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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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sagte sie: »Ja, ich war bei ihm. Ich wollte ihn bitten, mir zu helfen. Er sollte das Unrecht wieder gutmachen, das ihr Victor angetan habt. Wie konnte ich auch ahnen, was für ein Mensch er ist?« Die Worte, die ihr ganzes Unglück bedeuteten, waren so stark, dass sie die Tränen nicht länger zurückhalten konnte. »Er ist ein Hochstapler«, schluchzte sie und warf sich ihrem Vater an die Brust, »ein Betrüger, ein Heiratsschwindler.«
    »Jetzt beruhige dich doch«, sagte Paxton und strich ihr über das Haar. »Du bist ja ganz außer dir. Hier, nimm mein Taschentuch. Doch bitte achte auf deine Worte, bevor du einen Menschen verurteilst. Was soll das heißen – ein Betrüger?«
    »Er hat mich belogen, Papa. Dieser Mensch, der um meine Hand angehalten hat, ist schon verheiratet!« Emily löste sich von ihrem Vater und schaute ihn durch den Schleier ihrer Tränen an. »Begreifst du jetzt, warum du ihn entlassen musst?«
    Paxton trat an das kleine Fenster, das in das Innere des Kuppelbaus ging. »Manchmal sind die Dinge anders, als sie scheinen«, sagte er und steckte sich eine Zigarette an. »Ich meine, die Tatsache, dass Cole verheiratet ist, muss noch lange nicht bedeuten – wie soll ich sagen? Das eine schließt manchmal das andere nicht aus.«
    »Was soll das heißen?«, fragte sie und wischte sich die Augen.
    »Ich erkläre dir, dass dieser Mensch verheiratet ist, und das ist alles, was dir dazu einfällt? Willst du ihn etwa noch in Schutz nehmen?«
    »Ich fürchte, Anstand und Gerechtigkeit verlangen genau das von mir.«
    Er nahm einen Zug von seiner Zigarette und paffte den Rauch in die Luft, während draußen auf der Galerie zwei Malergesellen mit voll geklecksten Arbeitsanzügen lachend vorübergingen.
    »Nein, so Leid es mir tut, Emily, ich kann deinen Wunsch nicht erfüllen. Abgesehen davon, dass Cole im Dienst der Königlichen Kommission steht und ich keinen Einfluss auf seine Anstellung habe …«
    »Und ob du den hast!«, protestierte Emily. »Ein Wort von dir genügt, und dieser Mensch ist auf der Straße. Und schau mich bitte an, wenn du mit mir redest.«
    Ihr Vater drehte sich um, doch er schüttelte den Kopf. »Noch einmal, mein Kind, ich kann und werde auf Cole nicht verzichten. Seine Entlassung wäre eine Katastrophe für das ganze Unternehmen. Und auch für dich, ein solcher Schritt würde dir großen Schaden zufügen. Schließlich ist er dein Verlobter.«
    Emily starrte ihn verständnislos an. »Wie kann ein verheirateter Mann mein Verlobter sein? Ja, begreifst du denn immer noch nicht? Dieser Mensch hat uns alle hinters Licht geführt, nach Strich und Faden betrogen! Ich habe seine Frau gesehen, seine Frau und seine Kinder!«
    Paxton drückte seine Zigarette aus und begann, die Brille, die er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, mit dem Zipfel seiner Weste zu putzen. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er endlich wieder den Mund aufmachte.
    »Verzeih mir, wenn ich widerspreche«, sagte er dann, »aber Cole hat uns weder hinters Licht geführt noch betrogen. Er hat sich im Gegenteil vollkommen korrekt verhalten, so korrekt, wie man es sich nur wünschen kann. Er hat deine Mutter und mich von seiner Ehe unterrichtet, noch bevor er dir einen Antrag gemachthat. Erinnerst du dich an unseren ersten gemeinsamen Kirchgang? Wir waren auf dem Heimweg, als er uns beiseite nahm. Alles, was danach geschah, geschah mit unserem Einverständnis.«
    Emily griff nach den Zigaretten, die in einer offenen Schachtel auf dem Schreibtisch lagen, doch zitterte sie so sehr, dass sie keine zu fassen bekam, ohne sie zu zerbrechen.
    »Ich wollte dir das alles schon lange erklären«, fuhr ihr Vater fort, »und ich bedaure jetzt sehr, dass ich es nicht getan habe.« Er setzte sich die Brille auf und machte einen Schritt auf sie zu. »Du musst wissen, Mrs. Cole ist krank, sehr krank – sterbenskrank, um genau zu sein, und alle ärztliche Kunst wird nicht ausreichen, ihr die Gesundheit zurückzugeben. Das ist eine Tatsache, leider. Doch so beklagenswert Mrs. Coles Zustand auch ist – soll uns das daran hindern, sinnvolle Vereinbarungen für die Zukunft zu treffen? Ich meine nicht. Es ist vielmehr unsere Pflicht, über den Tag hinauszudenken, und ich bin mir darin eines Sinnes sowohl mit deiner Mutter als auch mit deinem Verlobten. Cole hat mir versichert, dass seine Verbindung zu dir der ausdrückliche Wunsch seiner Frau ist, sie will selbst, dass ihr nach ihrem Tod heiratet, nicht zuletzt im Interesse der Kinder …«

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