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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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dass die Schöne sich nun ihrerseits vorstellen würde, aber sie beugte sich nur zu ihm, um zu sagen: »Bevor du noch eine Dummheit begehst: Du solltest wissen, dass der Verbotene Wald existiert und dass das Ungeheuer, das darin haust, real ist. Versuch nicht, es zu besuchen, denn ich könnte es niemals aufhalten.«
    Sie zog sacht den Knoten des Verbands fest, den sie aus dem Hemdfetzen gemacht hatte. Andin schloss die Augen, als er den Duft ihrer Haut und ihrer Haare roch. Ganz gleich, was sie von ihm verlangt hätte, er hätte sich auf der Stelle dazu bereit erklärt. Die Legende vom Ungeheuer, die die Jüngsten seit vierhundert Jahren zittern ließ, war ihm vollkommen gleichgültig – und das, obwohl er als Kind selbst mehr als einmal nachts aufgeschrien hatte, wenn er sich eingebildet hatte, das Ungeheuer verließe sein Revier.
    »Gehört dir die Tasche, die da oben hängt?«
    Andin zuckte zusammen. Er stand mühsam auf und sah dreißig Fuß über sich an der Klippe seine Tasche hängen, die über dem Abgrund baumelte. Wie sollte er sie zurückholen?
    Das Mädchen ließ ihm nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Geschmeidig kletterte sie in den blühenden Pflaumenbaum, der der Klippe am nächsten stand. Sie stieg von Ast zu Ast, langsam, aber durchaus sehr selbstbewusst. Ihre Bewegungen waren natürlich: Die Bäume bargen für sie seit langem keine Geheimnisse mehr. Ihre Mörderpflanzen passten sich ihr an, ohne sie zu behindern, und schlangen sich wie Seile um ihren Körper. Sie hielten die Kleider fest, die sonst an den Zweigen hätten hängen bleiben können.
    Ohne die geringsten Schwierigkeiten gelangte die junge Frau zur Spitze des Baums. Acht Fuß trennten sie noch von der Tasche. Sie sprang mit einem Satz auf die Klippe zu. Ein Teil ihrer Amalysen sammelte sich um ihre Taille und klammerte sich an die Felswand, um sie zu halten. Man hätte sie für ein Flughörnchen halten können. Sie packte die Tasche und schlang sich den Riemen um den Hals.
    Andins Schwert ragte etwas höher, am Rande des Abgrunds, hervor. Das junge Mädchen musterte einen Moment lang die beiden Parierstangen in Form von Lorbeerblättern, die sich zur Klinge hin krümmten, die breiter als bei gewöhnlichen Schwertern war. Sie strich mit dem Finger über den sich verjüngenden Stahl, der durch zwei Blutrinnen leichter gemacht wurde und nahe beim Griff mit drei Tauschierungen geschmückt war. Sie schien die Schönheit dieser alten, ungewöhnlichen Waffe zu schätzen zu wissen.
    Eine letzte Kletterpartie unter Zuhilfenahme ihres lebendigen Geschirrs gestattete der jungen Frau, das Schwert zu ergreifen. Sie befestigte es an der Tasche. Mit einem Sprung ließ sie sich wieder in den Pflaumenbaum fallen und begann herabzusteigen. Andin hatte ihre Fortbewegung von Anfang an bewundert. Wer war sie?
    Die Hälfte der Strecke hatte sie bereits hinter sich gebracht, als es plötzlich knackte: Sie hatte die Festigkeit des Asts überschätzt, auf dem ihr Gewicht ruhte. Bevor sie etwas unternehmen konnte, stürzte sie auch schon ins Blattwerk.
    Andin rannte unter den Baum, um sie aufzufangen, aber der Sturz kam direkt über ihm zum Stillstand: Er bekam nur sein Schwert, das sich gelöst hatte, auf die Arme, gefolgt von einem Schauer aus weißen Blütenblättern. Das junge Mädchen hing mit nackten Beinen im Leeren. Die Mörderpflanzen, die noch vor ein paar Augenblicken ihre Brust umschlungen hatten, waren verschwunden: Sie hatten sich alle um ihre Taille versammelt, um sie an einem Ast festzuhalten. Die gewaltige Liane ließ sie ganz sanft zu Andin herab. Als sie den schneegleichen Teppich aus Blüten berührte, schlängelten sich die Amalysen wieder um ihren Körper, um ihre Ausgangspositionen einzunehmen.
    »Es wäre mir lieber gewesen, selbst der Retter zu sein!«, knurrte Andin, der seine Enttäuschung nicht verbergen konnte.
    Sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln und reichte ihm die Tasche. Während er ihr dankte, stieg sie in die riesige Lagune.
    »Wie gelingt es dir, sie zu zähmen?« Andin konnte sein Erstaunen nicht verleugnen. »Du hast ihnen wehgetan – und doch greifen sie dich nicht an?«
    »Leicht salziges Wasser beruhigt sie – und sie kennen mich. Ich gehöre zum Wald«, antwortete das junge Mädchen und drehte sich im Wasser um. »Sie hätten mich schon töten können, als ich noch ein Kind war, aber statt Angst vor ihnen zu haben, war ich fasziniert von ihnen.«
    Sie stieg aus der Lagune und streckte sich dabei so geschmeidig,

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