Die Rebellen von Irland
Maurice sich nach Kildare, wo er zwei Wochen lang Nachforschungen anstellte – doch ohne jeden Erfolg. Allerdings waren ja fast alle gläubigen Familien der Gentry nach Connacht umgesiedelt worden. Daher zog Maurice nun von Kildare aus nach Westen und suchte dort nach Familien, die ursprünglich hierher verbannt worden waren.
Es war eine bedrückende Erfahrung, von Gehöft zu Gehöft, ja von Hütte zu Hütte zu reiten und zu sehen, wie die alten katholischen Familien nach der Umsiedelung in Armut versunken waren. Viele knüpften an das neue katholische Parlament die Hoffnung, ihre früheren Güter zurückzuerhalten. Maurice hoffte und betete, dass sich diese Hoffnung erfüllte. Aber niemand wusste etwas über den Stab. Woche um Woche verging. Erst als der Inhalt seiner Reisekasse aufgebraucht war, brach er die Suche ab und trat den Heimweg an, freilich in dem festen Vorsatz, sie baldmöglichst wieder aufzunehmen.
Es war an einem Tag Anfang Juli, als er den Pass in den Wicklow-Bergen überquerte und zu dem geliebten alten Haus in Rathconan hinunterritt.
Als er sich der Tür näherte, sah er zu seiner Überraschung, dass ein Besucher da war. Sein Pferd war neben der Tür angebunden, daher musste er aus der entgegengesetzten Richtung gekommen und erst kurz vor ihm eingetroffen sein. Seine Frau und sein Sohn Thomas standen neben dem Neuankömmling. Maurice ritt zu ihnen und stieg ab.
Der Besucher war ein großer, dunkelhaariger, gut aussehender Mann mittleren Alters, etwa zehn Jahre jünger als er selbst, aber von drahtiger Gestalt. Er kam Maurice entgegen.
»Sind Sie Mwirish, der Sohn von Walter Smith?«
»Ganz recht.«
»Ich bin Xavier O’Byrne, der Sohn von Brian O’Byrne. Ich bin hierher gekommen, um mir den Besitz anzusehen.« Er deutete auf das Haus und die Ländereien von Rathconan. »Jetzt, wo er mir zurückerstattet werden soll.« Er lächelte. »Ich wollte eben schon Ihre Angehörigen fragen: Wo werden Sie künftig leben?«
***
Maurice sollte noch merkwürdigere Dinge zu hören bekommen, als er an diesem Abend mit O’Byrne am Tisch saß. Seine Nachforschungen hatten ihn so sehr in Anspruch genommen, dass er sich kaum die Mühe gemacht hatte, die Beratungen des Dubliner Parlaments zu verfolgen. Zwar hatte er vernommen, dass die umgesiedelten Familien ihr Land zurückbekommen sollten, aber nach den möglichen Konsequenzen für sich selbst hatte er nie gefragt. Und an die O’Byrnes hatte er, um die Wahrheit zu sagen, überhaupt nicht gedacht.
»König Jakob ist gegen die ganze Sache«, erklärte O’Byrne, »weil er befürchtet, dass sie zu viel böses Blut schaffen wird, aber die katholischen Gentlemen im Parlament sind fest entschlossen. Sie wollen, dass das gesamte Land, das Cromwell konfisziert und an Protestanten verteilt hat, den ursprünglichen Eigentümern zurückerstattet wird. Auch denen, die Irland verlassen haben, sofern sie zurückzukehren wünschen. Und das gilt auch für Rathconan, verstehen Sie?«
»Aber ich bin Katholik«, wandte Maurice ein, »und ich habe das Gut gekauft.«
»Sie sind einer von vielen. Aber Sie haben es von Budge gekauft, verstehen Sie, und der hätte es nie bekommen dürfen.« Er lächelte. »Sie stehen nicht allein. Viele sind in derselben Lage, und nach dem neuesten Vorschlag soll Schadenersatz geleistet werden. Einige Protestanten haben König Wilhelm Hilfe geleistet, als er nach England kam. Ihr Land wird beschlagnahmt, und damit sollen Sie entschädigt werden.«
»Aber ich liebe Rathconan.«
»Das freut mich zu hören. Aber meine Familie hat hier jahrhundertelang gelebt.«
Maurice seufzte. Xavier O’Byrne hatte Recht, das ließ sich nicht bestreiten, doch er wünschte, es wäre anders.
»In absehbarer Zeit wird nichts geschehen«, versicherte ihm O’Byrne. »Die Parlamentsmitglieder werden vermutlich noch Jahre darüber debattieren. Und davon abgesehen ist uns Irland noch längst nicht sicher.«
Was O’Byrne über die militärische Lage zu sagen hatte, war gleichermaßen interessant wie zynisch. »Ich bin ein Söldner, Mwirish«, erklärte er. »Ich betrachte diese Dinge ganz nüchtern. Die irischen Soldaten, die Tyrconnell ausgehoben hat – Tausende –, sind schlecht bewaffnet. Manche haben nicht einmal Piken. Sie sind nicht ausgebildet. Tapfer wie Löwen, versteht sich: Das macht mich stolz, Ire zu sein. Aber nicht zu gebrauchen. Irische Offiziere wie ich, deren Familien vor langer Zeit aus Irland fliehen mussten und die jetzt zurückgekommen
Weitere Kostenlose Bücher