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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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besser zu sein als in England. Und die Goldgräber hatten so viel Geld, dass sie sich täglich drei warme Mahlzeiten leisteten. Sie würden dort ein Vermögen verdienen!
    »
Okay
, ich gehe dann schon mal rein,«, sagte Jim. »Wenn mein Vater auf die Bühne kommt, muss ich einen Klumpen Gold hochhalten. Damit die Leute wissen, worum es geht.«
    »
Okay
«, erwiderte Toby und ließ sich das herrliche fremde Wort auf der Zunge zergehen wie ein köstliches Stück Bratfisch.
    Während Jim im Haus verschwand, renkte Toby sich den Hals nach Victor aus. Wo zum Teufel blieb er nur? Es konnte jeden Augenblick losgehen, der Saal war schon bis auf den letzten Platz gefüllt. Ob Victor mal wieder Fanny einen Besuch abstattete?
    Der Gedanke versetzte Toby einen Stich, und ein Gefühl überkam ihn, das er sonst nur empfand, wenn jemand in seiner Gegenwart aß und er selbst mit knurrendem Magen zusehen musste. Denn die Zeiten, da er keine Ahnung hatte, wie das mit den Weibern war, gehörten der Vergangenheit an. Robert hatte ihm einen Besuch bei Fanny spendiert, damit er endlich Bescheid wusste. Seitdem war er regelrecht süchtig danach und hatte sich in den letzten Wochen hinter Victors Rücken immer wieder Geld bei Robert geliehen, mindestens ein Dutzend Mal, um Fanny zu besuchen. Bei der Vorstellung, dass Victor vielleicht in diesem Moment ihren warmen Mund küsste, ihre warmen Brüste berührte, ihre warme Möse spürte, schoss Toby das Blut in die Glieder, und sein »Lümmel«, wie Fanny das Stück Fleisch getauft hatte, dem er sein neues Glück verdankte, erwachte aus seinem Schlummer und schwoll in wenigen Sekunden zur vollen Größe an, um gegen das Gefängnis seiner Hose zu protestieren, mit so heftigem Pulsieren und Pochen, dass Toby vor wohliger Sehnsucht fast ohnmächtig wurde, während sich gleichzeitig sein Herz in schmerzhafter Eifersucht zusammenzog.
    Ein freudiges Winseln schreckte ihn auf. Eine große schwarze Dogge schnüffelte an seinem Hosenlatz.
    »Träumst du etwa auch von Kalifornien?«, fragte Robert, der Punch an der Leine hielt.
    »Wie? Was?« Toby machte unwillkürlich einen Schritt zurück. Seine Pläne gingen Robert so wenig an wie Punch die Beule in seiner Hose.
    »Könnte ich irgendwie ja verstehen«, sagte Robert. »Im Gegensatz zu den anderen Spinnern hier hast du ja wirklich einen Grund, nach Gold zu graben. Schließlich hast du eine Menge Schulden. Wann willst du die eigentlich zurückzahlen?«
    Die Beule in Tobys Hose fiel schlagartig in sich zusammen. Diesen Augenblick hatte er schon lange gefürchtet.
    »Mach dir um das Geld keine Sorgen«, erklärte er eilig. »Übermorgen fängt der Jahrmarkt in Belgravia an, und nächste Woche der in Bethnal Green, und außerdem …«
    »Fünf Schilling und sechs Pence«, unterbrach Robert ihn, und mit einem Grinsen fügte er hinzu: »Du hast in letzter Zeit ziemlich großen Appetit gehabt. Hat mich schwer beeindruckt.«
    »Mein Pfefferminztrick ist eine todsichere Sache«, beteuerte Toby. »Vor allem in Belgravia, verlass dich drauf. Die reichen Idioten da werden scharenweise darauf reinfallen.«
    »Reg dich nicht auf, ich will ja nur mein Geld zurück. Ich meine, das wäre doch nicht gerecht, wenn das in alle Ewigkeit so weiterginge. Du amüsierst dich mit Fanny, und ich kann mir nicht mal ’nen Tropfen Gin leisten.«
    »Auf gar keinen Fall«, pflichtete Toby ihm bei. »Eine gottverdammte Schweinerei wäre das!«
    »Siehst du? Und deshalb habe ich auch keine Lust zu warten, bis du mir das Geld aus Amerika schickst. Könnte ja sein, dass es mit dem Goldgraben nicht so klappt, wie du dir das vorstellst.«
    Während Robert ihn von Kopf bis Fuß musterte, schielte Toby die Straße hinunter, in der Hoffnung, dass Victor endlich auftauchte.Doch von dem war weit und breit keine Spur zu sehen. Toby verfluchte sich im Stillen selber. Hätte er wenigstens den einen Schilling, den er Victors vornehmer Freundin aus der Tasche gezogen hatte, an Robert zurückgezahlt …
    »Weißt du was?«, sagte Robert. »Ich mach dir einen Vorschlag. Wenn du willst, kannst du heute alle deine Schulden abverdienen, auf einen Schlag.«
    Toby horchte auf. »Was muss ich dafür tun?«
    »Keine große Sache. Nur ein paar Besorgungen für mich erledigen.«
    »Und was für Besorgungen sind das?«
    »Das erkläre ich dir unterwegs. Aber wir müssen uns beeilen, sonst machen die Läden zu.«
    Toby zögerte. Die Aussicht, auf einen Schlag alle Schulden los zu sein, war eine wunderbare

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