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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ratten an meinem Körper festhingen, da hätten sie auch zubeißen können. Das haben sie nicht getan. Sie warteten ab, und ich hörte in meinem Kopf Sentas Lachen wie eine ferne Botschaft. Als wollte sie mir erklären, daß ich durch die Ratten auch weiterhin unter ihrer Kontrolle stehe. Sie wollte mir demonstrieren, wie stark sie ist. Sie hat mich auch nicht nach meinem Beruf gefragt. Sie hat mich so hingenommen, wie ich bin.«
    »Dann wußte sie Bescheid, John.«
    »Das vermute ich auch.«
    Glenda Perkins kam wieder zu uns. Ihr war anzusehen, daß sie keine guten Nachrichten brachte. »Es tut mir leid, Freunde, aber ich muß euch mitteilen, daß ich keine Senta de Fries gefunden habe.«
    »Kein Telefon.«
    »Leider.«
    »Wie kann man heute ohne den Quälgeist leben?« fragte Suko.
    »Das ist einfach. Wer dich erreichen will, bestimmst du selbst und gibst ihm entsprechende Informationen.« Ich holte das Zündholzheftchen hervor und hielt es hoch. »Wie das hier.«
    »Kann hinkommen.«
    »Und wann öffnen die Bars im allgemeinen?« fragte Glenda.
    »Keine Ahnung. Gegen neunzehn oder zwanzig Uhr. Wir werden pünktlich sein.«
    »Wie willst du die Zeit bis dahin verbringen?«
    »Ich gehe in meine Wohnung, werde mich duschen, damit sich meine Mitmenschen nicht mehr über mich beschweren können, nur weil ich etwas anders rieche.«
    »Riechen, sagst du dazu? Das ist schon ein impertinenter Gestank, John Sinclair!«
    »Demnächst werde ich immer Parfüm dabeihaben«, versprach ich und stand auf. Glenda hielt mich noch fest. Sie bat mich, vorsichtig zu sein, was ich versprach.
    Dann war ich weg.
    ***
    Etwas hatte die Begegnung mit den Ratten bei mir schon bewirkt. Ich bewegte mich längst nicht mehr so locker wie sonst. Ich war immer auf der Hut, ich steckte voller Spannung, schaute mich öfter um als gewöhnlich, aber es lief mir keine Ratte mehr im dichten Londoner Verkehr vor die Reifen. Das hätte für die Tiere auch tödlich enden können.
    Wie viele Ratten standen auf Sentas Seite?
    Auch darüber machte ich mir Gedanken. Bis ich die Tiefgarage unseres Hauses erreichte, hatte ich keine Antwort gefunden, aber ich stand dabei unter Strom, denn das andere Erlebnis ließ mich nicht los.
    Außerdem hatte ich in unserer Garage schon des öfteren höllische Minuten überstehen müssen, aber an diesem Tag ging alles glatt. Ich stellte den Rover neben Sukos BMW ab, schaute mich um, hatte auch die Beretta gezogen, aber über den dunklen Boden huschte kein Schatten. Es waren auch keine fremden Geräusche zu hören.
    Der Lift brachte mich nach oben. Durch den Flur schritt ich wie ein Fremder. Er war so hell wie immer, doch an diesem Tag kam er mir regelrecht düster vor.
    Keine Ratten.
    Selbst Menschen kamen mir um diese Zeit nicht entgegen, und so schloß ich die Wohnungstür auf. Die Reisetasche stellte ich sofort ab.
    Mein Blick glitt durch den Flur. Da die Tür zum Wohnraum offenstand, schaute ich hinein.
    Es war alles ruhig.
    Ich durchsuchte dennoch jedes Zimmer, bevor ich mir frische Wäsche aus dem Schrank holte, sie mit ins Bad nahm, wo ich mich auszog und mich dann unter die Dusche stellte.
    Über das heiße Wasser war ich froh. Es wischte wohl die äußeren Erinnerungen ab, aber nicht die inneren. Nach wie vor ging es mir nicht aus dem Sinn, daß mich Ratten heimlich beobachteten.
    Ich fühlte mich einfach kontrolliert. Das änderte sich auch nicht, als ich die Dusche verließ und mich abtrocknete. Immer wieder bewegten sich meine Augen. Ich suchte die verdammten Tiere, aber sie ließen sich nicht blicken.
    Es gibt Geschichten von Ratten, die aus Abflüssen oder Toiletten geklettert waren. Da ich mich in einem Bad befand, wurde ich automatisch daran erinnert. Doch hier war alles normal.
    Ich zog frische Kleidung im Schlafzimmer an. Selbst unter das Bett schaute ich, aber da war ebenfalls nichts zu sehen. Ich fing an, mich einen Narren zu schelten, daß ausgerechnet ich mich von derartigen Vorstellungen beeinflussen ließ. Denn bisher waren es Vorstellungen.
    Gesehen hatte ich in meiner Wohnung keine Ratte.
    Ich ging in den Wohnraum.
    Kein Tier zu sehen.
    Dann warf ich einen Blick aus dem Fenster. Der Himmel sah nicht gut aus. Es würde mal wieder Regen geben, denn es ballten sich dichte, graue Wolken zusammen.
    Drei bis vier Stunden konnte ich mir schon Zeit lassen, bevor Suko und ich uns auf den Weg machten. Zuvor startete ich noch einen Test. Auf dem Streichholzheftchen war auch die Telefonnummer der Bar abgedruckt.

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