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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Königlicher Hoheit Oberingenieur Bird vorstellen? Mr. Bird und seine Männer versorgen die Ausstellung mit der nötigen Energie. Ihnen ist es zu verdanken, dass die Maschinen hier oben so einwandfrei funktionieren.«
    »Das heißt, Sie sind für die Dampfkraft zuständig?«, fragte Albert. »Reizende Idee, Cole, die Herren zu uns zu bitten. Gentlemen«, wandte er sich an die Arbeiter, »ich freue mich aufrichtig, Ihre Bekanntschaft zu machen. Und ich kann nur bestätigen, was Mr. Cole sagt. Sie erfüllen eine überaus wichtige Aufgabe, dessen bin ich mir durchaus bewusst, jawohl, durchaus bewusst.« Er zog ein Etui aus seinem Uniformrock hervor und bot den Männern Zigarren an. »Wenn Sie bitte zugreifen wollen?«
    Während die Heizer sich verlegen bedienten, warf Cole einen Blick auf seine Frau. Sie war immer noch in ihr Gespräch vertieft und schien sich zu amüsieren, zumindest konnte er aus der Ferne kein Zeichen von Schwäche oder Atemnot erkennen. Also wandte er sich an Mr. Plummer und nahm ihn ein Stück beiseite.
    »Sehen Sie dort drüben meine Frau?«
    »Die blonde Dame bei Mr. Paxton? Ja, Sir. Weshalb?«
    »Bitte sagen Sie ihr, dass ich gleich wieder da bin. Ich muss nur für ein paar Minuten fort.«

21
     
    Emily sah in Victors Gesicht. Seine dunklen Augen schienen wie in einen Traum verloren, doch die Lippen presste er so fest zusammen, dass die Wangenknochen hervortraten wie bei einem Raubtier.
    »Bitte, Victor, ich weiß, was du fühlst … Du glaubst, du musst es tun, um ihm zu entkommen … Aber denk nicht nur an ihn, denk an die vielen Menschen da oben, die gar nicht wissen, wer Joseph Paxton ist … Tausende von Kindern wie Toby. Warum sollen sie sterben? Nur weil er dein Vater ist? Nein, gib ihm nicht diese Macht. Wenn du das tust, hat er für immer gewonnen …«
    Noch während sie sprach, veränderte sich Victors Gesicht. Er riss die Augen auf, als sehe er plötzlich ein Gespenst.
    »Störe ich?«
    Emily fuhr herum.
    In der Tür stand ein Mann, ein Arbeiter wie Victor, und grinste sie an. Bevor sie einen Gedanken fassen konnte, sprang der Mann auf sie zu, packte ihren Arm und riss sie so fest an sich, dass sie vor Schmerz laut aufschrie.
    »Lass sie los«, rief Victor und bückte sich nach einem Schürhaken am Boden.
    »Keine Bewegung!«
    Der Fremde drehte Emily den Arm auf den Rücken, ein Messer blitzte auf, und im nächsten Moment spürte sie die Klinge an ihrer Kehle.
    »Was hast du hier verloren, Süße? Willst du etwa unseren hübschen kleinen Plan vereiteln?«
    »Lass sie laufen, Robert, sie hat nichts mit der Sache zu tun.«
    »Bis vor fünf Minuten vielleicht, aber jetzt steckt sie mit drin.« Der Fremde presste Emily so fest an sich, dass sie sich nicht mehr rühren konnte. »Hatte gleich ein ungutes Gefühl, Süße, als ich dich eben sah. Hab dich sofort wieder erkannt.«
    »Lassen Sie mich los, bitte, sonst geschieht ein Unglück!«
    »Keine Angst, ich pass schon auf uns auf!«
    Emily erstickte beinahe in der Umklammerung. Wie ranziges Fett roch der Körper des Mannes, während Victor sich langsam wieder aufrichtete, ohne die Stange am Boden zu berühren.
    »Du bist und bleibst ein unsicherer Patron, Victor. Schade, wirklich schade. Du hast die besten Ideen, aber nie kann man sich auf dich verlassen, wenn’s ernst wird.«
    Ohne Emily loszulassen, trat der Mann einen Schritt nach vorne, um mit der Fußspitze den Schürhaken beiseite zu schieben. Während er sein Bein nach der Eisenstange ausstreckte, lockerte er ein wenig seinen Griff, und Emily sah das Messer in seiner Hand. Es war ein Zurichtmesser, wie Drucker es benutzen, mit langem, schmalem Stiel und kurzer, spitzer Klinge.
    »Jetzt weiß ich, wer Sie sind. Sie haben bei Mr. Finch gearbeitet. Sie haben Toby …«
    »Bravo, Süße«, sagte Robert. »Ja, Toby und ich waren gute Freunde.«
    Emily spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Der Mann, der sie jetzt wieder an sich presste, als wolle er sie zerquetschen, war derselbe Mann, der sie zu der Näherin in der Parker Street geschickt hatte. Sein Mund war ganz dicht an ihrem Ohr, als er weitersprach, seine Lippen berührten fast ihre Wange. Sie roch die Ausdünstung von Alkohol.
    »Ja, Victor, du musst wissen, deine Freundin und ich hatten schon mal das Vergnügen. Sie hat in Finchs Werkstatt nach dir gefragt. Das ist zwar schon eine Weile her, aber ich erinneremich daran noch wie gestern. Freut mich, dass ich euch zwei Hübschen offenbar weiterhelfen konnte.« Er setzte wieder

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