Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
Vom Netzwerk:
entschlüpfte dabei seinen Fingern.
    Sie wollte sich schon hinter den Vorhang aus Blattwerk retten, der von einer Weide herabrankte, überlegte es sich dann aber mit einem schelmischen Kinderlächeln auf den Lippen anders.
    »Pass auf – die Katratten sind vorwiegend Fleischfresser!«
    Sie wirbelte herum und verschwand; ihre Flucht ließ Andin untröstlich zurück. Sie hatte sich plötzlich in Luft aufgelöst!
    »Zu vorwitzig?« Er schüttelte langsam und verständnislos den Kopf und blieb einen Moment lang reglos stehen. Nis, der es gelungen war, einen Weg zu finden, um wieder zu ihrem Herrn zu stoßen, stupste ihn mit ihrem Maul, aus dem das Gras hing, in den Rücken. Andin drehte sich um, legte ihr die Hand auf die weißen Nüstern und streichelte sie ganz in Gedanken versunken.
    Ein Knurren riss ihn aus seinen Gedanken: Die kleinen Tiere, die sich vorhin um die Früchte gestritten hatten, hatten ihn umringt. Kaum größer als eine Hand legte jedes einzelne von ihnen eine erstaunliche Angriffslust an den Tag: gesträubtes Fell, ausgefahrene scharfe Krallen und rote, bedrohliche Augen. Fleischfresser – daran konnte Andin nicht zweifeln. Angesichts dreier hintereinander liegender Zahnreihen in jedem Maul musste er sich beugen und ihnen folgen.
    Eskortiert von etwa zwanzig Katratten – kleinen, herumtollenden Dämonen – und gefolgt von seinem Reittier, sammelte Andin seine Sachen ein und verließ betrübt die Dunklen Wälder. Er wollte diesen Traum nicht aufgeben. Wie konnte er dieses junge Mädchen wiederfinden? Leiland war zwar das kleinste Land in den vier Welten, aber dennoch – er wusste nichts über sie!
    Er ging einfach geradeaus. Keine Amalyse hinderte ihn daran, den Wald zu verlassen, und die Katratten führten ihn, ohne ihn anzugreifen. Die ganze Umgebung war für ihn verschwunden. Er verlor sich weiter in der Erinnerung an einen nachtblauen Blick.

Der Feind des Königreichs
     
    »Suchst du etwas, Fremder?«
    Die heisere, ernste Stimme ließ Andin zusammenzucken. Er befand sich am Waldrand. Zwischen ihm und dem nahen Dorf stand ein Mann mit mürrischer Miene. Die Katratten waren verschwunden, ohne dass Andin es bemerkt hatte. Er stürzte unvermittelt in die Wirklichkeit zurück.
    Der Bauer wollte seine Frage schon neu formulieren – vielleicht in aggressiver Form –, als Andin antwortete: »Ich … Ich suche trockene Kleider, eine warme Mahlzeit und ein gutes Bett. Ich glaube, das habe ich alles sehr nötig! Könntest du mir bitte den Weg zeigen?«
    Er brach in Richtung des bezeichneten Gasthauses auf, ohne sich um den Eindruck zu kümmern, den seine Bitte auf den Bauern gemacht hatte.
    Das Dorf Waldsaum war entzückend. Die geweißten Hauswände mit hervorschauenden Steinen wurden von schönem hölzernem Fachwerk ergänzt. Zwischen den kleinen, soliden Häusern konnte Andin das idyllische Alltagsleben beobachten: Eine Bäuerin fegte die Stufen zu ihrer Hütte, aus der ein satter Duft nach Gemüsesuppe und Spanferkel hervordrang. Kleine Jungen spielten in einer Scheune Verstecken. Weiter entfernt trieb ein Schäfer, der von einem nahen Hügel zurückkehrte, etwa dreißig Hammel und Mutterschafe in einer Lawine von Wolle und Glöckchen nach Hause. In einer angrenzenden Straße liefen Hühner frei über das Kopfsteinpflaster, verfolgt von einem verspielten Hund, den sein allzu kleines Frauchen nicht zurückhalten konnte. Dort drüben wurde eine junge Frau mit Strohhut gerade damit fertig, große, weiße Bettlaken neben dem Waschplatz auszubreiten. Ein alter Mann saß auf einer Bank aus Zedernholz und sah zu, wie die Zeit im Takt eines Wasserrads verging.
    Andin hatte es in den letzten Tagen mit zu vielen seltsamen Orten und Geschöpfen zu tun bekommen. Als er aus seiner Geistesabwesenheit zurückkehrte, wusste er diese Umgebung kaum zu schätzen. Er hingegen blieb nicht unbeachtet. Mehrere Personen drehten sich nach ihm um und unterbrachen ihre Gespräche. Nur die Kinder lachten über sein Äußeres und über das Geräusch, das seine nassen Füße in seinen Stiefeln machten. Ohne das Misstrauen oder den Spott zu beachten, betrat Andin stolz den Stall des Gasthauses.
    Seine Stute gab sich freudig dieser lang geforderten Ruhepause hin. Sie hatte sich das Dutzend Karotten und die beiden zusätzlichen Haferrationen redlich verdient. Bevor er sich um sich selbst kümmerte, putzte Andin sie von Kopf bis Fuß, wobei er jegliche Hilfe ablehnte: Er kratzte ihr die Hufe aus, striegelte und bürstete die

Weitere Kostenlose Bücher