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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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Augen des kleinen Jungen, die vor grenzenloser Bewunderung für seine Mutter überquollen, und sein zärtliches Lächeln, das die Ungewissheit ihrer Lage vergaß. Die junge Prinzessin erriet leicht, dass Tanin keinen Augenblick daran hatte zweifeln können, dass die Maske herkommen und ihn holen würde. Sie lächelte über sein Glück.
    Elea machte Tanin sein unerwartetes Erscheinen nicht zum Vorwurf. Es erstaunte sie kein bisschen: Was hätte sie schließlich in seinem Alter getan? Aber beim Anblick des Buchs in seiner Tasche wäre ihr fast ein Schrei entfahren. Tanin senkte den Blick und presste schuldbewusst die Lippen zusammen. Sie konnte ihm hier nichts sagen, aber er wusste, dass aufgeschoben nicht aufgehoben war! Aus dem Horn zog sie zwei schmale Ledergeschirre, damit sie sich die Schleierbündel auf den Rücken schirren konnte. Herrisch steckte sie das Buch in eines der beiden Bündel. Tanin ließ sich das Geschirr anlegen; sein Gesicht strahlte vor Freude, als er begriff, auf welche Weise sie fliehen würden. Er drückte der Maske die kleinen, feuchten Lippen auf den Mund und hoffte, eine erste Verzeihung zu erlangen.
    »Beeil dich, mein Herz, er wird gleich hier sein«, flüsterte sie, während sie ihm mit den Fingern durch die zahlreichen Kletten seiner braunen Haare fuhr, so dass es wehtat.
    Gekonnt half er ihr, das Geschirr umzulegen, um es ihr mit ihren erschöpften Händen leichter zu machen. Sie waren bereit.
    »Warte! Warte, Maske!«
    Elea drehte sich um. Prinzessin Eline hatte sie zurückgerufen. Sie war näher gekommen und sogar zwei Stufen des Throns hinuntergestiegen. Das granatrote Schimmern ihres Kleides hob sich flammend von ihrer perlmuttfarbenen Haut ab. Ihre Schönheit und ihr plötzliches Eingreifen unterbrachen ihre Schwester in ihrer Flucht.
    Eline würde zum ersten Mal vor dem Hofstaat sprechen. Ihr Einwurf rief Gemurmel hervor. Mistra wollte sich einmischen, doch der König beschränkte sich darauf, seine Tochter zu beobachten. Angesichts der stillschweigenden Billigung ihres Vaters fuhr die junge Prinzessin fort, während sie die lange Rubinhalskette abnahm, die ihren Hals schmückte: »Ich bin nicht bereit, anders als der Rest des Hofstaats behandelt zu werden. Du hast einen Großteil der treuen Untertanen meines Vaters ausgeplündert. Ich lege Wert darauf, ihre missliche Lage zu teilen.«
    Über diese Worte war ihre Anstandsdame überraschter als alle anderen. Mistra wusste sehr gut, dass Eline dem Hof, den sie für feige und verlogen hielt, nur wenig Interesse entgegenbrachte. Daher fragte sie sich, was wirklich hinter ihrer Handlungsweise steckte.
    Elines schlichte Worte verstörten Elea ein wenig, aber ihre Geste war äußerst fürstlich.
    »Ich wollte Eure Hoheit auf keinen Fall vor den Kopf stoßen und dachte nicht, dass ich Eure Selbstachtung kränken würde.«
    Sie streckte die Hand nach dem Schmuckstück aus, aber Eline hielt es noch zurück.
    »Du verbirgst deinen Namen und dein Gesicht und weist das Urteil der Sterblichen zurück – aber fürchtest du das der Hochgeister? «
    Elea rührte sich nicht.
    »Nun, ich rufe sie für dich an«, sagte Eline feierlich mit klarer, gemessener Stimme. »In Anwesenheit meines Vaters, des einundzwanzigsten Herrschers von Leiland, des Landes der zwei Monde und der Illusionen, sowie vor seinem ganzen Hof rufe ich die Drei Feen des Ostens an, die Gottheiten des Guten und des Lebens. Prüft mein Herz und hört meine Bitte. Wenn ein Fünkchen Wahrheit in all den Aussagen dieser Frau liegt, möge diese Halskette ihr Glück bringen und bei ihrem Handeln helfen. Wenn nicht, möge die Kette sie Eurem Gesetz entsprechend verfluchen und die Ursache ihres Untergangs sein.«
    Sie ließ die Halskette los, die in die Finger der Maske glitt. Mistra war ein wenig ungläubig und wusste nicht, was sie denken sollte. Der Hofstaat hingegen bewunderte Elines Rede, und alle warteten ungeduldig auf die Antwort.
    Elea verneigte sich vor der Gerechtigkeit ihrer Schwester. »So sei es. Ich werde Eure Halskette nicht verkaufen, Eure Hoheit, sondern werde sie tragen. Mögen die Feen Euren Willen vernehmen und ihn tun!«
    Einen Augenblick lang blieben sie gegenüber voneinander stehen. Jede musterte den Schleier oder die Maske vor dem Gesicht der anderen, jede hoffte, einen Gesichtsausdruck wahrzunehmen, ein Zeichen, das ihre Herzen im Stillen erwarteten. Trotz des Grabens, der sie trennte, geschah etwas: Das Lächeln der Maske, ihr Dank und ihre Selbstsicherheit

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