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Die Raumfalle (Orion 06)

Die Raumfalle (Orion 06)

Titel: Die Raumfalle (Orion 06) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Cliff mit einer fahrigen Bewegung der Hand.
    »Bitte. Fragen Sie.«
    »Sehen Sie einmal in Ihren GSD-Vorschriften nach und sagen Sie mir, ob ich Mura anfliegen darf oder nicht.«
    Tamara brauchte nichts nachzusehen; sie kannte ihre dienstlichen Vorschriften bis zum letzten Semikolon.
    »Dazu brauche ich nicht nachzusehen«, sagte sie.
    »Um so besser, dann geht es schneller.«
    »Richtig. Auf Mura darf außer den Organen des Sicherheitsdienstes und den Versorgungsschiffen niemand landen, es sei denn, er hat Sondervollmachten von höchster Stelle, von Oberst Henryk Villa gegengezeichnet. Es ist ganz klar. Ich müßte Ihnen die Landung verbieten.«
    Cliff fuhr nachdenklich durch seine Nackenhaare.
    »Gut«, erwiderte er langsam, »das wollte ich nur wissen.«
    »Andererseits reißt mir Villa persönlich den Kopf ab, wenn wir ohne Ibsen zurückkommen. Und Sie haben auch nichts mehr zu lachen.«
    Cliff nickte wieder.
    »Ich habe schon jetzt nichts mehr zum Lachen. Was ordnen Sie also an?«
    Böse sagte Tamara:
    »Ich weiß, Sie würden Ibsen gar zu gern auf Mura warten lassen, bis ihn ein Versorgungsschiff vielleicht nach einem halben Jahr wieder zurück nach Terra bringt.«
    Mit ironischer Bescheidenheit erwiderte Cliff sehr leise:
    »Was ich will, steht doch hier gar nicht zur Debatte. Es kommt doch nur darauf an, was Sie anordnen!«
    Tamara funkelte ihn an.
    »Manchmal«, sagte sie verbittert, »könnte ich Sie in einen Abfallkonverter stecken und die Asche im All ausstreuen. Oder ...«
    »Aber bitte! Ich hätte nichts dagegen!«
    Jetzt grinste er sogar.
    »Landen Sie auf Mura. Ich nehme das auf meine Kappe«, antwortete Tamara und winkte nachlässig ab.
    »Tatsächlich?« fragte der Commander.
    »Tatsächlich!«
    »Ist die Sehnsucht nach dem Schriftsteller wirklich so groß? Zugegeben – er mag recht gut aussehen, ist recht charmant ... aber doch ein weicher Bursche. Sehr ätherisch!«
    »Noch Fragen?« bemerkte Tamara kühl.
    »Ja.«
    »Sachliche Fragen werden beantwortet.«
    »Sagen Sie ... von uns weiß niemand so recht, was eigentlich auf Mura los ist. Wir kennen alle nur Gerüchte. Ist es wirklich so schlimm? Man erzählt sich, es sei ein hart geführtes Sträflingslager mit einschneidenden Beschränkungen und so weiter.«
    Tamara schwieg etwas, dann deutete sie auf den Schirm, der anstelle eines Bullauges an der Frontwand ihres Raumes angebracht war. Dort näherte sich die Oberfläche des Planeten: Gelb, trocken und sehr ungastlich.
    »Nun, es ist nicht gerade das, was man eine idyllische Gegend nennen würde«, begann der Leutnant. »Aber es geht den Deportierten soweit gut, sie haben alles, was sie brauchen, und sie dürfen sich auf dem gesamten Planeten frei bewegen. Ihnen ist eine Art von Selbstverwaltung gestattet worden.
    Alles in allem ist es wirklich sehr human.«
    McLane wiegte den Kopf.
    »Finden Sie es human, Menschen von der Erde zu verbannen?«
    »Früher hat man sie lebenslänglich in Zuchthäuser gesteckt oder hingerichtet. Eine lebenslange Verbannung auf einem anderen Planeten muß dagegen ein wahres Vergnügen sein. Ich persönlich wäre lieber auf Mura als tot.«
    »Das bedeutet, daß richtige Verbrecher dort sind?«
    Tamara schüttelte den Kopf. Sie verneinte energisch.
    »Nicht nur Kriminelle im landläufigen Sinn des Wortes. Es sind unerwünschte Personen, die in der Lage sind, die innere Ordnung der Erde in negativer Weise zu zerstören. Es gibt auch, leider, eine ganze Reihe ehemaliger Berühmtheiten unter den Deportierten, die es nicht schafften, sich einzugliedern und die ihren Verstand mißbrauchten, um Unfrieden zu stiften und schlimmere Dinge zu tun.«
    Cliff wandte sich zum Gehen und sagte über die Schulter:
    »Dann paßt ja Ibsen nach Mura! Berühmt ist er zweifellos, und wenn ich die letzten Stunden richtig durchdenke, dann ist er an Bord auch reichlich unerwünscht.«
    Atan Shubashis Gesicht war plötzlich auf dem kleinen Schirm der Bordsprechanlage zu sehen.
    »Cliff?«
    »Hier!« sagte Cliff ganz in der Nähe des Mikrophons.
    »Wir nähern uns dem Sicherheitsabstand und müssen landen. Wir haben schon die LANCET und eine Siedlung auf den Schirmen.«
    Cliff riß die Tür auf und rief:
    »Fertigmachen zur Landung. Ich komme!«
    Dann stürmte er hinaus und schwang sich in den Lift.
    Das Schiff näherte sich langsam, von den unhörbaren Befehlen des Digitalrechners gesteuert, der Oberfläche und sank ganz in der Nähe der LANCET zu Boden. Niemand an Bord ahnte, in welch

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