Die Rattenhexe
sonst?«
Ich trank einen Schluck und gab danach die Antwort. »Sonst habe ich eine heiße Frau kennengelernt.«
»Ach? Auf dem Kursus?«
»Gott bewahre, nicht die Psycho-Tussi. Nein, an einer Tankstelle. Die Person heißt Senta de Fries und ist wirklich eine Sünde wert.«
»Was du beurteilen kannst.«
»Sicher.«
Die Tür öffnete sich, und Suko betrat das Büro. Sein Erscheinen beendete unsere Frotzelei. Auch er schaute mich staunend an, fragte aber nicht, sondern trocknete seine Hände an einem Taschentuch ab.
»Und?« fragte er dann.
»Laß uns rübergehen.«
»Okay.«
Kaum saßen wir uns gegenüber, als Suko anfing zu schnüffeln.
»Irgendwas oder irgendwer riecht hier komisch. Ich war zwar auf der Toilette, aber das…«
»Es ist der Rattengeruch. Der Gestank nach Abwässern und miesen Kloaken.«
Suko bekam große Augen. »Und dort hast du dich herumgetrieben, während wir dachten…«
»Hör auf zu denken und spitz deine Ohren. Ich bin nämlich in eine verdammt haarige Sache hineingeglitten.«
»Das kann ich mir schon denken.«
In den folgenden Minuten war bei ihm Schweigen angesagt, während ich mir das Erlebte von der Seele redete. Auch Glenda Perkins hörte zu.
Von uns kaum bemerkt, hatte sie das Büro betreten. Und diesmal war keinem von uns nach Spötteleien oder Scherzen zumute.
Suko wußte, daß er gefordert war, und er hielt damit auch nicht hinter dem Berg. »Wenn du es nicht wärst, John, hätte ich gesagt, daß man mir einen Bären aufbindet. Aber das scheint ja nicht der Fall gewesen zu sein. Du hast tatsächlich diesen Horror durchgemacht.«
»Das ist der richtige Ausdruck.«
»Wie hieß die Frau? Senta de Fries?«
»Ja.«
»Die arbeitet in einer Bar?«
»Hat sie mir gesagt. Es ist die Blue Bar. Zudem habe ich die Reklamehölzer gefunden.«
»Die hat sie doch für dich als Köder ausgelegt«, meldete sich Glenda.
»Mittlerweile bin ich davon auch überzeugt.«
»Aber die Bar kennst du nicht?« fragte Suko.
»Woher denn? Beruflich habe ich nicht oft in Bars zu tun, und mein Bier kann ich woanders preiswerter trinken.«
Eigentlich hätte Glenda etwas darauf erwidern müssen, aber sie hielt sich zurück. Suko schlug die Beine übereinander und schlug auf den Schreibtisch. »Dann steht heute abend ein Besuch an, nicht?«
»Und ob.«
Er grinste. »Und wie nutzen wir die Stunden dazwischen? Hast du daran schon gedacht?«
»Habe ich, Alter. Wir werden herauszufinden versuchen, wo diese Dame wohnt.«
»In der Bar?«
»Kann – muß aber nicht sein.«
»Ich meine ja nicht in dieser Bar, sondern darüber, in einer Wohnung. Du warst noch nicht dort und hast schon mal nachgeschaut?«
»Nein, dieses Vergnügen werden wir uns beide gönnen.«
»Aber getrennt.«
»Das versteht sich.«
»Kann ich euch helfen?« fragte Glenda. Auch sie wollte sich nützlich machen.
»Magst du Ratten?« fragte ich sie.
»Ich liebe sie.«
»Dann kannst du mir…«
»Nein, nein, laß mal. War nur ein Spaß. Das ist ein Job für euch. Wenn du mir noch mal den genauen Namen sagst, John, werde ich mein Superprogramm befragen, ob Name, Adresse und Telefonnummer der Rattenlady gespeichert sind.«
»Gute Idee.«
Als wir allein waren, fragte Suko: »Diese Senta hat auf dich einen verdammt starken Eindruck gemacht.«
»Hat sie.«
»Ist sie so super?«
Ich lächelte und dachte nach. »Es ist schwer, sie zu beschreiben. Sie kommt mir manchmal vor wie ein Kunstgeschöpf, das irgendeiner TV-Serie entsprungen ist, deren Handlung in einer zukünftigen Welt spielt. So extravagant. Außergewöhnlich gekleidet. Selbst dieses grellblonde Haar paßt zu ihr. Sie hat mich schon beeindruckt, Suko, daran besteht kein Zweifel.«
»Bereits beim ersten Zusammentreffen?«
»Ja. Da habe ich es noch für einen Zufall gehalten. Zumindest für die Dauer einiger Minuten.«
Mein Freund klopfte auf den Tisch. »Was kann sie wollen? Oder was kann sie von dir gewollt haben? Euer Zusammentreffen war natürlich alles andere als ein Zufall. Das wurde gesteuert. Oder siehst du das anders?«
»Nein.«
»Weder du noch ich sind ihr in der Vergangenheit auf die Zehen getreten. Wir haben sie nicht gesehen. Wir kannten sie nicht, denn eine Person wie sie wäre uns mit Sicherheit in Erinnerung geblieben, das kannst du mir glauben.«
»Ja, alles richtig. Sie hat es auf mich abgesehen. Zugleich will sie mit mir spielen.«
»Wie kommst du darauf?«
Ich breitete die Arme aus. »Mensch, Suko, als ich in der Garage stand und die
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