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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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brachte? Würde das etwas bewirken? Ja, wahrscheinlich, was O’Byrne auch immer sagen mochte. Aus dem Krieg würde ein Kreuzzug werden. Und wer konnte sagen, welche Folgen das für Irland haben würde? Nicht nur der Bischofsstab selbst, sondern auch der Umstand, dass er ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt und zusammen mit der eidlichen Aussage wieder auftauchte, würde als Zeichen verstanden werden. In dieser Hinsicht hatte Maurice Recht. Träumer und Visionäre hatten früher schon Schlachten gewonnen. Die Aussichten waren gering, die Gefahren riesig. Aber er hatte den Eindruck, dass dies Maurice im Grunde gleichgültig war.
    »Deine Chancen stehen nicht gut«, zwang er sich zu sagen. »Du begibst dich in große Gefahr.«
    »In keine größere als mein Vater«, entgegnete Maurice zufrieden, »als er an der Seite Brian O’Byrnes gekämpft hat.«
    Donatus nickte. Er glaubte, verstanden zu haben. Sie ritten den ganzen Nachmittag und lagerten am Abend in Sichtweite des Tara-Hügels. Die Nacht war lau. Am frühen Morgen ritten sie weiter, bis der Fluss Boyne in Sicht kam. »Ich werde dich jetzt verlassen«, sagte Donatus und umarmte seinen Cousin innig. Er sah ihm noch eine Weile nach, wie er nach Norden ritt, dann wendete er jählings sein Pferd und machte sich auf den Rückweg. Er hatte das untrügliche Gefühl, dass er Maurice nie wiedersehen würde.
    ***
    In der zweiten Junihälfte traf die Nachricht ein, dass Wilhelm III. mit einer großen Flotte in Belfast gelandet sei. Jakob II. und seine Truppen rückten sogleich nach Norden ab. Eine Woche verging. Bald war zu hören, dass sie Ulster erreicht hatten. Dann, einige Zeit später, dass sie zurückgetrieben wurden, in Richtung Boyne.
    Donatus hörte nichts von Maurice. Es war an einem Abend im Juli, als die ersten Männer an seinem Haus vorbeikamen und eilig nach Süden weiterritten.
    »König Wilhelm hat uns geschlagen. Am Boyne. Er ist auf dem Weg hierher.«
    ***
    Der Brief von Xavier O’Byrne traf erst drei Wochen später bei Donatus Walsh ein. Sein Ton war freundschaftlich. Er schreibe ihm, so erklärte er, weil er das Gefühl habe, ihn, Donatus, zu kennen, und um ihn zu bitten, die Nachricht Maurices Angehörigen zu überbringen, wenn er es für angebracht halte.
    Die Schlacht am Boyne war tatsächlich nicht mehr als ein großes Geplänkel gewesen. Aber sie hatte die Entscheidung gebracht. König Wilhelm hatte, sich mit seinem Stern und Hosenband dem Feind tapfer als Zielscheibe darbietend, seine Kavallerie persönlich gegen die irischen Truppen geführt und gesiegt. Jakob II. hatte gar nichts getan und war geflohen. Er war eine Nacht in Dublin geblieben, wo er den Iren an seinem Versagen die Schuld gab, und hatte sich dann ins sichere Frankreich abgesetzt. Die Reste der irischen Armee, die Wilhelm für seinen Mut respektierten, ob sie ihn nun mochten oder nicht, und für Jakob nur noch Verachtung empfanden, hatten sich in Limerick neu formiert. Und von Limerick aus hatte O’Byrne geschrieben. Er hatte Erstaunliches zu berichten.
    Maurice Smith war tatsächlich bis Armagh gekommen. Wie er das geschafft hatte, war selbst O’Byrne unbegreiflich, aber er hatte es geschafft. Tagelang habe er dort nach dem Stab gesucht. »Leider ohne Erfolg«, schrieb der Soldat. Erst als Wilhelms Armee in Richtung Süden vorgerückt sei, habe er umkehren müssen. »Sie haben uns den guten Mann sozusagen in die Arme getrieben«, schrieb O’Byrne, »und was dann geschah, wird Euch vermutlich nicht überraschen.«
    Er hatte Maurice beschworen, nach Hause zu reiten, da er ohnehin nichts Sinnvolles tun könne. Aber Maurice wollte nichts davon hören. Er hatte sein Dokument verschiedenen Leuten gezeigt. Sogar Tyrconnell, und der hatte es dem König gegenüber erwähnt. Doch ohne den Stab selbst erregte es kein großes Interesse.
    »Er hatte das Gefühl, versagt zu haben, und aus diesem Grund war er, wie ich vermute, umso entschlossener zu kämpfen. Ich behielt ihn so gut ich konnte im Auge, seien Sie versichert. Doch bei der Geschichte am Boyne wurde er von einer verirrten Musketenkugel hinweggerafft. Er war, das muss ich sagen, ein tapferer Mann, wie ich keinen zweiten gekannt habe, und auf seine Weise ist er wohl so gestorben, wie er es sich gewünscht hätte.«
    Es dauerte bis zum Ende des darauf folgenden Jahres, ehe Donatus wieder von Xavier O’Byrne hörte. Ohne Jakob II. hatten sich die restlichen irischen Truppen gut gehalten und im Westen weiter Widerstand geleistet. König

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