Die Rebellen von Terra
ehe der Sturm endlich wieder nachließ; in Wirklichkeit waren es jedoch nur Stunden.
»Auf!« rief Hansu, und sie machten sich auf den Weg zum Raumschiff. Bislang hatten sie unwahrscheinliches Glück gehabt.
Als der Sturm erneut anwuchs, hielt Hansu auf eine kleine Baumgruppe zu. Hier banden sie sich mit den Stricken, die die Venturi ihnen mitgegeben hatten, an die einzelnen Stämme und legten die Arme schützend vor den Kopf.
Es war eine unbeschreibliche Tortur. Kana vermochte kaum noch zu atmen; er verlor jedes Gefühl für Raum und Zeit. Nach einer Ewigkeit wurde er von harten Fäusten gerüttelt.
»Los! Aufstehen!« tönte ihm eine Stimme ins Ohr.
Vorsichtig rappelte er sich hoch. Drei Männer standen um ihn herum; einer von ihnen hielt seinen blutenden Kopf in den Händen. Sechs Männer hatten in der kleinen Baumgruppe Schutz gesucht, aber nur vier verließen sie wieder. Von einem fanden sie nicht die geringste Spur, während der andere erschlagen unter dem umgeknickten Baumstamm lag.
Kana klammerte sich mit reiner Willenskraft auf seinem Gu fest und fragte sich unwillkürlich, ob wohl einer von ihnen dieses Abenteuer überleben würde.
Auf dem Weg zum Raumschiff kamen sie in ein kleines Dorf der Llor und verbrachten dort die Nacht.
»Das war der letzte Sturm«, erklärte Hansu, als er am Morgen von einer Besprechung mit dem Dorfältesten zurückkam. »Übrigens habe ich erfahren, daß zwei weitere Panzer auf dem Weg nach Tharc durch dieses Dorf gekommen sind.«
Auf dem weiteren Weg konnten sie sich nur nach der Karte richten, die der Venturi ihnen mitgegeben hatte. Gelegentlich mußten sie weite Umwege machen, weil der Weg mit Felsgeröll versperrt war. Doch das Land wurde allmählich besser, und sie kamen zügig voran.
Gegen Abend entdeckten sie in der Ferne die Lichter eines Lagers. Die Lichter waren nicht bläulich wie die der Llor, sondern gelblich – also Menschen von Terra!
Larsen blieb bei den Guen zurück, während Hansu, Kana und Kosti vorsichtig auf das Lager zukrochen. Sie nutzten jede Deckung aus, um nicht von den etwa aufgestellten Posten bemerkt zu werden. Als sie sich nahe genug herangeschoben hatten, sahen sie, daß sich im Lager nichts regte.
»Bleibt hier!« befahl Hansu und verschwand in der Dunkelheit.
Sie zitterten vor Kälte und schmiegten sich enger an den Boden. Nur das Rauschen der Meeresbrandung drang an ihr Ohr. Am Raumschiff und im Lager blieb alles ruhig.
Es kam ihnen wie eine Ewigkeit vor, bis Hansu endlich wieder auftauchte. Sie kehrten unverzüglich zu Larsen und den Guen zurück und suchten dort Schutz hinter den Felsblöcken.
»Ein kleines Raumschiff, etwa von der Größe eines Streifenschiffes«, berichtete Hansu. »Es wird von Posten bewacht. Mehr war in der Dunkelheit nicht festzustellen. Wir können erst im Morgengrauen weitere Pläne schmieden.«
Sie schliefen mit vielen Unterbrechungen, aber als der Morgen graute, war der Himmel klarer als während der Sturmzeit.
Die Guen wurden nur leicht angebunden, denn die Männer wußten, daß sie von diesem Unternehmen nicht zurückkehren würden. Entweder gelang ihnen die Flucht mit dem kleinen Raumschiff, oder aber sie würden die Guen ebenso wenig brauchen wie alles andere auf Fronn.
Sie erklommen eine Anhöhe und blickten auf das Lager hinunter. Das Raumschiff stand neben einer Wand aus weißen und schwarzen Steinen. Der Pilot war genau in einem kleinen Canon gelandet. Es sah tatsächlich nach einem Schiff der galaktischen Streife aus.
Es bot höchstens Raum für ein Dutzend Passagiere, und dabei waren in diesem Schiff auch noch Panzer transportiert worden.
»Genau, was wir brauchen!« flüsterte Larsen. »Aber wie können wir uns das Baby schnappen?«
Unter einem Vorsprung in der gegenüberliegenden Canonwand war ein Zelt aufgeschlagen. Ein Mann trat heraus und streckte sich gähnend. Er trug die Uniform eines Mech und stammte, soweit sie aus dieser Entfernung ausmachen konnten, von Terra. Im nächsten Augenblick kam ein weiterer aus dem Zelt. Er trug ebenfalls die Uniform der Legion, stammte aber zweifellos aus einem anderen Sternensystem.
Der Medi trat respektvoll zur Seite, und der andere blickte zum Canoneingang, als erwartete er, daß dort etwas auftauchte. Er hatte recht damit, denn schon nach wenigen Sekunden war vom Canoneingang das schrille Wiehern eines Gu zu hören.
Eine Gruppe von Llor kam in den Canon geritten. Es handelte sich jedoch nicht um Soldaten, sondern offensichtlich um Gu-Jäger
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