Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
ungläubig.
»Joran sagt, dass Korta genau über ihre Begabung Bescheid weiß. Er muss ihre Grenzen kennen.«
»Wie?«
»Du vergisst Kortas Verbündeten, den Geist, der in der Burg haust. Er verfügt über viele Kräfte, die wir nicht kennen.«
Ceban nickte und verspürte dieselbe Furcht. Aber plötzlich sah Elea ihn lächelnd an.
»Akal wird über den Angriff in Kenntnis gesetzt werden. Die Ungewöhnlichen Lande wird man in allen Ehren prächtig empfangen, und Kortas Pläne kommen dort zum Stillstand – ganz gleich, worin sie bestehen.«
»Er muss dich wirklich verabscheuen!«, sagte Ceban fröhlich und schlang den Arm um Eleas nackte Taille. »Ich werde mich morgen mit Sten darum kümmern, seine Abreise zu beobachten. Aber du, pass bitte auf … Auf Ophelia. Ich … ich glaube … Na ja …«
Er seufzte, als er an die spärliche Kleidung dachte, die sie den ganzen Tag über getragen hatte.
»Sie ist mit den Amalysen sehr gut zurechtgekommen«, beruhigte ihn seine Schwester. »Ophelia hat vor nichts Angst.«
Elea schmiegte sich in die Arme ihres Bruders, und langsam gingen sie zum Riesenbaum zurück.
»Die Nacht bricht an. Es wird Zeit, dass wir uns auf den Beginn des Regens einstellen«, dachte Ceban laut, während er den Himmel betrachtete.
»Ich glaube, dass ich zunächst einmal allen eine Erklärung schulde – und nun, da ich meine Ruhe zurückgewonnen habe, wird mir auch Joran einiges erklären müssen!«
Sie sahen bei diesem Gedanken beide amüsiert drein, und ihre Schatten verblassten hinter den großen Bäumen des Verbotenen Waldes.
Hinter den Schleiern
Der große Karren, in dem Virgine, Ophelia, Elea und Erwan saßen, holperte durch den vom nächtlichen Regen verursachten Schlamm und hielt auf den Palast zu. Der Morgennebel bildete tief hängende Wirbel. Obwohl die Glocken den Festtag einläuteten, steigerten sich Furcht, Angst und Beklemmung immer mehr, je weiter die vier Freunde die letzten Häuser von Etel hinter sich zurückließen.
Als Ophelia die hohen Burgmauern vor sich aufragen sah und die Fahnen im Wind wie Peitschenhiebe knallen hörte, umklammerte sie Eleas Hand. Elea beruhigte sie mit einem Blick, bevor sie ihr Gesicht unter der Kapuze ihres Umhangs verbarg. Ophelia und Virgine zogen sich eilig die Kapuzen übers Haar, um dasselbe zu tun. Heftiger Wind kam auf.
Der Karren reihte sich in die Schlange der anderen am Beginn der Brücke ein, und das Warten wurde bald quälend. Dennoch zitterte keiner von ihnen. Vics konzentrierter und entschlossener Gesichtsausdruck hatte die ersten Anzeichen von Panik eingedämmt. Jeder wiederholte im Geiste die Worte, Gesten und Verhaltensweisen, die er im Laufe des Tages würde gebrauchen müssen. Sie wussten alle, dass heute die einzige Chance bestand, die Kinder von Eade zu befreien.
Gewöhnlich wirkte der Palast uneinnehmbar: Die Wachen, die doppelte Ringmauer, die Sarikeln und seit kurzem auch die Scylen beschützten ihn vor jedem Eindringling. Aber die Abreise der Krieger und das Fest, das zu Ehren von Prinzessin Eline gegeben wurde, sorgten für eine unverhoffte Schwachstelle. Tänzer, Komödianten, Gaukler, Troubadoure und Künstler aller Art waren aus diesem Anlass hergebeten worden. Die Tore wurden zwar kontrolliert, standen aber allen offen.
Elea warf einen Blick auf ihr Handgelenk. Ein langer Riemen aus Amalysen umgab es und verband es mit dem eingezogenen Fußboden. Unter ihren Füßen badete eine riesenhafte Mörderpflanze in einem mit Werg und Ton abgedichteten Transportbecken. Die Amalyse war noch grün. Die Stöße der Fahrt hatten sie nicht angriffslustig gemacht: Denn das brackige Wasser schützte und besänftigte sie.
Unter den roten Stoffbändern hervor, die sein Gesicht nach Art eines Narrenkostüms verhüllten, sah Erwan die kleine Glaskugel an, die er in der Hand hielt. Sie enthielt eine geheimnisvolle Flüssigkeit, die er zusammengebraut hatte. Der Karren geriet abrupt in Bewegung, um vorzurücken, und der kleine Mann fing sein Elixier, das in die Luft geflogen war, mit nicht gespieltem Schrecken wieder auf.
Kurz bevor sie auf die Brücke gelangten, platzierte er mit wiedergewonnener Ruhe seine kleine Waffe in seiner Sackleier. Die Burggräben wirkten friedlich; doch entlang der Brücke konzentrierte sich eine seltsame, bläuliche Form. Sie waren da. Treu auf ihrem Posten überwachten die Sarikeln, wer ein und aus ging.
Ein letzter Karren noch, dann würden sie an der Reihe sein. Erwan richtete unauffällig die
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