Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
sind, um zu sehen, was für sie zu holen ist, bilden sie aus, so gut es eben geht. Auch französische Soldaten sind auf dem Weg. Das sind Berufssoldaten und harte Kerle. Aber wenn König Wilhelm übersetzt, bringt er eine Armee mit, die jeden größeren Feldzug in Europa mitgemacht hat.« Er sog hörbar die Luft ein. »Die meisten von euren Leuten haben nichts dergleichen vorzuweisen.«
    »Wird er denn kommen?«
    »Das ist die Frage.« O’Byrne schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Bislang scheint er nicht zu wollen. Darauf müssen wir hoffen – dass er Irland Jakob II. überlässt. Es ist eine Familienangelegenheit: Jakob II. ist immerhin sein Schwiegervater, und sie standen miteinander auf freundschaftlichem Fuß, solange Wilhelm und Maria England erben sollten. Vielleicht gelangen sie zu einer neuen Einigung.« Er hielt inne und überlegte. »Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das englische Parlament mit einem katholischen Irland vor der Haustür leben kann.«
    »Wenigstens haben wir uns Irland selbst gesichert«, sagte Maurice.
    »Wahrscheinlich, Mwirish. Wahrscheinlich. Die Protestanten oben in Ulster warten immer noch auf König Billie, wie sie ihn nennen. Meiner Ansicht nach ist Ulster ein Pulverfass. Und wie Sie wissen, haben wir Derry noch immer nicht genommen.« Dies war eine der bemerkenswertesten Besonderheiten dieses Sommers. Die unbeugsamen Verteidiger Derrys hatten ihre Tore geschlossen und sich geweigert, die Stadt Jakobs II.
    Truppen zu übergeben. Sie saßen in der Falle und wurden seit April belagert, aber sie hatten noch nicht aufgegeben. »Die müssen mittlerweile Ratten fressen«, sagte O’Byrne mit der Bewunderung eines Soldaten. »Und selbst wenn die Stadt fällt, wird es sehr schwierig, solche Leute zu bändigen.«
    Doch die eigentliche Überraschung erwartete Maurice Smith, als sie wieder auf familiäre Dinge zu sprechen kamen. Er hatte bereits in Erfahrung gebracht, dass sein alter Freund Brian O’Byrne als Soldat gefallen war, und zwar im Dienst des Königs von Frankreich. Es war schon spät am Abend, als Maurice traurig erwähnte, dass er nie herausgefunden habe, was aus seinem eigenen Vater, aus Walter Smith, geworden sei.
    »Sie meinen«, fragte O’Byrne, »nachdem er bei Rathmines gekämpft hat?«
    »Rathmines? Mein Vater hat nie in der Schlacht bei Rathmines gekämpft.«
    »Aber gewiss doch«, erwiderte Xavier O’Byrne. »Mein Vater war mit ihm zusammen und hat mir alles erzählt.« Und er berichtete, was geschehen war. Als er fertig war, fügte er mit einem Lächeln hinzu: »Walter Smith war kein Soldat. Aber er habe heldenhaft gekämpft, sagte mein Vater. Mein Vater wusste es nicht mit Sicherheit, aber er hat sich immer gefragt, ob Walter nicht vielleicht nach Drogheda gegangen und dort umgekommen ist.«
    Maurice brauchte eine Weile, um diese Neuigkeit zu verdauen. Dann durchflutete ihn plötzlich eine Welle der Zuneigung zu seinem verschollenen Vater. Er spürte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten, und musste wegsehen. »Ich hätte nie gedacht, dass er so etwas tun würde«, sagte er schließlich.
    »Er war ein echter Ire«, erwiderte O’Byrne leise.
    Dann erzählte Maurice vom Stab des heiligen Patrick.
    ***
    Donatus Walsh durchlebte im Herbst und Winter 1689 eine schwere Zeit. Zu jedermanns Erstaunen hatte sich Derry nicht nur gehalten, sondern war im Spätsommer auch befreit worden. Für die Protestanten in Ulster war es eine Ermutigung, für König Jakob II. ein herber Rückschlag. Er war zwar ein katholischer König auf einer katholischen Insel, doch der Vorfall führte seinen Feinden vor Augen, dass er besiegt werden konnte.
    König Wilhelm III. war es allerdings nicht viel besser ergangen. Er hatte seinen langjährigen Heerführer General Schomberg auf die Insel geschickt. Doch statt auf Dublin zu marschieren, blieb der erfahrene Soldat nahe der Grenze von Ulster stecken. Viele seiner Leute erkrankten im nasskalten irischen Winter. In den folgenden Monaten herrschte ein Patt zwischen den katholischen und protestantischen Armeen.
    Bitter für die Soldaten, bitter für die Bevölkerung. Der Winter war kalt. Fest entschlossen, nichts zur Unterstützung der Engländer jenseits des Meeres zu tun, gaben die Iren Befehl, alle englischen Einfuhrwaren zurückzuschicken, darunter auch die Kohle, die man zum Beheizen der Häuser in Dublin brauchte. Die Mühe hätten sie sich freilich sparen können. Die Engländer schickten ohnehin keine. Kurz nach Weihnachten

Weitere Kostenlose Bücher