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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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der Zeitung stand, heute ist der letzte Tag.«
    »Aber ich kann heute nicht! Ich hab schon was vor.«
    »Dann musst du das eben verschieben.«
    »Ich… ich glaube, das geht nicht«, stotterte Toby. »Es ist wirklich was Wichtiges. Leider!«
    Er trat von einem Bein auf das andere und schielte dabei zum Fenster, wo Robert an der Handpresse stand und sie beobachtete. Victor kapierte.
    »Ach so, daher weht der Wind!« Ungläubig schaute er Toby an. »
    Sag mal, hat dir jemand ins Gehirn geschissen? Wir haben die Chance, auf einem Schiff nach Amerika anzuheuern, und du willst lieber zum Rattenkampf?«
    »Das habe ich nicht gesagt!«, protestierte Toby.
    »Warum behauptest du dann, dass du heute nicht kannst?«
    »Weil ich eben nicht kann, verfluchte Scheiße! Aber ich hab eine Idee. Vielleicht kannst du ja für mich mit unterschreiben?«
    »Kommt gar nicht in Frage! Erstens geht das sowieso nicht, und zweitens …« Victor war so wütend, dass er den Satz nicht zu Ende brachte. »Sag mir verdammt noch mal den Grund, warum du nicht mitkommen willst!«
    »Ich will doch mitkommen, aber es geht nicht! Es … es ist in deinem eigenen Interesse. Ehrlich! Wenn ich heute Abend nicht was Bestimmtes erledige, dann kommen wir nie nach Amerika, du noch weniger als ich. Das musst du mir glauben!«
    »Erst wenn ich den Grund weiß.«
    »Den kann ich dir aber nicht sagen! Weil … weil …«
    »Weil was?«
    »Weil ich es dir nicht sagen
kann

    »Dann leck mich doch am Arsch!«
    »Du musst mir einfach glauben!«, wiederholte Toby verzweifelt. »Wir … wir sind doch Freunde! Und ich schwöre dir, du wirst mir noch mal dankbar dafür sein. Ich … ich tu es doch für dich, nur für dich, für niemanden sonst.« Die Sommersprossen auf seiner Nase tanzten und zitterten, als würde er im nächsten Moment losheulen.
    Aber Victor dachte gar nicht daran, sich davon beeindrucken zu lassen. »Du kommst heute Abend mit«, erklärte er. »Punkt! Aus! Feierabend!«
    »Das tu ich nicht.«
    »Und ob du das tust!«
    »Wie kommst du dazu, mich rumzukommandieren?«
    »Kein Mensch kommandiert dich rum!«
    »Immer willst du mir vorschreiben, was ich tun soll. Das bin ich schon lange leid. Toby, trink keinen Schnaps… Toby, spar dein Geld für später … Als wärst du mein gottverdammter Vater! Wenn du so mit mir redest, kannst du dir dein Scheiß-Amerika an den Hut stecken.«
    »Mein
Scheiß-Amerika? Ich hör wohl nicht richtig! Was zum Teufel ist denn in dich gefahren?«
    »Ha, ich weiß genau, warum du mich so rumkommandierst. Wegen Fanny!«
    »Was hat Fanny damit zu tun?«
    »Weil du nicht willst, dass ich sie ficke.«
    Victor glaubte, nicht richtig zu hören. »Waaaaas tust du?«
    »Und ich weiß auch, warum du es hier nicht mehr aushältst. Weil deine vornehme Freundin nichts von dir wissen will!«
    »Wie? Was? Welche Freundin?«
    »Tu nicht so scheinheilig! Die vom Jahrmarkt natürlich! Für die du ein Dutzend Probeabzüge gemacht hast, mit den komischen Pflanzen, und die dann spurlos verschwunden ist. Wegen der willst du abhauen. Das ist der wirkliche Grund.«
    Victor wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Warum redete Toby so einen Blödsinn? Er war ganz weiß im Gesicht, in seinen Augen standen Tränen.
    »Du kannst mir mit deinem Amerika gestohlen bleiben«, schniefte er und wischte sich mit dem Ärmel über die Nase. »Ich will da gar nicht mehr hin.«
    »Bist du jetzt vollkommen übergeschnappt?«
    »Wer garantiert uns denn, dass es dieses blöde Amerika überhaupt gibt? Vielleicht sind die Geschichten, die die Leute erzählen, alle nur erstunken und erlogen. Vielleicht fahren wir wochenlang übers Meer, und dann ist gar kein Amerika da.«
    »Das wird ja immer schlimmer mit dir!«, sagte Victor. »Du … du gehörst ja nach Bedlam! In die Irrenanstalt!«
    »Das tue ich nicht! O’Connor hat uns doch auch belogen. Warum sollen dann die Geschichten von Amerika wahr sein?« Tobyschüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube überhaupt nichts mehr. Ich gehe lieber zu den Ratten.«
    Victor blickte ihn an. »Wenn du das tust,« sagte er, »heuere ich allein auf dem Schiff an!«
    Toby erwiderte seinen Blick. Er presste die Lippen so fest zusammen, dass sein Mund ein Strich war, genauso wie seine Augen. Sein ganzes Gesicht schien nur noch aus Trotz zu bestehen. Die Tränen liefen ihm jetzt in Strömen über die Wangen.
    »Okay«, brach es plötzlich aus ihm hervor. »Okay, okay, okay! Dann heuerst du eben allein an! Fahr doch nach Amerika! Von

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