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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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schlug er der Länge nach hin, rappelte sich aber wieder auf, ohne darauf zu achten. Er hatte nicht gehorcht, indem er nicht mit den anderen geflohen war. Das Signal würde die Maske zum Aufbruch mahnen: Er würde sich allein auf der Burg wiederfinden!
    Die Furcht überkam ihn immer stärker, je weiter er durch die endlosen Galerien des Palasts lief. Er sah seinen Fehler ein. Es würde ihm nicht gelingen, den Weg zu finden. Auf den Wandteppichen begannen schreckliche Geschöpfe seine allzu ausgeprägte Vorstellungskraft in Angst und Schrecken zu versetzen. Sie starrten ihn an, beobachteten ihn, bereit, ihn anzuspringen! Der Junge floh aus dem Gang und nahm einen anderen. Er schloss die Augen, um seinen Mut wiederzufinden und in die Wirklichkeit zurückzukehren. Der Palast ist zu groß !
    Die Galerien ähnelten einander, die Gemälde stellten für ihn immer dieselben Gestalten dar, die Statuen, Karyatiden und Rüstungen hatten alle dieselbe Haltung! Er glaubte sich in diesem Labyrinth verloren und wollte gerade der Panik nachgeben, als er die Füße eines Soldaten hinter einer Säule hervorragen sah: Erwan hatte im Vorüberkommen seine Spuren hinterlassen!
    Der Junge gewann seine Kühnheit zurück und brach in die Richtung auf, die das reglose Wesen ihm anzuzeigen schien. Beim zweiten Körper nahm er seinen hastigen Lauf durch einen Korridor mit finsteren Gemälden wieder auf und blieb vor einer gewaltigen, zweiflügligen Tür stehen. Als er das Ohr an das geschnitzte Holz presste, kehrte die Furcht zurück: Er hörte kein Geräusch. Behutsam streckte er, während er Atem schöpfte, den Arm aus, um die Klinke zu betätigen und die Tür einen Spalt breit zu öffnen.
     
    Der Hofstaat war noch immer stumm. Elea war zum Aufbruch bereit. Beim Klang des Horns hatte sie ihre Erpressung beendet und zwei Schleier voller Schmuck rasch zu zwei kleinen Säcken gebunden. Das laute Geräusch, das die sich öffnende Türe erzeugte, ließ sie herumwirbeln.
    Korta? Schon? Unmöglich!
    Auch die Adligen hatten sich umgewandt und waren zugleich zurückgewichen, um den Eindringling besser sehen zu können. Der kleine Junge betrat den Raum und trotzte seiner Angst und den Risiken seines Tuns. Er fühlte sich einen Augenblick lang so, als würde er inmitten all dieser Gewänder, Frisuren und fragenden Blicke ertrinken. Aber da, in der Mitte des Raumes, in ein paar goldbesetzte Schleier und ihre gewohnte Maske gekleidet, befand sich die Liebe seines Kinderlebens. Er gehorchte nur seinem Herzen und der Wiedersehensfreude, rannte ihr in die Arme und rief: »Mama!«
    Elea kniete sich hin und zog ihn an sich.
    »Tanin«, murmelte sie mit Wärme.
    Mit drei mütterlichen Liebkosungen vergewisserte sie sich, dass ihm nichts fehlte, und nahm ihn dann wieder in die Arme.
    Dieser Augenblick der Nachlässigkeit hätte für Elea tödlich sein können. Jemand hätte ihre Unaufmerksamkeit ausnutzen können, aber der Anblick, der sich ihren Augen bot, hatte die Adligen gerührt. Während dieser kurzen Sekunden vergaßen sie die Kriegerin, um nur noch die Mutter zu sehen. Ihre Taten wurden ihr nicht verziehen, aber ihre Kühnheit, ihre Unverschämtheit und ihre Gewaltanwendung wirkten verständlicher.
    Elea hielt Tanins Kopf, der eins mit ihr geworden war, und sah zum Thron hinüber. Noch immer von der Erkenntnis seiner Vergangenheit erschüttert hatte der König sich nicht gerührt. Als er die Maske mit ihrem Kind sah, belebte das Verlangen nach Zärtlichkeit trotz allem die königliche Seele wieder, doch sein Blick war immer noch leer. Elea glaubte, dass der Herrscher seiner Umgebung gleichgültig gegenüberstand, und verleugnete ihn töricht, als könnte sie etwas an ihrem eigenen adligen Blut ändern und ihr königliches Geburtsmal verschwinden lassen.
    Sie schenkte auch Andin einen letzten Blick, wandte dann aber rasch den Kopf ab.
    Kein Wort konnte seinen Zustand beschreiben. Er existierte nicht mehr. Bei dem Wort Mama war seine schon in Trümmern liegende Liebe vollends zertrampelt worden. Der Schock war so plötzlich gewesen, der Schmerz so heftig, die Verzweiflung so unendlich … Er wäre ja geflohen und hätte alles Übrige der Vorstellungskraft des Hofstaats überlassen, aber Eline hatte ihn zurückgehalten.
    Elines Geist hatte sich geöffnet, seit er sich an einem Spiel der Möglichkeiten und Unmöglichkeiten rieb. Mit ihrem klaren, kühlen und lebendigen Geist analysierte sie das, was geschehen war und noch geschah. Sie sah die leuchtenden

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