gefolgt von Fiona. »Er heimst allen Ruhm ein - sehr bescheiden, das gebe ich zu -aber es war im Grunde meine Idee.« »Ja«, stimmte Fiona atemlos zu.
    »Nebenbei bemerkt«, fügte Howard hämisch hinzu, »tut es mir leid, daß Sie nicht mehr zum Team zählen.«
    Harris grinste den Forscher an und war nicht bereit, sich aushorchen zu lassen.
    »Was macht das schon? Es ist jetzt ohnehin alles vorüber«, sagte er und hielt nach dem Kellner und dem Tablett mit Getränken Ausschau.
    »Ja, und wir alle gehen schließlich wieder zurück an unsere unbedeutenden kleinen Jobs, während er...«
    »Sehen Sie, wenn Ihnen das nicht gefällt, dann sagen Sie's nicht mir, sondern ihm.« Harris nahm sich geschickt ein Glas Scotch vom Tablett, als der Kellner vorbeikam.
    »Das werde ich verdammt tun!« sagte Howard und eilte entschlossen zu Foskins.
    »Harris, du bist ein Filou«, tadelte Judy den lächelnden Lehrer.
    »O Gott, er wird eine Szene machen«, jammerte Fiona.
    Gerade als Howard bei dem heiteren Foskins angelangt war, klingelte das Telefon in der Diele, und der Unterstaatssekretär entschuldigte sich bei den Gästen und ließ den Forscher offenen Mundes und plattfüßig stehen.
    Harris unterdrückte seine Schadenfreude, als er beobachtete, daß sich der Forscher wieder faßte und Foskins folgte.
    Zwei Minuten später kehrte Howard mit aschfahlem Gesicht zurück. Er gesellte sich zu ihnen und schüttelte langsam und mit fassungsloser Miene den Kopf. »Liebling, was ist los? Ist was passiert?« fragte Fiona besorgt.
    Howard blickte von einem zum anderen, aber er schien sie gar nicht richtig wahrzunehmen. »Dieser Anruf«, sagte er wie in Trance, »kam von unserer Einsatzzentrale.«
    Sie warteten ungeduldig in angespanntem Schweigen.
    »Es hat einen weiteren Angriff der Ratten gegeben. Ein neues Massaker - in North London.«

15
    Stephen Abbott saß im dunklen Kino und blickte verstohlen zum Gesicht seiner Freundin, das vom Widerschein des Films auf der Leinwand erhellt wurde. Der Film langweilte ihn, teils weil der große Cowboy mit dem zerfurchten Gesicht mittlerweilen zu alt war, um wie Supermann zu agieren, und teils, weil Stephen auf seine Brille verzichtet hatte. Vikki wußte nicht, daß er eigentlich eine Brille brauchte, und er befürchtete, es könnte ihre Beziehung stören, wenn sie es erfahren würde. Sie würde ihm vielleicht ebenfalls davonlaufen, wenn sie herausfinden würde, daß er zwei falsche Schneidezähne hatte. Er mußte beim Rumknutschen aufpassen, daß sie nicht mit der Zunge die Platte lockerte. Vikki war ziemlich penibel und wählerisch. Und das konnte sie sich bei ihrem blendenden Aussehen auch erlauben. Sie war die schärfste Frau vom gesamten Klub.
    Stephen hatte noch ein anderes Problem: Er wünschte, zur Toilette gehen zu können. Noch war es nicht allzu dringend, aber der Gedanke, nicht hingehen zu können, machte es ständig schlimmer. Und er konnte nicht hingehen, weil er seine Brille nicht dabei hatte und ohne sie niemals den Weg zurück zu seinem Platz finden würde. Das war ihm schon einmal passiert.

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