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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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nachzuhaken, denn Askia entfernte sich und kehrte an den Herd zurück. Eine Weile herrschte Schweigen. Ophelia zündete einige Kerzen an, um das schwindende Tageslicht auszugleichen.
    »Wenn du sie gesehen hast, versteht man ja auch besser, warum du so dreinsiehst«, bemerkte ein Dorfbewohner. »Sie ist schön, was?«
    Der Tonfall war herzlich, als wolle er Verzeihung dafür erlangen, zu weit gegangen zu sein. Andin antwortete mit einem gewaltigen Seufzen, das den ganzen Schankraum in Gelächter ausbrechen ließ. Ein Mann stand auf und setzte sich rittlings auf einen Stuhl an Andins Tisch.
    »Komm schon, worauf wartest du? Du siehst doch, dass wir alle an deinen Lippen hängen! Erzähl uns die ganze Geschichte!«
    Alle Männer im Gasthaus folgten ihm, und bald war Andin der Mittelpunkt des Universums. Doch er wusste nicht, was er ihnen sagen sollte: Er hatte den Eindruck, dass all die vergangenen Geschehnisse ihm gehörten und dass das Amalysenspiel ein Geheimnis bleiben musste. Alle Gesichter beugten sich zu ihm, alle warteten auf pikante Einzelheiten und vergaßen in ihrer Neugier ganz ihre vorherige Vorsicht. Aber vor der Tür kam ein Pferd aus dem Galopp heraus zum Stehen, und ein keuchender Junge rannte in den Schankraum.
    »Er … Er hat … Er hat die Kinder aus Eade entführen lassen!«
    Das allgemeine Interesse wandte sich binnen einer Sekunde einer anderen Person zu. Die Einwohner von Waldsaum hatten sich alle zu dem kleinen Jungen umgedreht. Dieser schöpfte Atem und musterte Andin dabei argwöhnisch. Dann fuhr er fort: »Die Maske ist entwaffnet, ihre Leute sind schon weg … Die Soldaten verfolgen die Maske zu Pferde Richtung Herzogtum Oemel … Aber Papa sagt, dass sie die Abkürzung über den ersten Hügel nehmen und hier durchkommen werden.«
    Askia, die in den Schankraum zurückgekehrt war, stieß einen gellenden Schrei aus. »Der Dorfälteste hat unsere Kinder mit an den Einsamen Fluss genommen! Sie sind noch nicht zurück! Sie werden ihren Weg kreuzen! Sie werden sie auch noch entführen!«
    Der Mann, der auf den Vornamen Othal hörte, eilte zur Tür.
    Andin war bei dem Wort Maske zusammengezuckt – das war der Name des fürchterlichen Räubers von Leiland! Er konnte sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen. Wie ein Wilder rannte er aus dem Schankraum hinaus und lief die Treppe zwei Stufen auf einmal nehmend hinauf, um sein Schwert aus seinem Zimmer zu holen. Durchs Fenster sah er Othal, der auf dem Bock eines Karrens saß und gerade abfahren wollte. Es blieb keine Zeit mehr, die Treppe wieder hinunterzusteigen, um ihn einzuholen. Ohne zu zögern sprang Andin auf das Dach eines Anbaus, um dann neben dem Bauern zu landen.
    »Was machst du denn hier?«, schleuderte ihm Othal entgegen.
    »Land und Leute kennenlernen!«, gab der junge Mann zurück. »Und das kannst du mir nicht abschlagen, denn du wirst vielleicht jemanden brauchen, der eine Waffe zu führen weiß!«
    Im schwachen Licht der Sonne blitzte das Schwert auf, als wolle es alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
    Othal war die Anwesenheit des Pandemers nicht lieb, aber das Argument war durchaus überzeugend. Also antwortete er nicht, sondern trieb die Pferde aufs Neue an. Andin war entzückt. Es drängte ihn, die Maske – diese lebende Legende! – aus der Nähe zu erleben.
     
    Der Karren rollte in vollem Tempo dahin, so dass er wohl schon beim ersten Stein zerbrechen würde. Andin musterte Othals Gesicht. Der Mann wirkte sehr besorgt. Seine schwieligen Hände hielten die Zügel fest umklammert. Falten furchten seine Stirn unter den krausgezogenen, mit Grau durchsetzten Brauen. Die Gegenwart der Maske ängstigte ihn sicher. Ein Schauer der Unruhe durchlief Andin angesichts dieser Miene. Warum hatte der Bandit die Kinder entführen lassen? Diese feige Tat stieß Andin ab. Die Bauern verfügten über keinerlei Mittel, sich zu verteidigen. Andin fühlte Kampfeslust in sich aufsteigen.
    Er suchte den orangefarbenen Horizont ab. Ein Reiter – ganz schwarz gekleidet – sprengte über die Kuppe der Zwillingshügel auf sie zu. Weiter entfernt setzte ihm ein halbes Dutzend Soldaten nach.
    Othal geriet vollends in Panik. Plötzlich vergaß er, wie er den Karren zu lenken hatte. Andin musste ihm die Zügel aus der Hand nehmen: Die Pferde gingen durch. Kaum mehr als zweihundert Schritt vor ihnen standen ein Greis und ein Dutzend Kinder am Ufer eines breiten, nicht sehr tiefen Flusses. Der Dorfälteste verfügte nicht über genügend

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