Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
kupferrote Fuchsstute, bis sie glänzte, bis hin zu dem weißen Fleck an ihrem Hinterbein. Als er ihr die feine Mähne kämmte, schien Nis ihm für seine Aufmerksamkeit und seine Liebkosungen zu danken, indem sie wieder einmal mit ihren weißen Nüstern über seine Wange strich. Dann ließ sie ihn mit allem Gepäck und allen Waffen gehen.
Die rothaarige Frau, die Andin im großen Schankraum des Gasthauses empfing, sah ganz wie eine Amme aus: Sie war rundlich und hatte üppige Brüste und rote Wangen. Zudem erwies sie sich als äußerst zuvorkommend.
»Das Dorf liegt viel zu weit entfernt von der akalischen Grenze«, erklärte sie.
Sie wies Andin ein Zimmer zu, in das sie ihm alles bringen würde, damit er ein heißes Bad nehmen konnte – und auch Kleider zum Wechseln.
Während er die Goldstücke heraussuchte, die sein König ihm gegeben hatte, hörte Andin, wie bei den Worten heißes Bad Glucksen und Spötteleien hinter ihm ertönten. Aber es erschienen Grübchen in seinen Wangen. Er hatte keine Lust, sich heute empfindlich zu zeigen.
Das Zimmer war einfach und gemütlich und roch dieses eine Mal auch nicht nach Schimmel. Nun bereute er es doch nicht mehr, unter einem Dach zu schlafen.
Alles war erst vor kurzem erneuert worden. Je länger Andin darüber nachdachte, desto sicherer wurde er sich sogar, dass das ganze Dorf neu aufgebaut worden war. Er hatte das Gefühl, zu Hause zu sein, in Pandema. Die Leute wirkten glücklich und das Leben behaglich. Er verstand das nicht. Er hätte ein im Elend lebendes Volk vorfinden müssen, wenn all die Gerüchte über willkürliche Zerstörungen, die aus dem Land durchsickerten, begründet waren. Ein großer, blutrünstiger Bandit, dessen Name Andin im Augenblick entfallen war, zwang Leiland seit zwei Jahren sein Gesetz auf. Er raubte die Adligen aus und tötete sie, plünderte Dörfer und bestahl Hausierer. Es gelang keinem Soldaten, ihn festzunehmen. Andin verstand das nicht mehr. Dieses Land barg wahrlich Mysterien und Geheimnisse.
Er zog die tropfnassen Stiefel aus und stellte sie nahe an der Tür ab. Es war neun Uhr abends, und man spürte die Kälte schon. Der Sommer würde erst in einem guten Monat kommen. Das Wetter war noch launisch. Andins schöne Unbekannte hatte Recht gehabt: Seine Sachen hätten gar nicht die Zeit gehabt zu trocknen.
Askia, die rothaarige Wirtin, kam herein, um ihm heißes Wasser zu bringen. Der Junge gefiel ihr – seine Jugend und sein gedankenverlorener Blick waren herzerwärmend. Er war ein schöner junger Mann, gutaussehend und höflich. Sie bedauerte, nicht zwanzig Jahre jünger zu sein, als sie ihn mit nacktem Oberkörper sah, und fiel beinahe in Ohnmacht, als er sie dankbar anlächelte, während sie seine Sachen zum Waschen mitnahm. Als sie die Tür schloss, versprach sie ihm, ihm ein köstliches Mahl aufzutischen.
Das Wasser hatte die ideale Temperatur. Andin vergaß seine Wunde und ließ sich ganz hineinsinken, um seine Gedanken wieder zu ordnen. Denn er musste zu träumen aufhören! Die Prophezeiung spukte ihm schon wieder im Verstand herum … Eine Mischung aus Ergebenheit und Auflehnung zog ihm das Herz zusammen: Er konnte nichts an der Wahl der Drei Feen ändern, aber er würde sich nie dazu entschließen, sich ihr einfach zu beugen!
Heftig riss er den Kopf wieder aus dem Wasser und strich sich mit den Händen durchs Haar. Die märchenhaften Augen, die er in den Dunklen Wäldern gesehen hatte, machten die traurige Unausweichlichkeit, der er sich ausgesetzt sah, nur umso bitterer. Es war besser, dass er sie vergaß. Denn er musste sich auf seine Mission konzentrieren. Unmöglich, das wusste er jetzt schon. Die Umgebung, in der die Begegnung stattgefunden hatte, war viel zu magisch gewesen.
Was planen die Feen? Warum bin ich die einzige Person, die sie leiden lassen?
Askia trat ein weiteres Mal ins Zimmer und brachte saubere Kleider mit. Sie zog es vor, nichts zu sagen: Andin wirkte so unglücklich! Aber als sie hinausging, schwor sie sich, dass sie ihn für die Dauer seines Aufenthalts mit kleinen Leckerbissen nur so verwöhnen würde, damit er diesen trübsinnigen Blick verlor.
Die Neuigkeit, dass ein Fremder im Gasthaus abgestiegen war, machte rasch die Runde durch Waldsaum. Die Nachricht sprach sich noch in der Nacht herum, und am nächsten Tag gab es kein anderes Gesprächsthema, zumal Andin nichts Besseres zu tun fand, als den Nachmittag damit zu verbringen, das Dorf von vorn bis hinten zu erkunden.
Die Einwohner
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