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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Augen schaute Robert von dem Blatt auf. »Da scheint aber jemand eine Mordswut im Bauch zu haben. Von wem ist das? Etwa von dir?«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Victor.
    Robert sah ihn mit einem verstehenden Lächeln an. Dann beugte er sich wieder über das Blatt und las weiter.
    »… Hier nehmen Menschen sich das Recht heraus, andere Menschen für ihre Zwecke zu missbrauchen, als wäre die Welt nur für sie erschaffen. Sie begreifen das Leben als einen Kampf ums Dasein, in dem die Großen die Kleinen verdrängen, die Starken die Schwachen, und behaupten, dies sei der Wille Gottes. InWahrheit erklären sie damit den sozialen Krieg, den Krieg aller gegen alle. Aber wir warnen sie! Wo die brutale Selbstsucht regiert, wo der Stärkere den Schwächeren mit Füßen tritt und die wenigen Starken alles an sich reißen, während den vielen Schwachen kaum das nackte Leben bleibt – da wachsen Rebellion und Verbrechen heran, mit derselben Gewissheit, wie Wasser bei zweihundertundzwölf Grad Hitze zu sprudeln beginnt …«
    Robert legte den Text beiseite. »Ich habe neulich in der Zeitung gelesen, dass in Euston Station eine Lok in die Luft geflogen ist. Kann es sein, dass du was damit zu tun hast?«
    Statt einer Antwort faltete Victor das Blatt wieder zusammen. »Ich brauche davon tausend Stück. Kannst du die drucken, ohne dass Finch was merkt?«
    »Finch ist pleite. Aber mein neuer Meister lässt sich genauso wenig in der Werkstatt blicken, das dürfte also kein Problem sein. Es ist nur eine Frage von dem da …« Er hob die Hand und rieb die Spitzen von Daumen und Zeigefinger aneinander.
    Victor trank einen Schluck Gin. »Wenn du Geld meinst«, sagte er, »das habe ich nicht.«
    »Warum soll ich dann für dich arbeiten?«, fragte Robert lachend. »Aus alter Freundschaft vielleicht?«
    »Ich dachte, der Text würde dir gefallen.«
    »Wenn schon.« Robert zuckte die Schultern. »Der Mensch muss schließlich von was leben. Hat mich gefreut, dich wiederzusehen.«
    Er machte Anstalten, aufzustehen, doch Victor hielt ihn zurück. »Warte!«
    Robert schaute ihn an. Victor musste sich zwingen, den Blick dieses Rattengesichts zu erwidern. Aber er konnte Robert nicht gehen lassen. Wenn Robert den Text nicht druckte, den er und Emily geschrieben hatten, ging ihr Plan nicht auf.
    »Auch wenn ich kein Geld habe«, sagte er, »du solltest den Auftrag trotzdem übernehmen.«
    »Aus welchem Grund, wenn ich fragen darf?«
    »Weil ich ein paar Dinge von dir weiß, für die sich die Polizei mit Sicherheit interessiert.«
    »Tatsächlich? Da bin ich aber gespannt!«
    »Zum Beispiel deine Bekanntschaft mit einem Franzosen, der extra nach London gekommen ist, um hier nachts Bahnhöfe zu besichtigen. Wie hieß er noch? Monsieur Pierre? War kein schöner Anblick, wie seine zerfetzte Leiche da lag, nach der Explosion.«
    »Willst du mir etwa drohen?«, fragte Robert. »Das würde ich dir nicht raten. Könnte sein, dass ich der Polizei dann auch was erzähle. Dein Name ist bei einem halben Dutzend Apothekern registriert. Dein Freund Toby hat ihn immer brav genannt. Damit ihr das Pfand kassieren könnt.«
    »Was für ein Pfand?«
    »Für die Flaschen, in denen wir die Chemikalien gekauft haben. Die Polizei würde zu gerne wissen, wer da sein Süppchen gebraut hat.«
    Robert nippte an seinem Gin und beobachtete Victor über den Rand seines Glases.
    Für einen Moment nahm sein Gesicht die Züge von Oberaufseher Walker an, wenn er die Häftlinge des Coldbath-Fields-Gefängnisses in die Tretmühle trieb … Doch dieser Moment dauerte nur eine Sekunde.
    »Du verdammtes Schwein!« Victor schnellte über den Tisch und drückte Robert mit beiden Händen die Kehle zu. »Entweder du druckst den Text, oder …«
    »Ist ja schon gut«, röchelte Robert.
    Victor verstärkte seinen Griff. »Ja oder nein?«
    Robert nickte heftig mit dem Kopf, während aus seiner Kehle ein unartikuliertes Grunzen drang. Victor ließ ihn los.
    »Warum nicht gleich so?«
    Robert räusperte sich und rieb seinen Hals. »Ich wollte ja nur wissen, ob du es ernst meinst. Klar erledige ich das für dich, sollmir ein Vergnügen sein.« Er nahm das Blatt und steckte es ein.
    »Bis wann brauchst du die Abzüge?«
    »So in zwei Wochen«, sagte Victor. »Schaffst du das?«
    »Kein Problem. Du musst mir nur sagen, wohin ich sie bringen soll.«
    »Waterloo Bridge, Catfish Row Nummer siebzehn. Wenn ich nicht da bin, frag einfach nach Mrs. Bigelow. Das ist meine Wirtin.«
    Robert klopfte ihm

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