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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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dass die Mörderpflanzen baden konnten. Ihre Kleider klebten ihr an der Haut. Andin fand, dass sie sehr verlockend aussah.
    Sie ließ sich neben ihm nieder und setzte ohne die geringste Verlegenheit ihre Erklärung fort: »Die Amalysen gleichen keinem anderen Geschöpf. Sie reagieren nicht auf das, was sie sehen, sondern auf das, was sie fühlen. Du kannst ihre Reaktion aus ihren Farben vorausahnen: Je schwärzer sie sind, desto gefährlicher sind sie auch. Spüren sie Hass und Furcht, so werden sie sehr aggressiv und können einen töten. Wenn man ihnen mit Liebe begegnet, gibt es keine sanfteren und leichter zu führenden Wesen. Sie sind Wunderwaffen und unvergleichliche Verbündete, die jedem Gedanken gehorchen.«
    Obwohl er entzückt war, konnte Andin es nicht fassen, dass sie ihm das alles erzählte. So, als gäbe es keine Grenze zwischen ihnen, nichts Trennendes. Hatte sie denn nie Furcht vor Fremden? Doch er spürte, dass sie ihn aus dem Augenwinkel musterte und seine Kleider und sein Auftreten einzuschätzen versuchte. Er bedauerte, so wenig anziehend zu wirken: Er trug ein weites, kragenloses Hemd aus schmutzigem Leinen, das jetzt auch noch zerrissen war, eine abgewetzte Hose aus schwarzem Leder und Stulpenstiefel, denen man all die Meilen, die sie schon hinter sich hatten, ansah. Aber die Tatsache, dass die Schöne sich an seinem Stoppelbart und seinen brennenden Wangen nicht zu stören schien, minderte sein Unbehagen ein wenig. Der Himmel mochte einstürzen oder vergehen wie die Schmetterlinge mit den durchscheinenden Flügeln – Andin war so berauscht vom Duft der unendlich reichen Flora dieses Orts und von den Liebkosungen des Seewinds, dass er um nichts in allen Welten anderswo hätte sein wollen.
    Eine Amalyse schlängelte sich durchs Gras. Das junge Mädchen nahm sie sanft in die Hand. Die Pflanze glitt um ihr Handgelenk und bildete ein breites Armband.
    »Gib mir die Hand, ich werde diese Amalyse auf deinen Arm kriechen lassen«, schlug sie vor. »Wenn du deine Furcht im Zaum hältst, wird sie dir nichts tun. Denk an etwas Angenehmes und Schönes.«
    Das klebrige Ding gefiel Andin nicht. Es auf seiner Haut zu spüren, behagte ihm gar nicht, aber er hatte Vertrauen zu dieser wunderbaren Waldnymphe. An etwas Schönes zu denken, war in ihrer Anwesenheit nicht schwer. Es genügte, ihre rosigen, fein gezeichneten Lippen zu betrachten, um davon zu träumen, die seinen daraufzupressen. Angenehm und schön. Andin musterte jede Pore ihrer seidigen Haut, um dann an ihren Augen hängen zu bleiben. Welch ein Blau!
    Ohne, dass er es wahrnahm, kam die Amalyse auf sein Handgelenk. Erst, als er eine sanfte und seidige Berührung spürte, bemerkte er es und sah die Pflanze an: Seinen Gefühlen entsprechend nahm sie ein blendendes Weiß an und räkelte sich zärtlich. Andin hätte nie geglaubt, dass sie so leicht und samtig sein würde!
    Das Mädchen starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Die Farbe hat keine meiner Amalysen je angenommen«, murmelte sie, als spräche sie mit sich selbst. »Es bleiben immer noch grüne Schatten zurück … Du kannst die Dunklen Wälder verlassen! Du hast nichts mehr von den Amalysen zu befürchten!«, rief sie freudig. »Du hast eine von ihnen bezwungen, und die übrigen werden davon erfahren.«
    Das Kreischen eines Adlers, der über den Wald flog, unterbrach sie abrupt. Sie sprang auf. Binnen weniger Sekunden kehrte die Amalyse auf ihr Handgelenk zurück, und diejenigen, die sich noch im Wasser befanden, kamen daraus hervor, um ihren Platz auf ihrem Körper wieder einzunehmen. Das junge Mädchen sammelte mehrere schon geschnittene Kräuter ein. Sie ging. Warum ? Die Sorglosigkeit war aus ihrem Gesicht verschwunden, und Andin las sogar Unruhe in ihrem Blick.
    Er stand auf und hielt sie an der Hand zurück. Er konnte sie beschützen, wenn sie in Gefahr schwebte! Sie drehte sich um, betroffen über seine Anwesenheit. Einen Augenblick lang schien sie ihn vergessen zu haben.
    »Ich … Ich muss jetzt weg. Die Katratten werden dich bis an den Waldrand in die Nähe eines Dorfes führen. Es wird heute Nacht nicht regnen, aber es wird sehr kalt sein. Du kannst nicht in deinen feuchten Kleidern hierbleiben.«
    Sie setzte ein bedauerndes »Auf Wiedersehen« hinzu und sah ihm tief in die Augen. Aber Andin packte sie an der Hand. Das Wetter, die Nacht und die Kälte waren ihm gleichgültig.
    »Darf ich weder deinen Namen erfahren, noch, wer du bist?«
    »Du bist zu vorwitzig!«, bemerkte sie und

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