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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Schläger und Ball gespielten Hurling. Der gälische Sportverband Gaelic Athletic Association hatte in den vergangenen zwanzig Jahren eine große Gefolgschaft angezogen.
    »Sie mögen die GAA nicht?«, fragte er.
    »Ich habe nichts gegen einen solchen Verband. Aber warum wird ein Mitglied der GAA, das auch nur einmal beim Kricketspielen erwischt wird, gleich ausgestoßen?«
    »Das ist als natürliche Reaktion gegen die englische Vorherrschaft verständlich«, erwiderte Father MacGowan.
    »Ich bin Ire«, sagte Gogarty, »ein waschechter Ire. Aber ich will mir nicht vorschreiben lassen, was ich tun darf. Was bedeutet es überhaupt, Ire zu sein? Ist man dann Kelte, was immer das ist? Bevor die Engländer kamen, dürften die Iren sowieso zur Hälfte Wikinger gewesen sein. Wissen Sie, dass jeder sechste irische Name normannisch ist? Aber am meisten Sorgen macht mir, dass man, wenn man sich von England abwendet, nach innen auf diese kleine Insel blickt, statt nach außen. Wir hatten in unserer Geschichte immer mit größeren Zusammenhängen, mit der Kultur, der Religion und dem Handel des katholischen Europa zu tun. Jetzt fürchte ich, dass ich durch die Beschränkung auf das Gälische zuletzt weniger bin als ein Ire.«
    Jetzt schlug der Graf mit der Hand auf den Tisch. »Ja«, rief er, »jawohl!«
    Sogar Sheridan Smith hob überrascht den Kopf. Niemand hatte dem adligen Herrn einen solchen Temperamentsausbruch zugetraut. »Sie haben Recht, junger Mann. Und vergessen Sie uns nicht, die Wildgänse, die große irische Gemeinde Europas.«
    Willy starrte ihn überrascht an. Er hatte schon oft von den »Wildgänsen« gehört, jenen tapferen Männern, die zweihundert Jahre zuvor aus Irland geflohen waren, weil sie nicht unter der Herrschaft der Engländer leben wollten. Doch hatte er nicht damit gerechnet, dass er einmal einen Nachfahren dieser Abenteurer kennen lernen würde, der zu ihnen gehörte. Erstaunt schüttelte er den Kopf.
    Der Graf war ins Reden gekommen. »Man findet uns in jedem katholischen Land, in jener Stadt. Soldaten sind wir, Räte, Priester, Anwälte, Kaufleute und Händler und immer Ehrenmänner, die allseits Achtung genießen. Und wir vergessen unsere Herkunft nicht, wir bleiben immer Iren. Emigranten haben das Kolleg der irischen Franziskaner in Prag gegründet. Und wenn ich so sagen darf: Keine Nation wurde mit größeren Ehren ausgezeichnet. Zahlreiche Iren haben den Orden vom Goldenen Vlies getragen, den höchsten aller Orden, zweihundert sind Ritter des spanischen Santiago-Ordens. Viele tragen hohe Titel …« Seine Augen bekamen einen verträumten, geradezu mystischen Ausdruck. »Die Burkes und Butlers, die Leslies und Taafes, die Kavanaghs, die Walshs – die Grafen von Wallis stammen übrigens von den Walshs von Carrickmines ab. Es gibt so viele. In meiner Familie gibt es zahlreiche Barone Byrne. Wir selbst, die Grafen Birne, wie wir uns jetzt schreiben, waren früher, bevor wir Irland verließen, O’Byrnes.«
    »Und welchem der vielen Zweige der O’Byrnes gehören Sie an?«, fragte Father MacGowan.
    »Unser Landsitz war bescheiden«, erwiderte der Graf. »Sie kennen ihn wahrscheinlich nicht. Er heißt Rathconan und liegt droben in den Wicklow-Bergen. Inzwischen wohnt dort eine Familie namens Budge.« Er zuckte vornehm mit den Schultern. »Ich kenne sie nicht.«
    Ein O’Byrne aus Rathconan? Willy starrte ihn verblüfft an. Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass dieser vornehme Adlige etwas mit seinem Heimatdorf zu tun haben könnte. Und noch etwas fiel ihm ein. Verdammt! Und wir hatten gedacht, das Land gehöre uns.
    Der ganze Tisch schwieg beeindruckt, so erhaben und fremdartig klangen die vom Grafen Birne aufgezählten adligen Namen sogar hier in der gutbürgerlichen Umgebung der Wellington Road.
    Bis die alte Mrs Smith, die bis dahin noch kein Wort gesagt hatte, die Nase rümpfte und die Stimme erhob: »Es gibt noch ein anderes Irland. Seltsam, dass noch niemand davon gesprochen hat.« Maureen Smith war eine alte, fast schon greise Dame, der es an nichts mangelte, und doch hatte Willy das Gefühl, dass sich unter ihrem blassen, alten Gesicht eine seltsame Kühle verbarg. »Wenn mein Mann, Gott hab ihn selig, mich nicht gerettet hätte, wären die meisten von euch nicht hier. Ich wäre zusammen mit dem Rest meiner Familie zur Zeit der großen Hungersnot in Clare verhungert.« Sie sah Willy an. »Wissen Sie, wie viele Menschen Irland im Jahrzehnt der Hungersnot in Richtung Amerika

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