Die Rebellen von Irland
gebildeter Mann. Natürlich ist es möglich, dass der Stab inzwischen fortgebracht wurde. Aber ich könnte mir denken, dass Sie ihn dort finden.«
Donatus bat den Priester, noch zu bleiben, doch er hatte es eilig, fortzukommen. »Mit Ihrer Erlaubnis trinke ich noch ein Glas Brandy, aber dann muss ich nach Dublin zurück. Mein Schiff geht morgen.«
Noch am selben Abend schickte Donatus eine Nachricht an Maurice. Drei Tage später trafen sie sich in Dublin.
***
Donatus hatte den Eindruck, dass sein Cousin etwas fiebrig war, und fragte sich, ob er eine Krankheit ausbrütete. Doch als er ihm von seinem Gespräch mit dem Priester berichtet hatte, konnte er ihn nur mit Mühe davon abhalten, sich sofort auf den Weg zu machen. »Eigentlich wollte ich in allernächster Zeit wieder nach Connacht«, rief er. »Aber das … das …«
»Vielleicht ist der Stab ja gar nicht in Armagh. Und selbst wenn, heißt das nicht, dass du ihn auch findest.«
»Einen so viel versprechenden Hinweis hatten wir noch nie«, gab Maurice zu bedenken. Und das ließ sich nicht bestreiten.
Doch es gab auch ein Problem geographischer Art: Armagh lag in Feindesland. König Wilhelms Truppen hatten mittlerweile diesen ganzen Teil von Ulster besetzt, und vieles deutete darauf hin, dass sie sich zur Schlacht rüsteten. »Wenn du zum jetzigen Zeitpunkt da oben nach dem Stab des heiligen Patrick suchst«, warnte Donatus, »begibst du dich in große Gefahr.«
»Was ist das gegen die Wirkung auf unsere Soldaten«, erwiderte Maurice, »wenn es mir gelingt, ihnen den echten Stab zu bringen, bevor sie in die Schlacht ziehen.« Er nickte zufrieden. »Ich kehre nach Rathconan zurück und treffe alle Vorbereitungen. Dann reite ich nach Norden.« Es war offensichtlich, dass ihn nichts davon abhalten konnte.
»Dann komm wenigstens bei mir vorbei, wenn du losreitest«, bat ihn Donatus. »Mein Haus liegt auf deinem Weg. Vielleicht begleite ich dich ein Stück.« Maurice versprach es ihm.
Doch seine Abreise verzögerte sich. Donatus hatte mit seiner Vermutung, dass sein Cousin eine Krankheit ausbrütete, Recht gehabt. Wenige Tage später erreichte ihn aus Rathconan die Nachricht, dass Maurice mit rasenden Kopfschmerzen nach Hause gekommen und von seiner Frau ins Bett gesteckt worden sei. Tags darauf hätten sich starke Halsschmerzen dazugesellt. Das klang ganz so, als sei er frühestens in ein oder zwei Wochen reisefähig.
In der letzten Maiwoche traf Donatus Walsh in Dublin zufällig Xavier O’Byrne. Donatus weilte aus geschäftlichen Gründen in der Stadt und ging gerade an der Burg vorbei, als er ihn herauskommen sah. Da sie beide nach Osten wollten, gingen sie zusammen. Dabei entspann sich zwischen ihnen eine so angeregte Unterhaltung, dass sie, als sie in der Dame Street an einer Schenke vorbeikamen, beschlossen, das Gespräch bei einem Glas Wein fortzusetzen.
O’Byrne war in nachdenklicher Stimmung. Er rechnete damit, dass er bald mit König Jakob nach Norden würde ziehen müssen. »Ich habe nämlich keinen Zweifel«, sagte er zu Donatus, »dass es noch vor Ablauf eines Monats zur entscheidenden Schlacht kommen wird.« Als Donatus ihm von Maurices Absicht berichtete, in Armagh nach dem Bischofsstab zu suchen, lächelte O’Byrne.
»Er ist ein anständiger Kerl, Ihr Cousin«, bemerkte er. »Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass ich ihm Rathconan wegnehme, auch wenn das Gut von Rechts wegen mir gehört.« Dann verzog er das Gesicht. »Wenn König Billie allerdings Jakob besiegt, wird kein Katholik sein Land zurückbekommen, so viel ist sicher.«
»Glauben Sie denn, dass Wilhelm siegen wird?«, fragte Donatus.
»Das ist schwer zu sagen. Letztes Jahr hatten wir mehr Leute, als wir gebrauchen konnten. Jeder katholische Gentleman und Kaufmann in Irland meldete sich mit Rekruten, und keiner war ausgebildet. Wir schickten sie wieder fort. Jetzt würden wir wohl einige behalten, denn wir sind nicht mehr so viele. Aber die Soldaten, die wir haben, verstehen ihr Handwerk. Doch das gilt auch für König Billies Leute.« Er seufzte. »Ich bin Söldner, Donatus. Ich habe jahrelang für den französischen König gekämpft. Aber ich könnte mein Leben auch im Kampf für den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches oder für Spanien beschließen. Allerdings, ein Katholik müsste es, glaube ich, schon sein. Für einen Protestanten wollte ich nicht kämpfen. Gleichwohl bin ich Söldner. Ich habe einen Sohn, der fast erwachsen ist. Er wird wahrscheinlich das Gleiche
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